Holland

Helfer vom Nikolaus: Wird der Schwarze Piet bald bunt?

In Holland ist der Helfer vom Nikolaus schwarz. Der Schwarze Piet eben. Wegen Rassismusvorwürfen soll der niederländische Knecht Ruprecht nun bunt werden. Doch da machen die Pieten-Fundamentalisten nicht mit.  

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Ein bunter Piet zwischen traditionellen.  | Foto: dpa
Ein bunter Piet zwischen traditionellen. Foto: dpa

Die niederländischen Kinder können es kaum noch erwarten: In gut drei Wochen wird der Sinterklaas mit seinem Dampfschiff anlegen, an Bord die Geschenke. Das weiß jeder. Doch das große Rätsel ist: Wie werden die lustigen Helfer vom Nikolaus aussehen, die Schwarzen Pieten? Wegen der Rassismusvorwürfe soll das Fest nun multikulturell werden. Doch da machen die Pieten-Fundamentalisten nicht mit.

"Rettet das Sinterklaas-Fest" ist ihr Slogan, und sie schrecken vor nichts zurück: Wütende Leserbriefe, Boykottaufrufe gegen Geschäfte und Todesdrohungen. Wer dem Piet an die Schminke will, muss sich sehr warm anziehen. Noch nie war der Streit um das Fest so erbittert. Dabei liebt jeder die Pieten: Sie sind fröhlich, immer zu dummen Streichen aufgelegt und bringen den Kindern am Abend des 5. Dezember die Geschenke. Der Haken an der Sache: Der Piet ist schwarz, bunt kostümiert mit Pumphose, einer Feder am Hut, trägt große goldene Ohrringe, die Lippen sind dick und rot geschminkt. Und er ist der "Knecht" des guten weißen Mannes.

Für Quinsy Gario ist sonnenklar: "Zwarte Piet ist Rassismus." Der Künstler hatte im vergangenen Jahr die Proteste in Gang gesetzt. Für ihn und andere schwarze Niederländer aus den früheren Kolonien Surinam und den Antillen ist die Figur ein Symbol der grausamen Sklavenzeit und der alltäglichen Diskriminierung.

Dem stimmte auch ein UN-Menschenrechtsausschuss zu. Und im Juli urteilte das Amsterdamer Verwaltungsgericht: Zwarte Piet sei ein "negatives Stereotyp des schwarzen Menschen". Über das Urteil muss nun im Berufungsverfahren das höchste Gericht des Landes entscheiden. Für die meisten weißen Niederländer ist das totaler Unsinn. "Es ist Tradition und ein unschuldiges Kinderfest", empört sich die Pieten-Gilde, die selbsternannte Lobby des Festes, und rief zu Protesten auf. Erbittert streiten auch Intellektuelle in allen Medien. Darf man eine urholländische Tradition verändern, nur weil eine Minderheit das will? Der Kulturhistoriker René Cuperus spricht von einem Kulturkampf: "Die Schlacht um Zwarte Piet bedroht das gesamte Sinterklaas-Fest."

Mit politischer Korrektheit habe das nichts zu tun, sagt der Bestsellerautor Robert Vuijsje. "Wer Zwarte Piet erhalten will, will sich an ein Land klammern, das es nicht mehr gibt." Das unterstreichen auch viele Promis. Topmodel Doutzen Kroes etwa schämt sich für ihr Land. "Zwarte Piet geht echt nicht mehr", sagt sie im TV. Ex-Fußballer Patrick Kluivert und die Rocksängerin Anouk unterzeichneten einen Aufruf für ein "Piet-Makeover". Trotz des Streits: Die Bewahrer der Tradition haben wohl verloren. Die Käsestadt Gouda, die am 15. November den Nikolaus und sein Gefolge als erste empfangen darf, will nicht nur schwarze Pieten, sondern auch einen goldgelben "Käse-Piet" und einen "Waffel-Piet" präsentieren. Amsterdam schminkt den Helfern Rußflecken auf die Wangen, schließlich klettern die Pieten durch die Schornsteine in die Wohnungen. Auch die Supermarktkette Albert Heijn wirbt nur noch mit bunten oder weißen Pieten.

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