Atommüll
Gefährlicher Abfall unter Grönlands Eis
Die Eisschmelze könnte bald die Überreste einer Militärbasis mitsamt Reaktorkühlwasser frei legen.
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Zu Zeiten des Kalten Krieges, in denen Russland und die USA sich ein Wettrüsten lieferten, bauten die Amerikaner unter dem Eis von Grönland militärische Anlagen und Abschussbasen für Atomraketen. Von hier aus würden die Bomben schneller ihr Ziel erreichen – so der Gedanke damals. Das Projekt trug den Namen "Iceworm" (Eiswurm) und hatte zum Ziel, 600 Atomraketen zu beherbergen. Die Station, die von 1959 an acht Meter unter der Oberfläche gebaut wurde, war mit 85 bis 200 Soldaten besetzt. Für Strom sorgte ein tragbarer Atomreaktor. Außerdem gab es ein weitreichendes Tunnelnetz.
Nicht einmal Dänemark, zu dem das selbst verwaltete Grönland gehört, wusste damals, was die Amerikaner im Eis trieben. Offiziell wollte man im Camp Century wissenschaftliche Experimente unter arktischen Bedingungen durchführen. Die Wahrheit kam erst 1995 ans Licht.
Da war das Camp Century längst Geschichte. 1967 wurde die Basis der Amerikaner dann auch endgültig stillgelegt. Aufräumen hielt man nicht für notwendig, weil man davon ausging, dass die inzwischen 36 Meter dicke Schicht aus Eis und Schnee alles konservieren werde. Mit dem Klimawandel hatte man allerdings nicht gerechnet.
So geriet das Eis von Grönland in Bewegung. Schmilzt es weiter so schnell, ist es wahrscheinlich, dass das Camp Century innerhalb der nächsten 75 Jahre wieder auftaucht, heißt es in einer Studie, die amerikanische Wissenschaftler in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht haben. Und das bedeutet: 9200 Tonnen Abfall, 200 000 Liter Dieselkraftstoff und PCB (krebsauslösende organische Chlorverbindungen) sowie 24 Millionen Liter Abwasser, unter anderem Kühlwasser aus dem Kernreaktor, geraten an die Oberfläche und mischen sich mit dem Meerwasser.
Die Grönländer sind besorgt. Noch dazu ist Camp Century nicht die einzige Station der Amerikaner, die im Eis schlummert. "In Grönland gibt es mehr als 30 aufgegebene amerikanische Militärinstallationen, bei denen die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von zurückgelassenem Abfall nicht ermittelt wurden", sagt Nunanut Allanut Pisortaqarfik vom grönländischen Außenministerium. Im November will das Parlament beschließen, Dänemark und die USA offiziell aufzufordern, die Entsorgung der Militärstationen in die Wege zu leiten.
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