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Erinnerung

Großer Andrang bei der Gedenkveranstaltung zur Auschwitz-Befreiung

Dass AfD-Politiker Einsparungen oder gar ein Ende der Gedenkkultur fordern, wirkt in Freiburg grotesk: Der Andrang bei der städtischen Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung am Sonntagabend im Historischen Kaufhaus war riesig.  

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Großer Andrang im Historischen Kaufhau...tädtischen Gedenken  am Sonntagabend.   | Foto: michael bamberger
Großer Andrang im Historischen Kaufhaus: Kein Platz war mehr frei beim städtischen Gedenken am Sonntagabend. Foto: michael bamberger

Auch Steh- und Foyerplätze waren belegt, etliche mussten gehen, weil wegen des Brandschutzes nur 350 Gäste erlaubt waren. Am Ende gab’s langen Applaus für vier Angehörige von Freiburger Opfern des Nationalsozialismus auf dem Podium – und für den Aufruf des Moderators Andreas Meckel: "Seien wir wachsam!"

Es ist ein besonderes Gedenken: Zum einen wegen der Aktualität angesichts des Aufblühens rechtspopulistischer Tendenzen, das viele besorgt thematisieren. Aber auch, weil bis Herbst die NS-Ausstellung im Augustinermuseum zu sehen ist und in diesem Rahmen rund 50 Nachkommen von NS-Opfern übers Wochenende nach Freiburg eingeladen waren.

Die Initiative sei von Marlis und Andreas Meckel ausgegangen, betont der Sozial- und Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach in seiner Begrüßung – er bedankt sich bei dem Ehepaar, das einst das Freiburger Stolperstein-Projekt gegründet hat und es seitdem engagiert betreut. Die vier Gäste, die mit Andreas Meckel unter dem Motto "Befragte Erinnerung" auf dem Podium sitzen, kennen die Meckels seit längerem. Die 16-jährige Co-Moderatorin Deborah Krzyzowski hat am Wentzinger-Gymnasium eine Arbeit über die Stolpersteine geschrieben.

Für sie und ihre Generation gebe es Infos über den Nationalsozialismus fast nur noch über Schule und Medien, bilanziert sie – und will von den vier Gästen wissen, wie das in deren Jugend war. Sehr unterschiedlich: Ursula Giessler lebte als Kind in den letzten sechs Kriegsmonaten mit ihrer Mutter versteckt im Kloster in Stegen. Davor hatten sie ihre Eltern vor den Entwicklungen schützen wollen: Sie sprachen nur auf Französisch über Politik. Ihr Vater war Journalist, nach Kriegsende einer der Gründer der "Freiburger Nachrichten", daraus entwickelte sich die BZ. Ganz anders wuchs Noga Rosenthal, geboren 1939, in Israel auf: Sein Vater war rechtzeitig nach Palästina emigriert, die Großeltern wurden ermordet. Wer in Israel geboren wurde, habe lange nicht verstanden, warum die europäischen Juden in den Tod gegangen seien, ohne sich zu wehren, sagt er.

Die israelische Jugend hat Interesse an der Geschichte

Gespräche mit den traumatisierten Überlebenden seien erst nach einiger Zeit möglich geworden. Inzwischen sei das Thema präsent: "Wir sprechen offen und viel, die israelische Jugend interessiert sich stark dafür." Uruguay dagegen sei "ein Land, das nichts von Kriegen weiß", sagt Ernesto Adler, der in Montevideo lebt. Sein Vater Werner Adler schloss einst am Berthold-Gymnasium mit einem Einser-Abitur ab und konnte mit seinen Eltern vom Lager Gurs aus nach Uruguay auswandern – sein Bruder Kurt starb in Gurs.

Ernesto Adler bekam von seinem Vater vor allem das Positive der deutschen Kultur vermittelt, und das so stark, dass er sich als Deutscher fühlt, obwohl er nur drei Mal kurz in Deutschland war: "Ich bin hier zu Hause." Auch die Familie von Abraham Kuflik konzentrierte sich auf positive Erinnerungen, erzählt Sara Kuflik aus Zürich. Sie ist die Frau eines Enkels von Abraham Kuflik, der im Oktober 1938 im Rahmen der "Polenaktion" an die polnische Grenze deportiert wurde und später mit seiner Familie über Frankreich in die Schweiz fliehen konnte.

Für Sara Kuflik ist die Antwort auf die Geschichte, neue Familien zu gründen und Traditionen weiterzuführen. Darum sei sie bei ihrem ersten Besuch in der Freiburger Synagoge sehr gerührt gewesen. Dort klingt der Abend nach der Veranstaltung aus – die Israelitische Gemeinde hat das Besuchsprogramm mitgestaltet.

Ressort: Freiburg

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