Ich kann was, was du nicht kannst!
Dank Facebook-Gruppen wird geliehen und getauscht – doch die sogenannte Sharing Economy funktioniert nur bedingt.
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In Facebook-Gruppen wie "Ich kann was, was du nicht kannst" oder "Skill Sharing Freiburg" proben Freiburger den Aufstand gegen den Konsumwahn. Statt neu zu kaufen wird geteilt, getauscht und verliehen. Damit liegen sie im Trend – weltweit haben sich Start-Ups und Projekte der Sharing Economy verschrieben. Ob die funktioniert? Eine lokale Spurensuche.
Perfekt für Julian, perfekt für Wolfram, schlecht für den Einzelhandel. Und doch ein weltweiter Trend, den Experten Sharing Economy nennen. Gemeinsamer Nenner: Wir kaufen nicht – wir teilen und tauschen, egal ob Dinge oder Dienstleistungen.
Ressourcenschonung
Dann wurde die Gruppe größer, inzwischen tauschen knapp 900 Freiburger. Julian findet das super – aus zwei Gründen: "Erstens können Studenten so einiges an Geld sparen. Zweitens schonen wir Ressourcen. Denn all die Dinge, die wir brauchen, liegen irgendwo bereits ungenutzt bereit. Durch das Internet ist die Kommunikation so einfach geworden, dass der Tausch auch stattfinden kann."
Ressourcenschonung – ein Thema, dem sich neben der kleinen Freiburger Facebook-Gruppe weltweit tausende Start-Ups und Projekte verschrieben haben. Beim Carsharing nutzen fremde Menschen Autos gemeinschaftlich, Uber und BlaBlaCar organisieren Mitfahrgelegenheiten, bei Airbnb kann man die eigene Wohnung Reisenden "leihen". Doch die neuen Angebote verdrängen alte, die wiederum protestieren: das Hotelgewerbe gegen Airbnb, das Taxigewerbe gegen Uber, die Bahn gegen BlablaCar.
Der Stein des Anstoßes: Oft sind die neuen Anbieter deutlich billiger, Facebook-Gruppen wie "Ich kann was, was du nicht kannst" vermitteln einst kostspielige Dienstleistungen sogar kostenlos. Die Befürchtung: Wer geht noch zum Friseur, wenn man bei Facebook innerhalb kürzester Zeit jemanden findet, der einem die Haare kostenlos schneidet? Wer beschäftigt die Umzugsfirma, wenn User gegen Almosen helfen?
Hagen Krohn, Gründer des Freiburger Co-Working-Spaces Grünhof, findet das nicht schlimm. "Ich habe keine Angst um den Einzelhandel. Kompetenz setzt sich bei Dienstleistungen durch, den Leuten ist die Frisur dann doch zu wichtig. Bei Konsumgütern hingegen ist die Idee doch perfekt. Nicht jeder braucht einen Billigbohrer – wenn sich ein ganzes Haus einen hochwertigen teilt, ist viel gewonnen." In seinem Co-Working-Space Grünhof hat Hagen Krohn diese Idee aus den sozialen Netzwerken ins Arbeitsleben übertragen. Dort teilen sich Kreative einen Raum, in dem sie gemeinsam an Projekten arbeiten. "Wir teilen nicht Konsumgüter oder Dienstleistungen, sondern Fähigkeiten." Einer kann Statistik, einer hat Ideen, einer ist ein guter Werber – gemeinsam sind sie stärker.
Egal ob Tauschhandel, Co-Working oder Carsharing – all diese Projekte verfolgen das Ziel einer besseren Welt. Kann das klappen? Es gibt Bedenken. Die Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlichte vor einem Jahr bereits einen Abgesang. Einer der Hauptvorwürfe: Die Sharing Economy ermutige uns, das ganze Leben als Kapital zu betrachten. Das Haus? Kann man zwischenvermieten. Das Auto? Mit Mitfahrern vollstopfen und Geld damit verdienen. Den Umzug? Kostenlos machen lassen.
später nehmen
Auch Julian de Kieviet von "Ich kann was, was du nicht kannst" ist etwas aufgefallen: "Am Anfang hatten wir viele Personen, die ihre Fähigkeiten angeboten haben. Inzwischen wollen die Leute immer öfter etwas haben. Das wollten wir so eigentlich nicht!"
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