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Historisches – spannend verpackt

Ein Jugendroman von Anne C. Voorhoeve  

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"Bist du verrückt geworden, Philippa. Ich kann dich hier wahrlich nicht gebrauchen!" Philippa, die eigentlich von allen Fritzi genannt wird, kann es nicht fassen: Zwei Jahre hat sie ihre Mutter nicht gesehen, hat das Wiedersehen herbeigesehnt – und dann wird sie so begrüßt! Es ist doch wohl klar, dass Fritzi zu ihrer Mutter will. Schließlich herrscht Krieg in Deutschland, der Vater ist an der Front, die Mutter im halbzerstörten Berlin, Fritzi wurde wegen der Kriegsgefahren in der Hauptstadt die Provinz fortgeschickt. Jetzt ist sie wieder da – und so wenig willkommen.

Von Anfang an zeichnet Anne C. Voorhoeve in ihrem neuen Jugendroman "Einundzwanzigster Juli" in klaren, einfachen Worten ein realistisches Bild vom Leben in Kriegszeiten: Die Angst vor den Bomben, der Kampf um ein Dach über dem Kopf und um das tägliche Brot, das schwierige Miteinander zwischen denen, die noch etwas zu verteidigen haben und denen, die bei wildfremden Menschen um Hilfe betteln müssen. Das ist an sich schon eindrucksvoll, führt aber erst hin zur eigentliche Geschichte. Diese beginnt erst viele Seiten später, als Fritzi sich längst dem Willen ihrer Mutter gebeugt hat und ihre Tante Lexi sie erneut zu Verwandten aufs Land gebracht hat.

Dann, am 21. Juli 1944, passiert etwas, das Fritzis Leben auf den Kopf stellt: Auf Schloss Lautlitz in Württemberg hört sie, dass auf ihren "geliebten Führer" ein Attentat verübt wurde. Doch erst recht fassungslos ist Fritzi, als sie erfährt, dass ihre Familie an der Verschwörung beteiligt war. Hitlers Staatspolizei lässt nicht lange auf sich warten und nimmt alle – vom Kleinkind bis zur Großmutter – in Sippenhaft.
Eine Odyssee durch

Gefängnisse und

Konzentrationslager

Es beginnt eine lange entbehrungsreiche Odyssee durch Gefängnisse und Konzentrationslager. Hier erlebt Fritzi Krankheit und Hunger, Angst vor den Nazis und den herannahenden Russen. Doch trotz lauernder Todesgefahr beginnt Fritzi im Kreise ihrer Familie zu erkennen, worauf es in dieser Extremsituation ankommt: Zusammenhalten, ehrlich sein, einander helfen, nach vorne schauen. Wichtig ist, worauf auch die Verschwörer gehofft hatten: das Danach.

Anne C. Voorhoeve, die in Berlin auch als Drehbuchautorin arbeitet und für ihren 2007 veröffentlichten Roman "Liverpool Street" den renommierten Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle gewonnen hat, hat sich erneut für ein historisches Thema entschieden. Dabei erzählt sie entlang der tatsächlichen Ereignisse um das Hitler-Attentat und schildert ihre Figuren authentisch – wenn sie auch den Namen Stauffenberg durch den Namen Lautlitz ersetzt hat. Das ermöglicht ihr mehr schriftstellerische Freiheit, vermittelt den jungen Leserinnen und Lesern aber dennoch viel Faktenwissen.

Fritzis Wandlung von der Jugendlichen, die Adolf Hitler aus der Ferne glühend verehrte, zu der jungen Erwachsenen, die die Brutalität und Unmenschlichkeit der Diktatur hautnah erlebt und sich bewusst von der Führerfigur abwendet, ist überzeugend – und dabei wenig spektakulär. Sie gelingt der Schriftstellerin durch nichts weiter als durch das klare und unmissverständliche Schildern von historischer Wahrheit, heruntergebrochen auf eine verständliche Ebene.

– Anne C. Voorhoeve: Einundzwanzigster Juli. Roman. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2008. 352 Seiten, 14,95 Euro. Ab12.

Ressort: Literatur

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