Hungern mit Ana
Julia Fluhrer, Klasse 9bc, Clara-Schumann-Gymnasium & Lahr
Mo, 25. Apr 2016, 12:23 Uhr
Schülertexte
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In Deutschland gibt es rund fünf Millionen Menschen mit einer Essstörung, davon leiden zwischen 150 000 und 200 000 an Anorexia nervosa, besser bekannt als Magersucht. Laut den Zahlen, die auf Magersucht.de stehen, hat sich die Zahl der Magersüchtigen in den letzten Jahren verdreifacht. Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexia "Appetitverlust oder -verminderung". Das ist eine irreführende Bezeichnung, da nicht der Appetit, sondern in erster Linie das Essverhalten gestört ist. Der Zusatz "nervosa" weist auf die psychischen Ursachen der Essstörung hin. Anorexie wird gekennzeichnet durch signifikanten Gewichtsverlust, hervorgerufen durch extreme Diät. Bei dem Versuch, immer noch mehr Gewicht zu verlieren, vermeiden Magersüchtige die Nahrungsaufnahme und nehmen zusätzlich Abführmittel, was im Extremfall bis zum Tode führen kann.
Anorexie kann ihre Ursache bei Traumatisierten oder auch bei Opfern von sexuellem Missbrauch oder Misshandlung finden. Aber auch gesellschaftliche und kulturelle Faktoren spielen oft eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt trägt auch Kritik von Verwandten und Gleichaltrigen ihren Teil dazu bei, dass es zu einer Sucht kommen kann.
Von Anorexia nervosa sind meist junge Mädchen im Alter von elf bis zwanzig Jahren betroffen. Junge Männer sind seltener betroffen, aber auch immer öfters. Die Erkrankung nimmt in den westlichen Industrieländern am deutlichsten zu: In Deutschland wurden laut Statistik-Portal im Jahr 2000 rund 5000 Fälle von Anorexie behandelt. 2014 waren es fast 8500 Fälle. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass die Erkrankung gehäuft in der oberen Mittelschicht und Oberschicht zu beobachten ist.
Mit der Zeit entwickeln Essgestörte eine andere Selbstwahrnehmung. Wenn die Krankheit signalisiert "Du bist zu fett", dann findet man sich auch zu fett. Selbst hervorstehenden Knochen werden als überflüssige Körpermasse angesehen. Andere Folgen sind Haarausfall, eine verlangsamte Herzfrequenz und auch Nierenversagen. Ebenfalls typisch für die Anorexie ist die Personifizierung der Essstörung, Ana ist nicht länger eine Krankheit, sondern plötzlich die neue beste Freundin.
Am deutlichsten wird das in dem Manifest "Brief von Ana": "Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name, oder wie ich von sogenannten Ärzten genannt werde, ist Anorexie. Mein vollständiger Name ist Anorexia Nervosa, aber du kannst mich Ana nennen. Ich hoffe, wir werden gute Freunde. In der nächsten Zeit werde ich viel Zeit in dich investieren und ich erwarte genau dasselbe von dir!"
Dieser Brief tauchte plötzlich im Internet auf, deutlich wird auch, wie junge Frauen darin dazu aufgefordert werden, mit der Krankheit zu verschmelzen. Ana ist keine Krankheit, sondern Teil der Persönlichkeit. Genau deswegen ist es wichtig, dass die Betroffenen ihre Krankheit anerkennen und Ana als eine ernst zu nehmende psychische Störung wahrnehmen, denn nur so ist es möglich, eine Therapie erfolgreich zu beenden.
Unterstützungsangebote gibt es sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Je nachdem, wie stark das Krankheitsbild ausgeprägt ist, stehen viele Möglichkeiten offen. Viele Patienten suchen erst einmal lieber Selbsthilfegruppen oder auch anonyme Hilfen im Netz auf, bevor sie sich in eine Klinik begeben. Qualifizierte Hilfsorganisationen und auch Kliniken findet man inzwischen in fast jeder größeren Stadt.
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