Seilspringen
Hochgeschwindigkeitshüpfen - badische Meisterschaft im Rope Skipping in Auggen
Früher hieß es Seilspringen. Heute nennt sich die Sportart Rope Skipping und gehört zu den großen Trends im Deutschen Turnerbund. Der TuS Auggen richtete die badische Meisterschaft aus - mit dabei die amtierende Deutsche Meisterin.
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ROPE SKIPPING. Früher hieß es Seilspringen, heute ist es Rope Skipping. Die Sportart, eine der jüngsten des Deutschen Turnerbundes, zieht immer mehr Mädchen an – und auch manche Jungen. In Auggen konnte man diesen Hype am Sonntag erleben: 60 Rope Skipper zwischen 10 und 22 Jahren nahmen dort an der badischen Meisterschaft teil – unter ihnen die amtierende Deutsche Meisterin.
Auf vier Feldern springen die Athleten parallel Seil. Es macht klack, bumm, klack, bumm. Klack, wenn das Kunststoffseil auf den Boden schlägt, bumm, wenn die Füße der Springer für ein paar Millisekunden auf dem Boden landen, sich anschließend so schnell wie möglich wieder abdrücken, um nicht dem erneut herbeirauschenden Seil im Weg zu stehen.
Zwischen Klackbummklackbumm macht es klickklickklick. Kampfrichterinnen zählen vom Feldrand aus die Sprünge. Ihr Blick ist ein Mix aus Konzentration und Langeweile. Aber klar, da lächelt keiner mehr, wenn er stundenlang auf einem Handzähler drückt und klickt und dabei eine saftige Sehnenscheidenentzündung im rechten Daumen riskiert.
Auf einem der Felder quält sich Jessica Heck. Die 18-Jährige von der TSG Seckenheim hat sechzig Sekunden hinter sich. Sie atmet tief, starrt Löcher in die Hallenwand, hüpft und hüpft und hüpft. Eine Teamkollegin ruft von der Seite, sie solle es durchziehen, das Tempo halten, nicht aufgeben. Jessica sieht so aus, als würde sie ihrer Kollegin am liebsten das Springseil gegen den Kopf donnern. Nachdem die drei Minuten rum sind, sagt sie, dass ihr diese Motivation helfe. Sie sagt auch, dass sie diese Disziplin eigentlich hasse.
Vier Disziplinen sind es, die die Rope Skipper absolvieren müssen. Die erste: 30 Sekunden Speed – innerhalb dieser Zeit so oft wie möglich seilspringen. Die Besten schaffen an diesem Tag über 80. Die zweite: drei Minuten Speed, selbes Spiel, nur länger. Die dritte: Double Under, pro Sprung zweimal unter den Füßen durchschwingen, oder Triple Under, das Pendant mit drei Schwüngen. Die vierte: Freestyle. Jeder Athlet denkt sich eine Choreographie aus und spult diese zu einem eigens gewählten Lied innerhalb von 75 Sekunden ab. An jenem Mittag läuft viel Teenie-Tanz-Pop. Die Jungen an der Hallenwand wippen dazu mit den Füßen.
Manja Engelfried steht nach einem Durchgang schnaufend neben ihrer Mutter. Ein älterer Mann spricht die 22-Jährige vom TuS Auggen an, meint, er könne das keine drei Minuten durchhalten. Der Mann lächelt, Manja nickt, kann noch nicht reden, muss erst was trinken. Dann sagt sie, dass das reine Trainingssache sei.
Sie muss es ja wissen. In der Grundschule lernte sie Rope Skipping kennen. Anschließend turnte sie, ließ das Seil nicht aus den Augen, gründete 2011 in Auggen eine Rope-Skipping-Abteilung beim TuS. Mit sieben Springerinnen startete sie. Heute trainiert sie 100 Kinder und Jugendliche. In Baden-Württemberg gibt es circa 120 Vereine. Ganz genau kann man das nicht wissen, sagt Henner Böttcher aus dem technischen Komitee der Rope Skipper im Deutschen Turnerbund (DTB). "Es gibt hier und dort Gruppen, die nur Showauftritte machen, aber keine Wettkämpfe." Die Sportart boomt laut Böttcher, der 2002 mit dafür gesorgt hat, dass Rope Skipping zu einer anerkannten Sportart wurde und sich dem DTB anschloss.
Der einzige Junge des Wettkampfes rast mit dem Seil auf derselben Stelle. Louis Müller, 15, gibt Gummi, damit er sich fürs Bundesfinale qualifiziert. "Das wäre ein Traum." Diesen hat sich Anna Uhl schon mehrmals erfüllt. Die amtierende Deutsche Meisterin verfolgt ein anderes Ziel: erneut Deutsche Meisterin werden. Die Rope Skipperin des TSV Neutraubling trainiert viermal pro Woche. Und das sieht man. Beim Freestyle geht nichts schief. Die 16-Jährige steht einen Salto, verliert das Seil nicht, wenn sie es zwischen den Beinen hin und her wedelt, hier ein Rad schlägt, dort einen Handstandüberschlag einbaut. Manja Engelfried freestylt auch überzeugend. Am Ende wird sie Vierte – und qualifiziert sich für die Deutsche Meisterschaft. Da klatschen auch die beiden Jungs kräftig in die Hände. Und das so lässig wie möglich.