Talkshow
Giovanni di Lorenzo bei "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium
Alles, bloß nicht Gitarre spielen: Wie war's bei Giovanni di Lorenzo bei Talkshow "Nachgefragt" am Freiburger Rotteck-Gymnasium?
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In einer umhangartigen schwarzen Schürze und zum Schutz mit einem Handschuh ausgestattet, der an den eines Ritters erinnert, hackt Giovanni di Lorenzo mit einem Messer auf einen Kürbis ein. Wo die Augen entstehen sollen, fliegen in hohem Bogen kleine Kürbisstückchen davon. Der Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" und Moderator der TV-Talkshow "3 nach 9", am Donnerstag zu Gast bei "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium, soll aus dem orangenen Gemüse Altkanzler Helmut Schmidt modellieren.
Ein bisschen verzweifelt di Lorenzo an der Aktion. Aufs Gitarrenspiel vor Publikum will er sich dann partout nicht mehr einlassen. Zu lange sei das her. "Ich kann einfach gar nichts mehr. Ich schneide Ihnen aber gerne noch drei Kürbisse." Joshua Knaack, von seiner Co-Moderatorin eingangs als "Gitarrengott Freiburgs" vorgestellt, springt ein – und legt ein beachtliches "Smoke on The Water"-Solo hin.
Doch "Nachgefragt" ist keineswegs eine Klamaukshow, bei der sich der Gast zum Hanswurst macht. Die Talkshow lebt von der Mischung. Das sieht auch der "Zeit"-Chef und "Tagesspiegel"-Mitherausgeber so: "Das ist die erste Veranstaltung meines Lebens, in der es gelingt, den ,Bericht aus Berlin’ mit der ,Sendung mit der Maus’ und dem ,Dschungelcamp’ zu verbinden." So geht es auch um ernste Themen wie di Lorenzos Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit in den 90er Jahren in München. Damals habe er – was man in seinem Beruf nie machen sollte – den "Abstand zu den Dingen" nicht eingehalten. "Da war der private Giovanni stärker als der Journalist." Er spricht über Spitzensteuersätze, das Blattmachen bei der "Zeit" und die Arbeit mit den Redakteuren ("Was ich ablehne, ist ein Klima der Angst. Ich bin ja auf ihre guten Ideen angewiesen"). Über seine gescheiterten Versuche als Drehbuchschreiber von Bernd Eichinger und eigene Fehler (das Guttenberg-Buch). Und über seinen ersten großen Feuilleton-Text in der Münchner "Abendzeitung" ("AZ"). Der erschien unter dem Pseudonym Hans Lorentz. Warum das? Der junge Autor war erstaunt. Ein "AZ"-Redakteur habe gedacht: wenn schon Pseudonym, dann wenigstens ein glaubhaftes. Den Rücktritt von Bundespräsident Wulff fand er zwar unvermeidlich. Über "die Jagdinstinkte eines ganzen Landes" und Journalistenkollegen ärgert er sich trotzdem. Die hätten bei Wulffs Anwalt nachgefragt, ob der CDU-Politiker zu Schulzeiten Mitschüler mit After Eight bestochen habe. Und über Wulffs überzogenes Konto und die verpfändete Uhr zu berichten, sei "unwürdig". Sein Appell: "Wenn du auf dem Boden liegst, wird nicht mehr geschlagen."
Die beiden Elftklässler entlocken ihm auch viel Privates – von der Liebe zum Kochen bis zur Leidenschaft für alte Möbel. Geboren in Schwedens Hauptstadt Stockholm, wuchs der Vater einer vierjährigen Tochter streng katholisch in Rimini und Rom auf, ehe er als Zehnjähriger mit Mutter und Bruder nach Hannover kam. "Das war die Hölle auf Erden". Er habe damals nur unzureichend Deutsch gekonnt. "Alles, was meine Existenz ausgemacht hatte, war plötzlich weg."
Was er gerne mal machen würde? Ein Buch mit all jenen Interviews herausbringen, die nie autorisiert und deshalb nie gedruckt werden durften. Da gäbe es so manches in seiner Schublade – zum Beispiel ein "lehrreiches" Interview mit Jan Ullrich. Der Rat von Moderatorin Paulina Essig: "Schreiben Sie es doch unter anderem Namen." Di Lorenzos schmunzelt. Er weiß, dass es dieses Buch nie geben wird. "Sie sind ein ganz schönes Früchtchen."
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