Im Einsatz für die Artenvielfalt
Der Landschaftserhaltungsverband wirkt in allen Teilen des Landkreises / 44 Gemeinden gehören dazu.
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Seit der Gründung vor acht Jahren hat der 2,3 Mitarbeiter zählende Verband 3,2 Millionen Euro in Landschaftspflege investiert. Jedes Jahr setzen die Mitarbeiter rund 250 Projekte um, informiert der LEV in einer Pressemitteilung. Die Untere Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörde im Landratsamt seien dabei wichtige Partner. 2020 stehen dem Verband, an dessen Spitze Landrätin Dorothea Störr-Ritter als Vorsitzende steht, rund 800 000 Euro zur Verfügung. Etwa 400 Winzer, viele Landwirtschaftsbetriebe im Schwarzwald und landschaftspflegerische Familienbetriebe profitierten von den Einkünften. Einige hätten, schreibt der LEV, ihren Maschinenpark durch Investitionen in den vergangenen Jahren an eine naturschonende Bewirtschaftung angepasst. Messerbalken-Mäher, Böschungsschwader und ferngesteuerte Mähraupen seien mittlerweile gängig, müssten aber eingesetzt werden, damit sie rentabel sind.
"Artenschutz ist immer die Förderung von Lebensraumvielfalt auf kleiner Fläche", erklärt LEV-Geschäftsführer Reinhold Treiber. Dem Team sei wichtig, "dass etwas auf der Fläche ankommt", wie Mitarbeiterin Anne Böhringer in der Pressemitteilung zitiert wird. Einige Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Arbeiten sind: In Löffingen profitierten Tagschmetterlinge wie der Östliche Scheckenfalter von der großflächigen Wiederherstellung von Magerrasen auf Böschungen und Neuansaat von Magerwiesen. Bei Schluchsee werden dem LEV zufolge Moore mit der seltenen Moor-Fetthenne aufgewertet. In Blasiwald kann großflächig Arnika auf mageren Rinderweiden wachsen, am Thurner wurde ein Mädesüß-Feuchtgebiet für den Perlmutterfalter wieder hergestellt, bei Oberried Hochweiden gepflegt, so dass Quellmoore für seltene Orchideen wieder offen sind. Im Markgräflerland werden Hecken verjüngt und dienen wieder als artenreiche Vogelnistplätze, im Kaiserstuhl Rebböschungen gemäht für die Schmetterlingsart Schwarzfleckiger Ameisenbläuling und in der Rheinaue Trockenwälder für Blauäugigen Waldportier aufgelichtet. Zahlreiche neu angelegte Feuchtgebiete seien in der Rheinebene mittlerweile Lebensraum für Laubfrosch, Gelbbauchunke und Springfrosch, dort arbeitet der Verband auch mit Jägern zusammen. Im Fokus des LEV steht auch der Steinkauz, dem es auf Streuobstwiesen gefällt, die der Verband pflegt.
Die Offenhaltung der Landschaft sieht LEV-Mitarbeiterin Judith Streiling als wichtige und langfristige Aufgabe. Die schwere Arbeit der extensiven Bewirtschaftung könnten Landwirte nur leisten, wenn sie finanziell unterstützt werden. Der LEV fördert die Landschaftspflege mit Geldern aus der Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württembergs. Die involvierten Landwirte bekämen in diesem Rahmen 90 Prozent der Kosten erstattet, Gemeinden werden zu 50 Prozent gefördert, Vereine zu 70 Prozent.
Ein wichtiges Thema, mit dem sich der Verband auseinandersetzt, ist Geschäftsführer Treiber zufolge das Thema Insektensterben. Vorträge, Fortbildungen und Podiumsdiskussionen drehten sich darum. Zudem stellt der LEV den Eigentümern geeigneter Flächen ein speziell für Wildbienen geeignetes Saatgut zur Verfügung, wenn diese alte Rebterrassen und Streuobstwiesen anlegen. Jan Flessa vom LEV organisiert dieses Projekt, das die Naturgarten Kaiserstuhl GmbH finanziell unterstützt. Bei der Wiesenmahd kann der LEV ebenfalls unterstützen.
Auch der Biotopverbund spielt eine Rolle bei der LEV-Arbeit. Rebböschungen verbinden beispielsweise Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete, Eidechsen und Insekten nutzten diese als Ausbreitungskorridor. Bei der Rebböschungspflege wurden bereits große Erfolge durch den Einsatz von Messerbalken-Mähern und den Abtransport des Schnittguts erzielt, schreibt der Verband: 350 Rundballen Böschungsheu wurden 2019 produziert, insektenschonend gemäht und mit dem Nährstoffentzug ganz nebenbei auch der Blütenreichtum gefördert.
Sorgen bereiten dem LEV im Landkreis verschiedene Neophyten, die sich entlang von Bachläufen und auf Böschungen ausbreiten. Ein erstes Neophyten-Arbeitskreistreffen zeigte 2019, wie schwierig die Lage ist. Auf öffentlichen und privaten Erddeponien könnten sich Neophyten massiv vermehren, auf Baustellen würden sie nicht beachtet und weitertransportiert. Staudenknöterich, Robinie, Götterbaum und Drüsiges Springkraut verbreiteten sich so ungehindert weiter.
Der LEV unterstützt in der Region zahlreiche weitere Vorhaben. So wird über das Programm biologische Vielfalt die Straßenbauverwaltung bei der Aufwertung von Straßenbegleitgrün beraten, über den Naturpark Südschwarzwald werden Projekte vorbereitet zur Förderung der Schwarzwälder Flatterulme, Projektanträge für die Stiftung Naturschutzfonds und landkreisübergreifende Projekte inhaltlich so vorbereitet, dass sie förderfähig sind. Reinhold Treiber ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz und Gemeinden sowie die Suche nach gemeinsamen Lösungen zum Erfolg führten und informiert: "Trotz der aktuell schwierigen Situation laufen die Arbeiten draußen weiter."
Der verband
2012 wurde der Landschaftserhaltungsverband (LEV) als gemeinnütziger Verein gegründet. Zentrale Aufgabe ist "die Entwicklung von Natur und Landschaft im Konsens aller Beteiligten", wie der LEV auf seiner Website informiert. Im Vorstand arbeiten Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz zusammen.Zu den Mitgliedern des Verbands gehören 44 der 50 Gemeinden des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald (nicht dabei sind Eisenbach, Eschbach, Merzhausen, Pfaffenweiler, Sölden und Umkirch) sowie der Landkreis selbst, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), die Maschinenringe Breisgau, Markgräfler Land und Schwarzwald-Baar, der Landesnaturschutzverband (LNV), die Naturfreunde Baden, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Schwarzwaldverein und der Landesfischereiverband Baden.
Den größten Teil der Personalkosten trägt das Land Baden-Württemberg, der Rest wird durch Mitgliedsbeiträge finanziert. (Personelle) Unterstützung bekommt der Verband außerdem vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Weiter fließt Geld aus verschiedenen Förderprogrammen.
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