"Ich wollte immer Dinge gestalten"
ZISCH-INTERVIEW mit Astrid Siemes-Knoblich, Bürgermeisterin von Müllheim, über Klamotten, Reden halten und Campino.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Vier Zisch-Reporter der Klassen 4a und 4b der Rosenburgschule Müllheim, Nele Stöcklin, Danilo Markovic, Florian Dreshaj und Judith Anderlei haben Astrid Siemes-Knoblich, die Bürgermeisterin von Müllheim interviewt. Das Folgende ist ein Auszug dieses spannenden Treffens.
Siemes-Knoblich: Ich war 20 Jahre selbstständig, und als meine Kinder älter waren, habe ich überlegt, dass ich gerne eine neue Arbeit anfangen würde. Ich wollte gerne wieder in ein Unternehmen gehen – und aus dem Unternehmen ist dann das Unternehmen Stadt geworden. Einige Menschen aus Müllheim haben mich, als die Bürgermeisterwahl anstand, gefragt, ob ich mir vorstellen könnte zu kandidieren. Daraufhin habe ich mir das über viele Wochen sehr, sehr gut überlegt. Und dann fand ich: Das ist die Arbeit, die ich machen will!
Zisch: Was war Ihr Traumjob?
Siemes-Knoblich: Eigentlich hatte ich nie so einen typischen Traumjob. Früher wollte ich immer Lehrerin werden. Journalistin wollte ich auch mal werden, in dem Beruf habe ich auch ein paar Jahre gearbeitet. Ich wollte immer Dinge gestalten, nicht wie ein Bildhauer, aber zum Beispiel eine Stadt mitentwickeln, etwas in meinem Umfeld verändern. Das habe ich mir immer gewünscht. Etwas von mir dazulassen, so dass ich, wenn ich hier in 20 Jahren durch die Stadt gehe, mir sagen kann, da bin ich dabei gewesen.
Zisch: Wie finden Sie ihren Job?
Siemes-Knoblich: Den finde ich sehr abwechslungsreich, sehr spannend. Man lernt viel Neues, weil man sich ständig mit neuen Themen beschäftigen muss. So wie ihr jetzt in eurem Zisch-Projekt. Zu meinen Aufgaben gehört es ja unter anderem auch, regelmäßig die Zeitung zu lesen, um zu sehen, was so um uns herum passiert, was für unsere Stadt wichtig sein könnte, und dann daraus für unsere Stadt vielleicht was zu machen.
Zisch: Sind Sie aufgeregt, wenn Sie vor vielen Leuten sprechen?
Siemes-Knoblich: Nein, eigentlich nicht, das bin ich schon seit vielen Jahren beruflich gewohnt. Bei ganz besonderen Sachen, wenn zum Beispiel wie letztes Jahr unser Verkehrsminister zu Besuch kommt, habe ich schon ein bisschen Lampenfieber vorher. Aber wenn ich den Gast empfangen habe, oder sobald ich am Rednerpult stehe, ist dieses Lampenfieber wie weggepustet. Vorher Lampenfieber zu haben finde ich eigentlich sehr schön, weil es einem das Gefühl gibt, dass es eine besondere Situation ist, kein Alltag.
Zisch: Waren Sie schon einmal in einem anderen Land zu einer Besprechung?
Siemes-Knoblich: Ich war schon mal in der Schweiz und natürlich in Frankreich in unseren Partnerstädten, nach Italien werde ich hoffentlich noch fahren.
Zisch: Kennen Sie berühmte Leute?
Siemes-Knoblich: In meiner Bürgermeisterzeit bin ich schon einigen Ministern begegnet. Ich kenne aus meiner Schulzeit Campino, den Sänger der Toten Hosen, aber damals war er noch nicht berühmt.
Zisch: Was braucht man für Begabungen, um Bürgermeisterin zu werden?
auf Menschen
einstellen können"
Zisch: Haben Sie viel Freizeit?
Siemes-Knoblich: Nein. Aber das finde ich nicht ungewöhnlich für meinen Beruf. Ich arbeite so im Schnitt 60 bis 65 Wochenstunden. Die Freizeit, die ich habe, muss ich mir gut organisieren.
Zisch: Haben Sie jeden Abend einen Termin?
Siemes-Knoblich: Es gibt Wochen, in denen ich jeden Abend einen Termin habe, und dann gibt es wieder Zeiten, in denen es ruhiger zugeht.
Zisch: Muss man in Ihrem Job viel frei sprechen können?
Siemes-Knoblich: Ja, muss man. Ich muss ja eigentlich immer irgendetwas sagen. Wenn ich irgendwo auftauche, auf Veranstaltungen, Pressekonferenzen, bin ich immer gefragt, etwas zu sagen. Aber das ist Übungssache.
Zisch: Ist in Müllheim ein neues Gebäude in Bau oder in Planung?
Siemes-Knoblich: Von uns als Stadt selber nicht, aber es werden im Moment sehr viele Gebäude gebaut. Zum Beispiel auf dem alten Krankenhausareal werden mehrere Familienhäuser gebaut, und in der Werderstraße werden Mehrfamilienhäuser gebaut. Außerdem müssen wir uns um die Sanierung der Schulen kümmern. Bei euch in der Rosenburgschule wird ja momentan die Mensa gebaut. Wir müssen auch im Schulzentrum 1 weitermachen, unser Bürgerhaus sanieren. Wir bauen also nicht unbedingt neu, sondern bauen sehr viel um oder sanieren öffentliche Gebäude.
Zisch: Brauchen Sie besondere Kleidung für Ihren Beruf?
Siemes-Knoblich: Ich brauche keinen Arbeitsanzug, aber bei Veranstaltungen ziehe ich mich ordentlich an. Das ist, finde ich, ein Zeichen von Wertschätzung für sein Gegenüber. Das finde ich wichtig.
Zisch: Wie viele Stadtangestellte gibt es?
Siemes-Knoblich: 290 Personen sind in der Stadtverwaltung beschäftigt.
Zisch: Wird Müllheim größer?
Siemens-Knoblich: Ja, Müllheim wird größer, in der Tat. Das liegt einmal daran, dass immer mehr Menschen nach Süddeutschland ziehen, weil es uns hier wirtschaftlich gut geht. Die Unternehmen hier brauchen Mitarbeiter. Das hat natürlich auch etwas mit der Schweiz zu tun, mit Basel, wo auch gute Unternehmen sind, die Mitarbeiter brauchen. Außerdem ziehen viele Menschen aus dem Schwarzwald, aus den Tälern, aus kleinen Dörfern weg, weil es von dort aus für viele Kinder beschwerlich ist, zur Schule zu kommen, und für die Erwachsenen, jeden Morgen zur Arbeit zu fahren. Müllheim nimmt jedes Jahr so um die 200, 300 Einwohner zu. Ich denke, dass wir Ende 2015 deutlich über der 19 000-Einwohner-Grenze liegen werden.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.