"Große Pläne kann ich mir nicht vorstellen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Tuba Kabiri über ein Afghanistan, das sie nicht mehr wiedererkannt hat, und ihren Verein Tubas Herz.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Tuba Kabiri  | Foto: Christian Engel
Tuba Kabiri Foto: Christian Engel

Die Lörracherin Tuba Kabiri hat in Afghanistan ein Waisenhaus eröffnet und den Verein Tubas Herz gegründet. Für die beiden Schülerinnen Sana Kara Ali und Lina Tormos – sie gehen in die Klasse 8a der Pestalozzi-Realschule in Freiburg – ist die 52-Jährige ein Vorbild, denn – so die beiden – sie sei selbstbewusst und wünsche niemandem was Schlechtes. Um mehr über das Projekt zu erfahren, haben die beiden Schülerinnen mit Tuba Kabiri ein Interview geführt. Lina hat außerdem einen Kuchenverkauf an ihrer Schule organisiert, um das Waisenhaus finanziell zu unterstützen.

Zischup: Was hat Sie dazu gebracht, ein Waisenhaus zu gründen?
Kabiri: Seitdem ich Mutter geworden bin, habe ich oft an die Kinder gedacht, die kein Zuhause und kaum Essen haben. Mit 38 Jahren habe ich ein Video gesehen, wo eine Frau machtlos der Männergesellschaft in Afghanistan ausgeliefert war. Das Video hat mich sehr berührt und in Bewegung gebracht. Ich hatte zu dieser Zeit in Afghanistan keine Kontakte, und ich war schon lange nicht mehr dort. Deshalb habe ich selber Kontakte rausgesucht und nach sehr langer Zeit einen alten Freund von mir erreicht. Als ich mit ihm gesprochen habe, habe ich beschlossen, nach Afghanistan zu fliegen. Als ich in Afghanistan ankam, habe ich mein eigenes Land nicht mehr erkannt. Ab diesem Moment habe ich beschlossen, ein Waisenhaus zu gründen und den armen Menschen, Kindern und Witwen zu helfen, denen es nicht gut geht.

Zischup: Wie bekommen Sie das Geld für Ihr Projekt? Wie finanzieren Sie die notwendigen Sachen der Kinder wie Kleidung und Essen?
Kabiri: Als ich das Waisenhaus gegründet habe, wusste ich, dass es eine Lösung gibt und habe meine ganzen Ersparnisse in das Waisenhaus gesteckt. Wir versuchen durch Patenschaften, Spenden und Kuchenverkäufe Leute anzusprechen, um die monatlichen Kosten zu decken. Monatlich kostet das Waisenhaus 3500 Euro. Wir bekommen ungefähr 1000-1200 Euro monatlich Spendengeld und den Rest zahle ich selber. Gerade haben wir eine schwierige Zeit und hoffen, dass viele weiterhin das Waisenhaus unterstützen. In diesen Kosten sind die Bildung der Kinder, die Kleidung, die Übernachtung, Lehrer, Transport und Aktivitäten enthalten.

Zischup: Wer betreut die Kinder und wie ist das Programm für Sie?
Kabiri: Es gibt zwischen 13 und 15 Betreuer, die auf die Kinder aufpassen. Es gibt einen Arzt, der einmal im Monat kommt, um die Kinder zu untersuchen. Es gibt jeweils einen Betreuer für die Jungs und eine Betreuerin für die Mädchen über Nacht. Wir haben vier junge Lehrerinnen, wir haben Putz- und Kochfrauen und Sportlehrer. Die Kinder gehen vormittags zur Schule und nachmittags haben sie Englisch, Computer, Mathematik, Persisch und Religionsunterricht. Sie haben auch Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel Musik, Tanzen und Spielen. Ich gehe zwei bis drei Mal im Jahr nach Afghanistan, um zu kontrollieren, dass auch alles in Ordnung ist und dass es den Kindern gutgeht.


Zischup: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Kabiri: Große Pläne kann ich mir nicht vorstellen oder machen, weil wir jetzt nicht in der Lage sind, diesen Zustand finanziell zu halten. Aber wenn alles gutgeht, wollen wir, dass die Kinder selbstständig denken können, dass sie sich bilden und dass sie einen Job haben, so dass sie finanziell auf eigenen Beinen stehen können. Das können wir aber erst richtig realisieren, wenn wir zwei Waisenhäuser in Afghanistan haben und dann Mädchen und Jungs trennen können, wenn sie ein bestimmtes Alter erreichen. Wir wollen auch eine landwirtschaftliche Möglichkeit haben, damit die Kinder Gemüse und Obst anpflanzen können. Das sind Pläne, wenn wir erst mal finanziell stark sind. Erst dann können wir alles realisieren.

Zischup: Kommt das Geld denn auch wirklich bei den Kindern Ihres Waisenhauses an?
Kabiri: Das Geld kommt sicher an. Die Spender werden natürlich mitbekommen, wie das Geld ankommt. Hier sind meistens ehrenamtliche Mitarbeiter. Wir haben keine, die wir bezahlen, also keine Mitarbeiterkosten. Zu 100 Prozent wird das Geld ankommen, egal wie viel Geld. Wenn jemand Interesse hat, etwas zu spenden, würden wir uns sehr freuen. Über Facebook, unsere Email und unsere Internet-Seite können sie dazu auch noch etwas darüber lesen.

Mehr Informationen unter der Webadresse http://www.tubasherz.de
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel