H & M steckt in Schwierigkeiten

Konkurrenten, der Onlinemarkt, lange Lieferwege und eine Sättigung auf den Kernmärkten machen dem zweitgrößten Kleidergeschäft der Welt zu schaffen.  

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STOCKHOLM. Die Erfolgsgeschichte des schwedischen Moderiesen H & M hat Risse bekommen. In den vergangenen zwei Jahren haben die Aktien des Konzerns 30 Prozent ihres Wertes verloren. Laut des letzten Quartalsberichts von Ende März war der Vorsteuergewinn von 3,2 Milliarden Kronen (330 Millionen Euro) niedriger als in der Vorjahresperiode. Auch der Umsatz enttäuschte mit einem Zuwachs von etwa zwei Prozent auf 47 Milliarden Kronen die Anleger erneut.

"Richtig zufrieden sind wir nicht", räumte Karl Johan Persson ein. Der 42-jährige Enkel des Firmengründers führt das zu 40 Prozent seiner Familie gehörende Unternehmen mit einem Schätzwert von 50 Milliarden Euro in der dritten Generation. Persson, der seit neun Jahren das Ruder führt, muss sich neuerdings in der Heimat für schwedische Verhältnisse ungewohnt laute Kritik anhören. "Leider sehen wir noch immer keine Wende in dem, was das große Problem für H & M ist: Ein schlechtes oder rückläufiges Verkaufswachstum in den bestehenden Geschäften", sagt Esbjörn Lundevall, Aktienstratege bei der schwedischen Großbank SEB. Auch die Option auf einen Kredit von sieben Milliarden Kronen für die Textilfirma verwunderte Analysten. "Solche Abkommen brauchte der Kleiderriese früher nicht", schreibt die konservative Tageszeitung Svenska Dagbladet.

Das Unternehmen hat bereits vor knapp zehn Jahren das Problem der Marktsättigung auf seinen Kernmärkten erkannt und neue Marken eingeführt. Persson kündigte vor einer Woche mit Arket ein weiteres Filialnetz an, in dem Kleidergeschäfte gleichzeitig als Café dienen. Die Freude der Anleger hielt sich in Grenzen. Eines der Hauptprobleme für Persson ist der Übergang zum elektronischen Handel. Der Modehandel bewegt sich immer mehr ins Netz. Der Konzern hat diese Entwicklung unterschätzt und zu lange auf den Ausbau stationärer Filialen gesetzt. Der digitale Umsatz steigt zwar auch bei dem Textilriesen. Aber nur in 35 von 64 Ländern, in denen er vertreten ist, können Kunden auch online einkaufen. Nun will Persson in den digitalen Handel investieren.

Ein großes Problem stellt für das schwedische Unternehmen der lange Lieferweg von den Produktionsstätten in Asien dar. Das macht den Konzern unbeweglich für neue Modetrends und die kurzfristige Anpassung der Bestellmengen. Als beunruhigend bezeichneten etwa die Analysten von Morgan Stanley, dass die unverkauften Lagerbestände um 30 Prozent gestiegen sind. Konkurrent Zara produziert zu 60 Prozent in Europa und Nordafrika. Das ist zwar viel teurer, hat sich bislang aber für den erfolgreichen spanischen Mutterkonzern Inditex gelohnt. Restwarenlager gibt es dort kaum, Produkte können kurzfristig ans Kaufverhalten angepasst werden.

Freilich ist H & M noch immer der zweitgrößte Modekonzern der Welt. Gewinne und Umsätze steigen, nur eben langsamer als bei der Konkurrenz, was zu einer Abwanderung der Anleger führt. Persson verneint eine Krise entschieden, sagt aber Svenska Dagbladet: "Wir können uns in allen Bereichen verbessern. H & M ist viele Jahre lang gewachsen, aber gleichzeitig hat unsere Welt sich durch andere Kaufmuster und mehr Digitalisierung verändert. Wir sehen, dass wir uns verändern müssen."

Die Marken von H&M

Wo H & M dahinter steht, steht nicht immer H & M auf dem Etikett. Seit 2007 schickt der schwedische Modekonzern neue Marken ins Rennen. Den Anfang machte COS (Collection Of Style) für das gehobene Segment, es folgten die Streetwear-Anbieter "Monki", "Cheap Monday", "Weekday" und "& other Stories". Für dieses Jahr kündigt H & M den Start der Marke Arket an. Das erste Geschäft soll im Frühherbst in London eröffnen, danach folgen Brüssel, Kopenhagen und München. Das neue Label soll neben Kleidung für Männer, Frauen und Kinder auch Haushaltswaren im Angebot haben – und ein Café mit nordischer Küche.
Schlagworte: Karl Johan Persson, Morgan Stanley, Esbjörn Lundevall
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