Hightech direkt an der Grenze
Südkoreanisches Dorf nahe Nordkorea wird zum Smart Village / Isoliert gelegener Ort ist das weltweit erste 5-G-Dorf.
Dirk Godder
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SEOUL/DAESEONG-DONG. Von außen macht das südkoreanische Dorf Daeseong-dong einen friedlichen Eindruck. Doch seine Nähe zu Nordkorea bedeutet für die Einwohner große Einschränkungen. Eine technische Entwicklung verändert jetzt ihr Leben: Daeseong-dong ist das weltweit erste 5-G-Dorf. Die Anbindung an das superschnelle Mobilfunknetz seit Juni dank der auch werbewirksamen Unterstützung des Mobilfunkanbieters KT macht den isoliert liegenden Ort zu einem Smart Village, einem intelligenten Dorf mit Hightech.
Die 46 Haushalte sind überwiegend auf Versorgung von außen angewiesen. Es gibt keinen Supermarkt und keine Arztpraxis für die meist älteren Bewohner. Jeder Besuch von außen wird streng kontrolliert. Doch die Bewohner können das beste Netz nutzen, das es derzeit gibt. Das Mobilfunknetz der fünften Generation ermöglicht schnelleren Datentransfer. "Wir hoffen, dass KTs 5-G-Dorf das Leben und die Sicherheit der Bewohner stark verbessert", sagte der Chef des Mobilfunkanbieters, Hwang Chang Gyu. Von den Bewohnern und Dorfchef Kim Dong Gu hört man vor allem eins: 5G macht das Leben bequemer und einfacher.
Die Anbindung von Daeseong-dong ist Teil des Projekts "Giga Story", das KT vor fünf Jahren ins Leben rief, um abgelegenen Gegenden den Zugang zu schnelleren Netzen zu verschaffen. Im April dieses Jahres aktivierten KT und die einheimischen Rivalen SK Telecom und LG Uplus ihre 5-G-Dienste – weltweit war es der erste Start für den 5-G-Massenmarkt.
Die Dorfbewohner, von denen der größte Teil von der Landwirtschaft lebt, genießen zwar Steuerfreiheit sowie ein relativ hohes Einkommen, und die Männer sind vom Militärdienst befreit. Doch für sie alle gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Sie müssen sich mindestens acht Monate im Jahr im Dorf aufhalten, sonst droht das Wohnrecht zu verfallen.
Der Aufbau von Smart-Farmen erlaubt den Betreibern, ihre Felder aus der Ferne zu überwachen und zu bewässern. Jetzt reiche meist ein Knopfdruck, sagt der Landwirt Kim Yong Seob, als er demonstriert, wie durch ein Smartphone-App die Bewässerungsanlage auf einem Feld anspringt. "Ich kann die Äcker selbst von Seoul aus kontrollieren, es ist alles viel bequemer als vorher."
Neben Reis, Sojabohnen und Paprika lassen sich jetzt laut Kim sogar Erdbeeren züchten, die vorher nie in Daeseong-dong wuchsen. Auch die Tore der zwei Kilometer entfernten Wasserpumpstation öffnen und schließen sich jetzt per Befehl vom Verwaltungsgebäude des Dorfes aus, vorher waren beim Gang zur Pumpe stets Soldaten dabei. Jedes Haus verfügt über einen Alarmknopf. Wird der im Notfall gedrückt, zeigt es Kim Dong Gu auf dem Monitor an, wo der Alarm ausgelöst wurde.
Selbst der Unterricht in der Schule und der Schulsport erlebt dank 5G eine neue Dimension. Die nur 30 Schüler der Grundschule, die bis zur fünften Klasse reicht, lernen nicht nur früh zwischen virtueller Realität (VR) und erweiterter Realität (AR) zu unterscheiden und was Mixed Reality (MR) und künstliche Intelligenz (KI) bedeuten, sie lernen auch den Umgang mit Smart-Geräten. Zum Unterrichtsstoff der "Giga School" gehört das Programmieren. Die elfjährige Lee Da Eun führt ihr Programm vor, das eine virtuelle Tour durch das Dorf per VR-Brille ermöglicht. "Du kannst alles mit den Augen erleben, und du kannst kreieren, was du willst." Der Kontrast zwischen dem 5-G-Dorf und der gegenüber liegenden Siedlung in Nordkorea könnte größer nicht sein. In Kijong-dong leben keine Zivilisten, sagen Militärs, es ist nur Kulisse.