BZ-Interview
Fußball-Programmchefin: "Plötzlich war alles schwarz"
Monika Thyen (54) ist beim Fernsehender ZDF Programmchefin für Fußball-Großereignisse wie die Europameisterschaft (EM). Im Interview erzählt sie, wie die Spiele ins Fernsehen kommen.
Sa, 6. Jul 2024, 7:13 Uhr
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BZ: Spielen Sie selbst Fußball?
Thyen: Nein, ich war aber schon immer großer Fußballfan, deshalb wollte ich beim ZDF auch unbedingt zum Sport. Ich war seit 1998 bei allen Fußball-Großereignissen in unterschiedlichen Jobs dabei und habe seit 2001 viele Sendungen geleitet.
BZ: Sind Sie trotz so viel Erfahrung noch aufgeregt, wenn Sie die Übertragung eines Spiels wie des Achtelfinales zwischen Deutschland und Dänemark leiten?
Thyen: Ja, klar doch! Gerade bei den deutschen Spielen wissen wir, dass sehr viele Leute zuschauen, da möchte man es natürlich besonders gut machen. Während der Sendung kann ich aber nicht mehr viel tun, da muss das Team aus Moderatorinnen und Experten ran. Ich beobachte die anderen wie eine Trainerin vom Spielfeldrand und greife nur ein, wenn es nötig wird.
BZ: Wo genau ist Ihr Spielfeldrand?
Thyen: Unsere Regie ist am ZDF-Hauptsitz in Mainz, das EM-Studio ist in Berlin. Ich bin in Mainz in der Nähe der Regie und kann, sollte es nötig sein, jederzeit den Moderator oder die Reporterin ansprechen. Die sind ja mit Ohrhörern ausgestattet.
BZ: Zum Beispiel, wenn sowas passiert wie beim Achtelfinale, als das Spiel wegen eines Gewitters unterbrochen worden ist?
Thyen: Ja, da habe ich aber nicht über Ohrhörer mit den Kollegen gesprochen, sondern bin gleich in die Regie gegangen. Wir mussten ja schauen: Wie lange senden wir weiter? Wann bringen wir die Nachrichten? Wird womöglich abgebrochen? Das war schon sehr aufregend.
BZ: Stimmt es, dass alle Fernsehzuschauer überall auf der Welt die gleichen Bilder vom Spielgeschehen sehen? Wer sendet die?
Thyen: Ja, das ist so. Damit man die EM übertragen darf, muss man dafür die Rechte kaufen, und zwar bei der UEFA, dem europäischen Fußball-Dachverband. Dieser nimmt die Spiele selbst auf. Und alle Sender, die die Rechte gekauft haben, dürfen die Fernsehbilder senden. Das ist quasi die Grundausstattung. Dazu kann jeder Sender noch bestimmte Kameras bei der UEFA buchen, zum Beispiel eine Kamera hinterm Tor oder eine für Interviews mit Spielern an bestimmten Positionen am Spielfeldrand. Vor allem bei den Spielen des deutschen Teams haben wir auch eigene Kameras dabei.
BZ: Es berichten viele Sender aus vielen Ländern von der EM. Die können aber vermutlich nicht alle eine Kamera am Rasen für Interviews buchen. Wird man denn als deutscher Sender bei einem Deutschlandspiel bevorzugt?
Thyen: Ja, es gibt da tatsächlich eine Rangfolge. Zuerst kommen die Sender aus den am Spiel beteiligten Ländern dran. Und da zunächst der Sender, der die Erstrechte erworben hat, das ist in Deutschland für die EM Magenta. Danach kommen die, die die Zweitrechte haben: ARD, ZDF und RTL. Wenn man der Sender ist, der das Spiel überträgt, bekommt man sehr sicher einen solchen eigenen Interviewplatz. Beim Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland zum Beispiel hatten wir einen, die ARD hat aber keinen bekommen. Da haben wir unseren mit den Kollegen geteilt.
BZ: Was war das Verrückteste, das Sie bislang bei einer Live-Übertragung erlebt haben?
Thyen: 2008 gab es einen Bildausfall während des Halbfinales der EM in Österreich und der Schweiz. Alles war plötzlich schwarz auf den Monitoren und den Fernsehern zu Hause. Da musste unser Reporter Béla Réthy einige Minuten lang kommentieren wie im Radio.
Die Bilder vom Spielgeschehen, also davon, was auf dem Platz geschieht, welcher Spieler gerade flankt, ob gerade das ganze Spielfeld, das halbe Spielfeld oder eine Nahaufnahme eines Spielers gezeigt wird, sind für alle gleich. Die Bandenwerbung kann jedoch von Land zu Land unterschiedlich sein. Diese wird teilweise computergesteuert fürs Fernsehen auf ein Land angepasst. Bei der EM wird diese Technik für Deutschland, die USA und China angewendet.
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