"Ich wollte einfach kicken"
ZISCH-INTERVIEW mit Lars Hermel vom SC Freiburg über seine Profijahre, seine Arbeit als Jugendtrainer in der Fußballschule und seine alte Heimat Ostdeutschland.
Klasse 4a, Grund- und Gemeinschaftsschule Rust (Rust)
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Zisch: Mit wie vielen Jahren haben Sie das erste Mal Fußball gespielt?
Hermel: Das ist eine gute Frage. Im Verein mit acht Jahren, aber auf der Straße natürlich schon früher, so mit vier Jahren. Da haben auch Ältere gegen Jüngere gespielt, das war ganz gemischt.
Zisch: In welchem Verein haben Sie gespielt, bevor Sie zum SC Freiburg gekommen sind?
Hermel: Ich habe in meiner ganzen Fußballzeit nur drei Vereine gehabt: Meine ganze Jugend und die Zeit im Leistungszentrum war ich beim SC Karl-Marx-Stadt. Das ist eine Stadt in Sachsen, die heißt jetzt Chemnitz. Da war ich acht Jahre lang. Als ich erwachsen war, bin ich nach Zwickau gegangen, da habe ich auch etwa acht Jahre gespielt und dann waren es noch acht Jahre in Freiburg – dreimal acht (lacht).
Zisch: Wann waren Sie zum ersten Mal als Spieler im SC-Stadion?
Hermel: Das war 1998 und muss Ende August gewesen sein.
Zisch: Wie lange waren Sie Fußballprofi?
Hermel: Mit 18 bin ich Fußballprofi geworden und mit fast 36 habe ich aufgehört – also fast 18 Jahre.
Zisch: Warum wollten Sie Fußballspieler werden?
Hermel: Warum spielst du Fußball?
Zisch: Weil es mir Spaß macht.
Hermel: Genau! Und das ist es bei mir auch gewesen. Ich habe zuerst nicht das Ziel gehabt, Profifußballer zu werden. Sondern als ich klein war, wollte ich einfach kicken. Und diese Freude, diesen Spaß am Fußball, den habe ich jetzt immer noch genauso. Und dafür bin ich ganz dankbar.
Zisch: Haben Sie noch andere Hobbys außer Fußball?
Hermel: Ich habe eine Familie mit drei Kindern, und da ist mit Hobbys gar nicht mehr so viel. Aber wenn ich ein bisschen Zeit habe, fahre ich gerne mit dem Mountainbike den Berg hoch und runter. Ich habe einen Tag in der Woche frei, da freue ich mich immer drauf.
Zisch: Sind Sie reich?
Hermel: (lacht) Ich würde sagen, ich bin sehr reich an Erfahrung. Ich habe ganz tolle Erfahrungen gemacht, vor allen Dingen auch im Fußball. Reich ist relativ. Ich habe sicherlich das Glück gehabt, als Fußballprofi auch ganz gut zu verdienen, aber reich in dem Sinne, was du vielleicht darunter verstehst, bin ich bestimmt nicht.
Zisch: Wie viel verdient man als Fußballprofi?
Hermel: Das ist ganz unterschiedlich. Manche verdienen so wenig, dass sie nicht davon leben können. Andere verdienen sehr viel, mehrere Millionen im Jahr.
Zisch: Sind Sie nur wegen dem Fußball hierher in die alten Bundesländer gekommen, oder wollten Sie aus dem Osten raus?
Hermel: Ich bin ja nach der Wende noch lange dort geblieben. Andere Spieler waren viel schneller im Westen als ich. 1998 habe ich mich dann für den SC Freiburg entschieden. Ich hatte Angebote von mehreren Vereinen. Aber der SC hat sich am meisten bemüht und das war mir wichtig. Deshalb habe ich mich mit der Familie damals für Freiburg entschieden. Ich habe aber nicht gedacht, dass ich so lange bleibe.
Zisch: Spielen Ihre Kinder auch Fußball?
Hermel: Nein, ich habe zwei Mädels und einen Jungen. Der Junge ist schon erwachsen. Er spielt gerne Tischtennis und macht das richtig gut. Tischtennis ist eine super Sportart, finde ich. Das habe ich früher als Kind auch gerne gespielt.
Zisch: Und was machen die Mädchen gerne als Hobby?
Hermel: Meine Ältere ist im Tanzen und die Kleine, die macht so alles ein bisschen. Schwimmen und Turnen. Die hat sich noch nicht festgelegt, was ja auch gut ist.
Zisch: Würden Sie sagen, dass Freiburg Ihre Heimat geworden ist, oder möchten Sie irgendwann, zum Beispiel im Ruhestand, wieder zurück in den Osten?
Hermel: Leider sind meine Eltern schon verstorben. Das heißt, ich habe keine familiäre Anbindung mehr in der alten Heimat. Das ist schon meine zweite Heimat hier geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, wieder zurückzugehen. Was ich auch vom Fahrradfahren her sehr schätze, ist die schöne Natur hier.
Zisch: Was machen denn die vielen Profispieler, wenn die Profikarriere vorbei ist? Es werden hinterher ja nicht alle Trainer, so wie Sie. Haben die in der Regel noch einen Plan B? Zum Beispiel auch, wenn sie verletzungsbedingt aufhören müssen? Oder fallen da manche in ein Loch?
Hermel: Ja, das gibt es schon. Ich selber war auf einer Kinder- und Jugendsportschule. Dort gab es zwei Wege: entweder Abitur und Sportstudium oder eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker. Da fiel mir die Auswahl nicht schwer. Ich habe mich fürs Abitur entschieden und hätte danach das Sportstudium begonnen, was dann aufgrund der Wende nicht mehr ging. Weil ich aber nicht wusste, ob ich Profi werde, und weil der erste Vertrag so klein war, dass ich davon nicht hätte leben können, habe ich noch eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Das ging drei Jahre lang – "nebenbei" habe ich in der Dritten Liga gespielt. Das Schöne war, dass wir gleichzeitig zum Ende der Ausbildung mit Zwickau aufgestiegen sind und ich danach als Profi in der Zweiten Liga gespielt habe. Aber es war mir sehr wichtig, dass ich bei einer schwereren Verletzung noch einen Plan B gehabt hätte. Das haben sicherlich nicht alle, aber das gibt es bei anderen Berufen ja auch, nicht nur im Fußball. Jetzt bin ich seit zehn Jahren beim SC in der Freiburger Fußballschule und als Trainer zu arbeiten, das macht mir wahnsinnig Freude.
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