Heidelberg weit vor Freiburg

Laut einer Caritas-Studie ist die Zahl der Schulabgänger ohne einen Abschluss in Südbaden gesunken.  

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FREIBURG. Die Caritas mahnt, mehr für Jugendliche zu tun, die ohne Abschluss die Schule verlassen. Denn diese haben, so Caritas-Präsident Peter Neher, "deutlich weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz". In Baden-Württemberg ist deren Quote mit 5,1 entgegen deutschen Trend 2015 gleich geblieben, in Südbaden ist sie gegenüber 2014 sogar vielerorts besser ausgefallen. Doch mit 6,05 Prozent liegt Freiburg (2014: 6,29 Prozent) noch deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Dass es besser geht, zeigt die vergleichbare Universitätsstadt Heidelberg mit einer Quote von nur zwei Prozent: Demnach gelingt es dort, weit mehr junge Leute mindestens bis zum Hauptschulabschluss zu bringen. Wobei es in der Neckarstadt keine Haupt- und keine Werkrealschule mehr gibt: Sie sind aufgegangen in zwei Gemeinschaftsschulen, die sich zweizügig neben der Gesamtschule, den Realschulen und den Gymnasien behaupten. Stephan Brühl, Leiter des Amts für Schule und Bildung, führt das gute Ergebnis, das nur wenige Kreise im Bundesgebiet übertreffen, auf das "Heidelberger Übergangsmanagement" zurück, das den jungen Leuten den Wechsel zwischen Schule und Beruf erleichtern will. Dazu gehört, dass sie mit Praktika oder durch Jugendberufshelfer, aber auch durch einen von der Stadt bezahlten Zusatzunterricht angehalten werden, den Hauptschulabschluss zu machen.

Brühls Freiburger Kollege Hermann Maier hält – anders als es die Caritas darstellt – Freiburg in dieser Hinsicht für ebenso gut wie Heidelberg, wenn nicht gar besser. Denn die Zahlen der Caritas, übernommen vom Statistischen Landesamt, rechneten im Fall Freiburg auch die Schüler der zwei sonderpädagogischen Beratungszentren für geistig behinderte Schüler mit ein, berücksichtigten andererseits nicht die Vorbereitungsklassen, in denen Jugendliche in der Übergangszeit nach der Schulpflicht für einen Beruf oder einen Abschluss lernen.

"Wenn man das rausrechnet, dann kommt man für Freiburg auf eine Quote noch unter zwei", ist sich Maier sicher. "Bei uns erreichen am Ende fast alle mindestens den Hauptschulabschluss." Wenn dem so wäre, stünde Freiburg besser da als die angrenzenden Landkreise. Mit den Landesstatistikern werde über eine einheitlichere Erhebung der Daten gesprochen, so Maier – dann sei Schluss mit der irreführenden Zahl, die die Caritas mitgeteilt habe. Die erarbeitet freilich ihre Bildungsstudie vor allem in der Absicht, auf das Problem der Jugendlichen ohne Abschluss (gern Schulabbrecher genannt) aufmerksam zu machen. Präsident Neher fordert deshalb verstärkte Anstrengungen von Politik, Schule, Kommunen, Wohlfahrtspflege, Arbeitsämtern und Unternehmen, um den Anteil dieser Schulabgänger mit nur geringen beruflichen Perspektiven zu senken. Die Caritas verweist darauf, dass dort, wo es eine langfristig angelegte Kooperation der verschiedenen Organisationen gebe, meist weit weniger Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss blieben.

Die Ursachen der zum Teil beträchtlichen Unterschiede zwischen einzelnen Stadt- und Landkreisen kann aber auch die Caritas nicht klären. Es gibt zwar einen Zusammenhang mit der Zahl der Förder- und Sonderschüler – aber die liegt in Heidelberg deutlich über zwei Prozent. Zudem stellten die Autoren eine Korrelation zwischen Arbeitslosenquote und der Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss fest – doch in Karlsruhe, wo deren Quote bei 7,21 Prozent liegt, waren 2015 nur 5,5 Prozent arbeitslos gemeldet – weniger als in Freiburg.

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