Herbergsmutter – ein toller Beruf
ZISCH-INTERVIEW mit Brit-Ulrike Stohr von der Jugendherberge Hebelhof auf dem Feldberg über ihren Job.
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Wir Viertklässler der Rappoltsteiner Grundschule in Eschbach machten im Mai eine Klassenfahrt auf den Feldberg. Wir waren dort in der Jugendherberge Hebelhof. Besonders hat uns die Arbeit der Jugendherbergseltern interessiert. Deshalb haben wir, Sören Bäumle, Fabienne Degenhardt, Sophia Hiss und Paul Neumaier die Jugendherbergsmutter Brit-Ulrike Stohr interviewt.
Brit Stohr: Wir sind seit 15 Jahren Herbergseltern.
Zisch: Wie alt waren Sie, als Sie angefangen haben?
Stohr: Ich war 29 und mein Mann 27 Jahre alt.
Zisch: Wie lange gibt es den Hebelhof?
Stohr: Der Hebelhof war früher zuerst ein bekanntes Hotel, ihn gibt es seit etwa 1907. Ungefähr 1950 wurde er eine Jugendherberge (JH).
Zisch: Wie heißen die Gründer der Jugendherberge?
Stohr: Der Lehrer Richard Schirrmann hat die Idee für Jugendherbergen gehabt. Er war mit Schülern unterwegs und hatte bei einem Gewitter Schwierigkeiten mit der Unterbringung, nur in einer leer stehenden Schule durften sie schlafen.
Zisch: Gehört Ihnen die JH?
Stohr: Sie gehört dem Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Jugendherbergswerks.
Zisch: Wohnen Sie auch hier? Haben Sie Haustiere?
Stohr: Wir wohnen im obersten Geschoss. Wir hatten einen Hund. Er wurde aber leider überfahren.
Zisch: Wie viele Zimmer und Betten gibt es hier?
Stohr: Es gibt 286 Betten in 65 Zimmern und 14 Räume, die die Gäste nutzen können, zum Beispiel die Turnhalle, Aufenthaltsräume und ganz neu ist der Entspannungsraum mit Liegekino.
Zisch: Wie viele Menschen arbeiten in der Jugendherberge? Und was arbeiten Sie?
Stohr: Es gibt einen Hausmeister und in der Küche arbeiten drei Personen. Dann gibt es noch einen Assistenten, zwei Zivildienstleistende, einen FSJler, zwei Jugendherbergseltern, eine Reinigungskraft, eine Reinigungsfirma und noch eine Firma, die für die Bettwäsche zuständig ist.
Zisch: Wie viele Besucher kommen pro Jahr? Kommen mehr im Sommer oder im Winter?
Stohr: Im Winter kommen mehr Gäste. Im Jahr 2009 waren es 32 000 Übernachtungen und etwa 10 348 Besucher.
Zisch: War das schon immer Ihr Traumberuf?
Stohr: Nein. Ich habe zuerst eine Ausbildung zur Lehrerin gemacht. Ich wusste gar nicht, dass es den Beruf gibt. Ich habe ein Praktikum in einer Jugendherberge gemacht und war begeistert davon.
Zisch: Mussten Sie irgendeine Ausbildung machen?
Stohr: Es ist keine bestimmte Ausbildung vorgeschrieben. Ich bin Hauswirtschaftslehrerin und Leiterin und Fachwirtin für Organisation und Führung.
Zisch: Verdienen Sie gut?
Stohr: Ich bin zufrieden. Je besser man das Haus führt, desto besser ist das Gehalt. Der Verdienst hängt auch davon ab, wie viele Gäste kommen und wie gut man mit dem Geld wirtschaften kann.
Zisch: Wann stehen Sie morgens auf und richten alles?
Stohr: Ich stehe um 6 Uhr auf. Um 7 Uhr beginnt die Küchenarbeit. Viel wird aber schon am Vorabend gerichtet.
Zisch: Müssen Sie viel Hausarbeit erledigen?
Stohr: Meine eigene Hausarbeit und im Notfall helfe ich in der JH. Meine eigentliche Arbeit ist die Organisation, zum Beispiel Freizeitangebote für Schulklassen zu entwickeln.
Zisch: Macht Ihnen der Beruf Spaß? Was mögen Sie am liebsten an der Herberge?
Stohr: Der Beruf macht mir sehr viel Spaß, weil er so abwechslungsreich ist. Am liebsten mag ich, dass man viele neue Dinge ausprobieren kann und dass ich viele neue Menschen kennenlerne, Gäste, aber auch immer wieder Praktikanten aus ganz Europa, Zivis und FSJler. Manchmal kommen auch Gäste, die schon im ehemaligen Hotel Hebelhof gewohnt oder gearbeitet haben.
Zisch: Was würden Sie gerne noch verbessern?
Stohr: Ich würde gerne noch viel verbessern, aber das Haus gehört nicht mir. Für größere Arbeiten, wie Renovierungen oder das neue Buffet ist unser Verband zuständig. Manche Sachen kann man selber machen, wie zum Beispiel das neue Liegekino. Aber es geht eben nicht alles auf einmal.
Zisch: Wie lange bleiben die Gäste hier?
Stohr: Manche Familien bleiben zwei Wochen, in der Regel aber zwei bis vier Tage.
Zisch: Wie viele Teilnehmer hatte die größte Gruppe?
Stohr: 300, wir haben die Hütte nebenan dazu gemietet.
Zisch: Musste schon mal jemand nach Hause geschickt werden und hatte schon mal jemand Hausverbot?
Stohr: Es musste schon öfter jemand nach Hause geschickt werden. Zum Beispiel wenn jemand etwas gestohlen hatte. Das machen dann aber die Lehrer oder Gruppenleiter. Hausverbot gab es schon mal für Fremde, die sich eingeschmuggelt haben und sich einfach beim Buffet bedient haben.
Zisch: Wurde schon einmal in die JH eingebrochen?
Stohr: Es hat schon mal jemand versucht, aber nicht geschafft.
Zisch: Was war Ihr schönstes Erlebnis in der JH?
Stohr: Mein interessantestes, aber auf keinen Fall schönes Erlebnis war der Winter 2005/06. Da hat es von Dezember bis April fast ununterbrochen geschneit. In unserer Wohnung hatten wir fast fünf Monate kein Tageslicht und keine Frischluftzufuhr, da der Schnee sich vor den Fenstern meterhoch getürmt hat. Auch in den Gemeinschaftsräumen war es dunkel. Zum Teil mussten wir Bretter vor die Fenster stellen, damit der Schnee nicht die Fenster eindrücken konnte. Auf dem Dach lag so viel Schnee, dass er unsere Dachgaube in der Privatwohnung nach unten gedrückt hat.
Zisch: Was ist dann passiert?
Stohr: Dadurch haben sich im Fußboden Risse aufgetan. Bis eine Firma kam, um den Schnee abzuschaufeln, habe ich vor lauter Angst nicht mehr geschlafen. Die Straßen wurden wegen Lawinengefahr gesperrt und wir hatten kein Brot und keine Brötchen mehr. Aber einen tollen Bäcker, der uns das Brot mit dem Pistenbulli gebracht hat. Damals ist der letzte Schnee erst im Juli geschmolzen. Das war wohl das interessanteste, was ich hier erlebt habe, aber auch sehr bedrückend. Da habe ich erst gemerkt, wie wichtig Licht und Sonne sind.
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