"Ich hatte selbst immer panische Angst davor"
BZ-INTERVIEW: Franz Daschner über Salmonellen in der Klinik.
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FREIBURG. Der Apfelschnee war es. Ein Nachtisch aus Sahne und Apfelmus soll in der Mitarbeiterkantine im Fuldaer Krankenhaus die Salmonellen-Epidemie ausgelöst haben, an der bisher 262 Patienten und Mitarbeiter der Klinik erkrankt sind. Michael Brendler fragte Franz Dieter Daschner, den ehemaligen Leiter des Freiburger Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, wie so etwas möglich ist. BZ : Herr Professor Daschner, wie kann es sein, dass ein Keim, der in keiner Pommesbude etwas zu suchen hat, eine ganze Klinik befällt? Daschner : Drücken wir es so aus: Es erfordert viele Vorsichtsmaßnahmen, diesen Fall zu verhindern. Während meiner 30-jährigen Zeit am Freiburger Klinikum hatte ich selbst immer panische Angst davor, dass dasselbe auch bei uns passiert. Salmonellen kommen fast überall vor. Die Hälfte aller rohen Hühnchen ist kontaminiert. Und sobald Sie den Keimen die richtigen Bedingungen bieten, vermehren sie sich explosionsartig. Verdoppeln sich fast alle 15 Minuten. In einer Großeinrichtung haben sie da blitzschnell eine Masseninfektion. BZ : Aber wie stecken sich Patienten an einem Keim in der Mitarbeiterkantine an? Daschner : Um sich zu infizieren, müssen sie mit Tausenden von Bakterien auf einmal zu tun haben. Das geht eigentlich nur über die Nahrung. Also entweder haben auch Kranke die Kantine benutzt oder einer der Mitarbeiter hat in der Küche wiederum Zutaten oder Essen für die Patienten infiziert, in denen sich die Salmonellen wiederum vermehren konnten. Dies ist möglich, weil sie schon vor der eigentlichen Infektion selber die Keime mit dem Stuhl ausscheiden. Es kann ausreichen,wenn sich einer der Küchenangestellten nicht richtig die Hände gewaschen hat. BZ : Und es kostet mich dann drei Wochen, das herauszufinden. So lange haben die Fachleute in Fulda ja für das Aufspüren der Infektionsquelle gebraucht? Daschner : Wir haben in Freiburg in der Küche von jedem Essen immer eine Probe genommen und zwei Wochen eingefroren. Wir hätten in einem solchen Fall also nur unsere Kühlschränke durchsuchen müssen, um den Keim innerhalb von Tagen zu finden. Warum das in Fulda nicht möglich war, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie die Salmonellen erst in den Vorratskammern der Zulieferer entdeckt. Aber das, was hier passiert ist, kann jeder Großküche passieren, wenn sie sich nicht ständig um ihre Hygiene und Sicherheit bemüht.