Umwelt
Hier ein bisschen, da ein wenig: Frühlingsvorboten sind da
Kaum steigen die Temperaturen und die Sonne zeigt sich hin und wieder, schon erwacht die Natur. Die ersten Blüten sind da, Störche kommen zurück. Was hört man sonst, was sieht man schon?
Martin Oversohl
So, 16. Feb 2025, 17:00 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Stuttgart (dpa/lsw) - Falls Sie sich gefragt haben sollten: Das Hochdruckgebiet, das den langen Regen vertrieben hat, heißt Finja. Nach den Pfützen und Nebelschwaden soll es zwar erst in den kommenden Tagen wärmer werden. Dennoch geht schon ein erster Hauch von Frühling übers Land. Denn das Wetter hatte bereits seine milden Phasen, erste Pflanzen und Tiere sind nach Angaben von Naturschützern aus ihrem Versteck gelockt worden.
"Grundsätzlich ist aber noch alles recht ruhig in der Natur", sagt Janice Pahl, Referentin für Natur- und Umweltinformation beim Naturschutzbund (Nabu) Deutschland. Das könnte sich angesichts der Aussichten auf warme Tage bald ändern.
Was blüht schon?
Nicht viel, sagt Nabu-Expertin Sabrina Essel. "Die Pflanzenvielfalt hält sich noch sehr bedeckt." Fleißig blühen teilweise schon Gänseblümchen und Schneeglöckchen, die mit dem Frost gut zurechtkommen. Erste Krokusse stehen im Stuttgarter Schlossgarten, auch einzelne März-Veilchen sind zu sehen, während etwa am Stromberg die stinkende Nieswurz ihren "Duft" verteilt, um Hummeln anzulocken.
Auch ein heimischer Wildstrauch steht schon in voller Blüte. "Die Hasel bringt zwar viele Menschen mit Pollenallergie zum Niesen, doch ist sie gerade für viele Schmetterlingsraupen wie die des ‚Grünen Blattes‘ unverzichtbar", erläutert Essel. Die erste Haselblüte wurde laut Deutschem Wetterdienst schon vor einem Monat aus dem Oberrheingebiet gemeldet. In höheren Lagen, wie auf der Schwäbischen Alb, setzt die Blüte erst jetzt langsam ein.
Langfristige Beobachtungen zeigen jedoch einen klaren Trend, wie Miriam Plappert, Naturschutzreferentin des BUND, sagt. "Frühblüher beginnen heutzutage deutlich früher zu blühen als noch in den 1990er-Jahren." Und der jüngste Schnee? Macht den Frühblühern nichts aus, wie Plappert sagt. "Sie sind darauf eingestellt und haben pflanzeneigene Frostschutzmechanismen."
Was singt schon?
Vor den Nistkasten balzen die Stare, die Kohlmeisen rufen ebenso lautstark wie die Rotkehlchen und der Waldkauz, sagt NABU-Ornithologe Stefan Bosch, der auch für den NABU spricht.
Die kahlen Äste machen vor allem das Erspähen des einen oder anderen Vogels in dieser Jahreszeit einfacher. Unter anderem lassen sich Spechte leichter beobachten, da die Bäume noch nicht belaubt sind, wie die Artenschutz-Expertin des Nabu im Südwesten, Alexandra Ickes, sagt. "Das macht den Einstieg in die Welt der Vogelstimmen wesentlich einfacher." Wer Hilfe, Tipps oder einen Merkspruch benötigt, findet das Wichtigste auch online.
Was sieht man bei den Tieren?
Erste Vorboten gibt es zwar, hier erwacht mal ein Igel aus dem Winterschlaf, wenn es kurz wärmer wird, dort fliegen vielleicht Insekten. "Ansonsten ist es jetzt grad noch so kalt, dass wir da wenig Aktivität haben", sagt Nabu-Referentin Pahl. Die meisten Zugvögel, Schwalben etwa, kämen erst ab März zurück, weil dann die Brutzeit beginnt. Die Flugzeit erster größerer Gruppen von Wild- und Honigbienen steht noch bevor.
Störche: Auf den Feldern sind bereits seit Ende Januar die ersten Störche zu sehen, die auf den Müllkippen in Spanien oder in Marokko überwintert haben. In diesem Jahr waren sie besonders früh dran: "Die Störche haben die warme Westströmung genutzt, um in ihr Brutgebiet zu fliegen", sagt der Nabu-Fachbeauftragte Stefan Eisenbarth. "Teilweise waren die Störche dieses Jahr acht bis zehn Tage früher an ihrem Horst anzutreffen." Unter anderem in Freiburg beziehen sie schon ihre Nester.
Manche hätten sich aber auch gar nicht erst auf den Weg in den wärmeren Süden gemacht, wie Plappert sagt. "Das ist ein zunehmendes Phänomen." Hotspot für Störche ist die Oberrhein-Region. Es sind aber bei weitem noch nicht alle zurückgekehrt: Die sogenannte Hauptzugzeit geht bis Mitte März.
Erste Straßen wegen Krötenwanderungen gesperrt
Kröten: In der Rheinebene und auch in der traditionell wärmeren Bodensee-Region sind die ersten Straßen gesperrt, weil einige Kröten, aber auch Frösche, Molche und andere Amphibien wie Salamander ihre Winterstarre beendet und mit dem nächtlichen Wandern zu den Laichgewässern begonnen haben. Ihre Wege führen sie oft über Straßen, die schnell zu einer Todesfalle werden können. Jährlich sterben Tausende Amphibien auf den Straßen.
Nach Angaben des BUND hat die Amphibienwanderung aber bisher nicht richtig begonnen. "Die Temperaturen sind aktuell noch zu niedrig und viele Gewässer sind zumindest nachts noch gefroren", sagt Plappert. Es sei normal und auch gut, dass die Tiere noch nicht wanderten. Durch den jüngsten Schnee und Frost wären wandernde Tiere nicht mehr so mobil und leichte Beute für Fressfeinde.
"Meistens geht es so Ende Februar, Anfang März los", sagt Plappert. Aus der Winterstarre erwachten die Tiere, wenn die Temperaturen auch nachts wieder einige Zeit lang über fünf Grad lägen.
© dpa-infocom, dpa:250216-930-376540/2