G8, G9 oder einfach beides?
Zischup-Reporter Juri Nitz wägt die Vor- und Nachteile einer längeren oder kürzeren Gymnasialzeit gegeneinander ab.
Juri Nitz, Klasse 9a &
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1528 wurde in Sachsen das deutschlandweit erste Gymnasium gegründet. 422 Jahre später wurde mit der Teilung Deutschlands nach dem Krieg die Schulzeit in der DDR auf acht Jahre verkürzt, um die Zahl der Offiziersanwärter zu steigern. In der Bundesrepublik blieb es bei den bewährten neun Jahren. Nach der Wiedervereinigung führten alle Bundesländer das Abitur nach der 13. Klasse ein. Es war zu dieser Zeit nicht möglich gewesen, die Wochenstundenvorgaben der Kultusministerkonferenz in acht Gymnasialjahren zu erfüllen.
Aber macht es überhaupt einen Unterschied, ob nun die Schultage länger und die Schulzeit kürzer sind – oder die Schultage kürzer und die Schulzeit um ein Jahr länger? Sind nicht eine neue Herangehensweise an den Unterricht oder die Neuausrichtung der Lehrerausbildung viel wichtiger?
charakterliche Entwicklung.
In der offiziellen Begründung heißt es, die deutschen Studenten stiegen im Vergleich mit ihren europäischen Mitstreitern viel zu spät ins Berufsleben ein und seien damit im Nachteil. Des weiteren hätte es in den Klassenstufen zehn und elf Leerlauf gegeben. Dieser sollte durch eine Straffung des Lehrplans gefüllt werden. Diese Verdichtung war besonders für die fünften und sechsten Klassen zu spüren. Sowohl Schüler und Eltern als auch die Lehrer beklagten sich daraufhin über die Überforderung im Schulalltag. Die Einführung von Doppelstunden machte zwar das Arbeiten effektiver, sie führten aber auch dazu, dass der Schultag weniger abwechslungsreich wurde.
Weitere Argumente der G8-Anhänger waren, dass deutsche Schüler länger Unterricht hätten als die in anderen europäischen Ländern, da sie ein Jahr länger zur Schule gingen. Im Ganztags-Schulsystem werden die Stunden jedoch nur anders verteilt. Die höhere Zahl der Stunden an einem Tag hat zur Folge, dass die Anzahl der Schuljahre sinkt.
Im Sommer 2012 führte der Bildungswissenschaftler Ulrich Vieluf in Hamburg eine Studie durch. Er ließ dabei 500 Zwölftklässler einen Test in Mathematik, Englisch und in Naturwissenschaften schreiben. Den Test verglich er mit einem gleichartigen Test aus dem Jahr 2005. Trotz der Verdopplung des Anteils von Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern schnitten die Schüler durchschnittlich besser ab als sieben Jahre zuvor unter G9. Nur in Mathematik gingen die Leistungen leicht zurück. Fraglich ist, ob die Verbesserung auf die Verkürzung der Schulzeit oder auf die Optimierung der Lerntechniken und des Arbeitsmaterials zurückzuführen ist.
Viele Argumente für G8 mögen zwar richtig sein, aber dafür lässt die längere Schulzeit bei G9 mehr Zeit für die charakterliche Entwicklung. Dies trägt zu einer reiferen Entscheidung bei, wie das Leben weiter gehen soll.
Aber bringt die Diskussion unser Bildungssystem überhaupt weiter? Warum kann man – statt einer bundesweiten Vorgabe – den einzelnen Ländern nicht die Freiheit lassen oder sogar beide Typen parallel genehmigen, sodass die Schulen selbst entscheiden können?
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