Integration durch Bildung
In Vabo-Klassen lernen Geflüchtete Grundlagen für das Berufsleben
Am Walter-Eucken-Gymnasium soll Geflüchteten in Vabo-Klassen Deutschkenntnisse und eine Basis für ihre weitere Qualifizierung vermittelt werden. Für die Pädagogen ist dies eine Herausforderung.
Di, 4. Jun 2019, 14:13 Uhr
Freiburg
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Genau wie die meisten anderen Vabo-Schüler wurde er von einem Sozialarbeiter für die Klasse angemeldet. Bei Minkalou Mane (19) war es ebenfalls so. Auch er ist allein nach Deutschland geflüchtet – aus Guinea in Westafrika. "Wir bekommen viel Hilfe in der Schule", sagt er. Inzwischen hat er viele Freunde und möchte eine Ausbildung zum Bäcker machen. Da gibt’s zurzeit gute Chancen.
Atefa Mahmoudi (17), die vor drei Jahren mit ihrer Familie aus Afghanistan geflohen ist, hat in ihrer Vabo-Klasse gelernt, auf Deutsch zu lesen und zu schreiben. Das ist ihr davor, als sie auf einem Gymnasium in einer Vorbereitungsklasse war, nicht gelungen, erzählt sie. "Hier ist es viel besser für mich", sagt die Afghanin. Sie möchte zahnmedizinische Fachangestellte werden. Noch ganz neu ist Sindi Deineja (17). Die junge Frau kam erst vor drei Monaten mit ihrer Familie aus Albanien und spricht deshalb noch kaum Deutsch. Ihr Traum ist es, Abitur zu machen und Psychologie zu studieren.
Die Vabo-Schüler sind eine vielfältige Schar. Manche seien volljährig, andere nicht, manche mit der Familie geflüchtet, andere allein, sagt Andreas Haag, der die Vabo-Abteilung an den Walter-Eucken-Schulen mit seinem Kollegen Urs Frey leitet. Hinzu kämen sehr unterschiedliche Bildungshintergründe.
Doch die Schüler seien überdurchschnittlich motiviert, das mache es leichter. Ab dem 20. Geburtstag werde man nicht mehr neu aufgenommen. Wer aber erst während des Vabo-Schulbesuchs 20 Jahre alt werde, könne weitermachen. Wegen geringer Deutschkenntnisse gelinge im Anschluss der direkte Übergang in den Arbeitsmarkt oft nicht. Wichtig sei deshalb die Vorbereitung auf Regelschulen. Dazu könnten die Schüler der Vabo-Klassen in die anderen Schulen im Haus hineinschnuppern. Besonders wichtig sei die Heranführung ans Berufsleben, dazu gehören Betriebsbesichtigungen.
Seit 2016 waren 49 Jugendliche in den Vabo-Klassen der Walter-Eucken-Schulen. Urs Frey hat erforscht, wie es mit den Ehemaligen weiterging: Zehn Prozent sind direkt in eine Berufsausbildung gestartet, meist mit weiterer Begleitung. 20 Prozent wechselten auf Berufsfachschulen, zwölf Prozent aufs Wirtschaftsaufbaugymnasium, 14 Prozent ins Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf (VAB). 19 Prozent wiederholten ihre Vabo-Klasse. Das liege daran, dass etliche von ihnen erst mitten im Schuljahr oder am Ende dazu gestoßen waren.
Bei 35 Prozent ging der Besuch der Vabo-Klasse mit einer Abschiebung oder Verlegung an einen anderen Ort zu Ende. Das sei traumatisierend und störe die Integration, sagt Urs Frey – insbesondere, weil manche Schüler mehrere solche Verlegungen mitmachen. Die Schule habe darauf keinen Einfluss. Ohnehin gebe es für die Schule viele Herausforderungen. Schwierig sei vor allem, wenn einzelne Schüler besondere Betreuung bräuchten. "Wir sind an unseren Grenzen angelangt", so Frey.
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