Bezirksfussball
Immer mehr Schiedsrichter fühlen sich auf dem Platz wie Freiwild
Schiedsrichter im Bezirk sind bei den Spielen immer häufiger Anfeindungen ausgesetzt. Immer mehr Unparteiische fühlen sich auf dem Platz wie Freiwild – und denken darüber nach, ihr Hobby an den Nagel zu hängen.
Do, 22. Jun 2017, 19:41 Uhr
Regio-Fußball
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"Mit der Tätlichkeit gegen einen Schiedsrichter wurde nun endgültig eine Grenze überschritten", erklärt Matthias Fesenmeier. Seit über 20 Jahren ist er als Unparteiischer in den Amateurligen unterwegs, unter anderem auch in der Verbandsliga. Ein alter Hase, kann man sagen. Ein Erfahrener, der schon viele heikle Situationen erlebt hat. Er bezieht sich auf einen Vorfall am letzten Bezirksligaspieltag in Ballrechten-Dottingen. Dort soll ein Schiedsrichter in der Kabine ins Gesicht geschlagen worden sein. Daher schlägt Fesenmeier Alarm. Denn es rumort unter den Referees.
Im April unterbrach ein Schiedsrichter eine Bezirksligapartie, nachdem er Mitte der zweiten Hälfte von Zuschauern rassistisch beleidigt worden war. Ließ durch den Stadionsprecher informieren, dass er bei einer Wiederholung die Begegnung gemäß des Regelwerks abbrechen würde. So weit so gut. Doch nach Wiederanpfiff erntete er für seine Entscheidung keineswegs Verständnis vom Publikum. Vielmehr wurden die letzten Minuten für den Unparteiischen zum Spießrutenlauf, Schmähungen ergossen sich über ihn – und am Ende zeigten die beteiligten Vereine nur Unverständnis für seine Entscheidung.
Verbale Beleidigungen gehören mittlerweile zum schlechten Ton auf dem Platz. Kasper, Witzfigur oder Blinder sind noch die harmlosesten Bezeichnungen, die sich Schiedsrichter jede Wochenende anhören müssen. Die erfahrenen Unparteiischen, mit vielen Jahren und Spielen auf dem Buckel, haben sich mittlerweile ein dickes Fell zugelegt, versuchen die Beleidigungen der Zuschauer zu ignorieren.
Die Schiedsrichterei ist für alle in den unteren Ligen ein Hobby. Es gibt lediglich eine Aufwandsentschädigung, Fahrtkosten werden erstattet. Dafür opfern sie jede Menge Freizeit. Sie stehen allein auf dem Platz, haben von Beginn an 22 Akteure und das Publikum gegen sich. Sie sind fehlbar, treffen auch mal falsche Entscheidungen und sind sich dessen bewusst.
"Ärgerliche Äußerungen über unsere Entscheidungen kann ich ja verstehen, da sind Emotionen im Spiel, aber wenn dir dann ein Spießrutenlauf durchs Publikum zur Kabine ansteht, dann ist dies nicht mehr akzeptabel", sagt Fesenmeier. So erging es ihm diese Saison schon ein paar Mal, er macht sich daher Sorgen. Immer mehr Kollegen denken darüber nach, ihr Hobby an den Nagel zu hängen. "Gefühlt sind von 50 Neulingen nach zwei Jahren noch zehn dabei. Die fragen entgeistert nach ihren ersten negativen Erfahrungen: ’Könnt ihr nichts dagegen machen?’", so Fesenmeier. Doch es sind nicht nur die Neuen, auch genug Altgediente an der Pfeife verlieren mittlerweile die Lust. Der Verband, aber vor allem auch die Vereine sind nun gefragt. Die Grenze des Erträglichen sei längst erreicht.
Das ist in seinen Augen auch mit ein Grund für die große Fluktuation. "Wenn wir über einen Zeitraum von fünf Jahren 150 neue Referees dazu gewinnen, verlassen uns gleichzeitig 150." Dixa erklärt, das in den ersten zwei Jahren 40 Prozent wieder abspringen. Eine richtige Lösung, wie man das Problem in den Griff bekommen kann, hat er auch nicht parat. "Hier sind die Vereine gefragt, auf ihr Publikum einzuwirken. Auch sollten wir die Bezirksaktion ’Gewalt gehört ins Abseits’ wieder stärker in der Vordergrund rücken." Dixa und sein Führungsteam kandidieren bei der Versammlung am Freitag für eine Wiederwahl.
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