Digitalisierung
Gesundheits-Apps bieten Beratung und Aufklärung
Die Politik will den sich rasch entwickelnden Markt an Gesundheits-Apps für Verbraucher sicherer und durchschaubarer machen. Eine Art TÜV soll Sicherheit garantieren.
Do, 11. Okt 2018, 20:56 Uhr
Deutschland
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Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), schlägt im Gespräch mit der Badischen Zeitung einen "TÜV für digitale Medizinprodukte" vor.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt zum Beispiel davor, dass Medizin-Apps "mehr Schaden als Nutzen verursachen" können, wenn sie etwa Hinweise auf Arztbesuche unterlassen. Rüddel schlägt deshalb vor, "ein Bewertungsverfahren einzuführen, das eine Überprüfung des diagnostischen Nutzens, der medizinischen Notwendigkeit und der Wirtschaftlichkeit" von Apps garantiere. Dazu sei das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) "bestens aufgestellt". Rüddel will mit dem Verfahren erreichen, "dass Gesundheits-Apps schneller in die Patientenversorgung kommen". Dafür müsse ihre Qualität geprüft werden. Auch Ärzte sollen die Apps verschreiben können. Rüddel: "Mein Wunsch ist, dass Anwendungen, deren Nutzen erwiesen ist, in der Regelversorgung für jeden gesetzlich Versicherten zugänglich sind." Der TÜV für die digitalen Produkte mache deshalb auch "den Weg frei für eine Erstattung durch die Krankenkassen".
Der Vorschlag des CDU-Gesundheitspolitikers, stößt bei Kassen und Ärzten auf positive Resonanz. Als einen "echten Gewinn für Verbraucher" bezeichnete eine Sprecherin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Idee einer Qualitätskontrolle. Unter dem Begriff der Gesundheits-App würden heute ganz verschiedene Anwendungen zusammengefasst, vom einfachen Schrittzähler bis zu echten medizinischen Interventionen. Deshalb seien auch "Nutzen und Risiken sehr verschieden".
Norbert Metke, der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sagte der BZ, Gesundheits-Apps könnten "durchaus einen sinnvollen Beitrag für eine Therapie darstellen". Klar sei aber, "dass sich eine App einer Prüfung unterziehen muss, bevor sie für die Regelversorgung zugelassen wird". Auf die Gefahren, die mit den vielen digitalen medizinischen Angeboten einhergehen, weisen die baden-württembergischen Verbraucherschützer hin. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale im Südwesten sprach datenschutzrechtliche Probleme der Apps an. "Da werden sehr persönliche und sensible Daten erfasst." Deshalb seien wichtige Fragen zu klären. "Was passiert mit den erhobenen Daten, wer hat darauf Zugriff, wer speichert sie – und verkaufen die Anbieter eventuell die Daten an Dritte weiter?" Hierfür brauche es einen gesetzlichen Rahmen.
Dass eine Art TÜV für digitale Angebote sinnvoll sei kann, zeigt das Ergebnis einer Studie der Verbraucherschützer von 2017. Sie kommt zum Ergebnis, dass "die Nutzer im Dschungel der App-Stores kaum vorab herausfinden, ob eine Gesundheits-App wirklich für sie geeignet ist". Grieble gibt deshalb den Patienten den Rat, "sich bei Schmerzen nicht allein auf eine App zu verlassen". Für ihn steht fest, "dass Apps den Gang zum Arzt keineswegs ersetzen können".
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