Special Olympics in Offenburg
Heitere Spiele mit Fahne, Hymne und Flamme
Bei den Landessommerspielen für Menschen mit geistiger Behinderung zeigen derzeit 750 Sportlerinnen und Sportler in Offenburg, was sie können.
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Begonnen hatte sie am Dienstagabend mit einer feierlichen Eröffnung in der Oberrheinhalle. Als Vorbild für diese Feier und die Siegerehrungen nach den Wettkämpfen dienen die Zeremonien bei Olympischen Spielen und Paralympics. Rituale sind wichtiger Bestandteil dieser Sommerspiele und werden ganz bewusst eingesetzt. Harald Denecken, Präsident der Special Olympics Baden-Württemberg, weiß um deren Wirkung und Bedeutung: "Es gibt eine Fahne, eine Hymne und eine Flamme. Wenn diese Menschen nach dem Wettkampf auf dem Podium stehen, genau wie Spitzensportler bei Olympischen Spielen, und merken – hey, ich bin wichtig – bekommen sie ein höheres Selbstwertgefühl, das sie sonst in dieser Form nie erfahren haben."
Am Mittwochvormittag begannen die Wettkämpfe, die noch bis Freitag dauern. Derzeit messen sich die Athleten, die von 288 Trainern und 60 Begleitpersonen betreut werden, an rund einem Dutzend Veranstaltungsorten in der Stadt in zwölf Sportarten, von Beach-Volleyball bis Basketball.
Ronja, die Zweite im 75-Meter-Lauf, fühlt sich bei den Special Olympics erkennbar wohl, auch wenn sie vor dem Wettbewerb sehr aufgeregt war, wie sie einräumt. "Es ist schön, dass hier alle teilnehmen können. Auch die mit einer Behinderung. Das hat mir viel Spaß gemacht." Eva nickt: "Mir gefällt, dass alle hier gemeinsam Sport machen." Die behinderten Leichtathleten sind an diesem Mittwoch im Wettkampf unter sich, die Nicht-Behinderten – Betreuer, Lehrer, Eltern– stehen an der Bande und feuern an. Am Donnerstag werden gemischte Staffelwettbewerbe angeboten, sie werden hier "unified" genannt.
Während es bei den Leichtathleten im Schaible-Stadion schon wuselt und brummt, sitzt Christopher Röder um 10.15 Uhr noch entspannt im Liegestuhl neben dem wenige hundert Meter entfernten Gifiz-See. Eigentlich sollten jetzt die Beachvolleyballspiele auf der schmucken Anlage beginnen, erzählt der Nachwuchstrainer des VC Offenburg, doch noch seien nicht alle da. Er hat mit einer kleinen Gruppe des Vereins die Spielfelder vorbereitet, nachher werden sie sich als Schiedsrichter nützlich machen. "Aber hier geht es etwas gemütlicher zu, und das ist gut so", sagt Röder. Sechs Teams treten an, alle gemischt, darunter drei aus Furtwangen. Anders als beim konventionellen Wettkampf-Beachvolleyball nehmen vier Spieler auf jeder Seite des Netzes Aufstellung. Die Stimmung ist unaufgeregt, fast wie im Urlaub. Aber natürlich sind auch hier, am idyllischen See am Rand der Stadt, kleine Dramen zu besichtigen. Eine Trainerin des Furtwanger Teams redet intensiv auf einen Jungen ein, der keine Lust mehr auf Volleyball hat und seine Mannschaftskollegen im Stich lässt. "Wir brauchen dich, du bis doch ein guter Spieler". Trotzig schüttelt der Junge mit dem Kopf und bleibt sitzen. Mehrere Anläufe prallen an ihm ab. Hier ist keine heile Welt, es gibt auch Frust und Enttäuschung oder die Verweigerung von Leistung. Trotzdem sind dies freundliche Spiele. Ein Volleyballer im Furtwanger Dress versemmelt gerade einen Ball, die Aufmunterung folgt auf dem Fuß. Man spürt, sie ist ehrlich gemeint.
Trotz des spielerischen Charakters der Veranstaltung gibt es Platzierungen und Ranglisten. Wer zu den Sommerspielen im kommenden Jahr in Kiel reisen will, muss zeigen, dass er etwas kann. Anerkennungswettbewerb nennt sich das. Das Altersspektrum bei den Special Olympics in Offenburg reicht von acht bis 77 Jahren, auch dies ein Hinweis darauf, dass es hier nicht um die reine Leistung gehen kann, sondern auch um Teilhabe. Das Herz der Veranstaltung schlägt im Olympic Park, der im Bürgerpark eingerichtet wurde. Dort gibt es ein Rahmenprogramm mit Gesundheitsprogramm und wettbewerbsfreien Angeboten, die sich an Menschen richten, die wegen ihrer Behinderung nicht an den regulären Wettbewerben teilnehmen können. Gäste sind willkommen.
In der Turnhalle des Oken-Gymnasiums wird Basketball gespielt. Zwei Wettbewerbe finden statt, einer für gemischte Teams und einer für Mannschaften, die sich ausschließlich aus behinderten Sportlern zusammensetzen. Die ganz in Schwarz gekleideten Basketballer der Diakonie in Kork sind "unified". Sie setzen sich mit zwei Mannschaften der Pestalozzi-Schule in Rastatt im Wettbewerb auseinander. Die Stimmung ist aufgekratzt bei den Korkern, auch wenn sie die ersten beiden Partien verloren haben. Thomas Gagliardi, Betreuer der Korker, muss schmunzeln bei der Frage, ob das Zusammenspielen im Team Probleme bereite: "Die Verzahnung gestaltet sich oft schwierig", sagt er. Das liege aber eher daran, dass die Spieler nicht oft genug zusammen trainierten und sich deswegen kaum kennen, nicht am grundsätzlichen Unterschied zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten. Eine Menge Spaß hat der 26-jährige Eyup. Er ist halbseitig gelähmt, führt hier aber gerne vor, wie er eine Ball-Pirouette dreht auf dem ausgestreckten Zeigefinger der gesunden rechten Hand. "Dass die Mannschaften hier gemischt sind, finde ich schon gut. Man sieht, dass auch Behinderte ganz schön fit sein können." Er geht erst weg, dann kommt er wieder zurück. Einen Satz will er noch loswerden: "Ich zeige den gesunden Menschen, wie es mit einer Hand geht." Breites Grinsen. Teamkollege Dennis (21) blickt sehr aufgeräumt in die Halle. "Behindert oder Nicht-Behindert?" Er zuckt mit den Schultern: "Ist mir egal."
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