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Freiburg hat jetzt ein Screendance Festival
Vom 5. bis 9. Juni findet das erste International Screendance Festival Freiburg am Theater Freiburg und im Kommunalen Kino statt. Screendance ist eine interdisziplinäre Kunstform, die Tanz, Choreografie, Bildende Kunst und Performance mit Film und Kino verbindet.
Sa, 25. Mai 2019, 11:19 Uhr
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Gemeinsam programmierten die Initiatorin und Kuratorin des Festivals Adriana Almeida Pees mit den beiden Co-Kurator*innen Marisa C. Hayes und Franck Boulègue Filme unterschiedlichster Ästhetiken zu spannenden Kinoabenden. Bettina Földesi, Dramaturgin und Produktionsleiterin Tanz, sprach mit den beiden Screendance-Expert*innen über die Faszination Screendance und was die Besucher beim Festival erwartet. Zum Festivalprogramm geht es hier.
Bettina Földesi: Screendance als eigenständige Kunstform ist in Deutschland recht neu. Lasst uns also mit der Frage beginnen: Was ist eigentlich Screendance und inwiefern unterscheidet es sich von anderen "On-Screen-Kunstformen"?
Marisa C. Hayes: Die Definition von Screendance variiert von Ort zu Ort und von Festival zu Festival. Unsere Definition von Screendance – und das ist wahrscheinlich auch die international gängigste – ist der Versuch eine spezifisch auf Film ausgerichtete Choreografie auf die Leinwand zu bringen. Screendances sind also bewegte Bilder, in denen Choreografie in Kombination mit audiovisuellen Elementen in Szene gesetzt werden. Das ist eine vereinfachte Definition, die allerdings komplexe Fragen aufwirft, wenn man von bewegten Bildern spricht, die immer aus einer Kombination aus der jeweiligen Kameraarbeit, dem Editieren und den sich bewegenden Körpern und/oder sich bewegenden Objekten bestehen: Was ist Tanz überhaupt? Wer ist der Choreograf? Und vor allem, worin liegt die Choreografie?
Franck Boulège: Sreendances sind Arbeiten, die zwischen Choreografie und Kinematografie situiert sind. Manchmal ist Screendance stärker auf Choreografie ausgerichtet, manchmal stärker auf Kinematografie, es beruht aber immer auf einer Wechselwirkung dieser beiden Kunstformen. Die Idee ist, choreografische Kinematografie bzw. kinematische Choreografie zu machen. Es gibt viele verschiedene Wörter, die zur Beschreibung von Screendance verwendet werden können, beispielsweise "Tanzkino", "Tanzfilm" oder "Videodance", um nur einige zu nennen. Für mich persönlich trifft es das Wort "Screendance" am besten, da es die Leinwand als den Ort des Tanzes beschreibt. Dadurch blickt man mit einer anderen Perspektive auf den Tanz – das Wort beschreibt nicht nur den Tanz, der auf Film festgehalten wird, sondern auch der Tanz des Gefilmten und des Filmenden, also den Tanz des Bildes an sich, da die Kamera Teil des Tanzes und der Choreografie ist. Man könnte auch sagen, die Leinwand selbst ist es, die tanzt.
BF: Lasst uns über das erste International Screendance Festival Freiburg sprechen. Durch einen Open Call erhielt das Theater Freiburg knapp 200 Einsendungen. Welchen Auswahlkriterien seid ihr gefolgt und welche Form wolltet ihr dem Festival hier in Freiburg geben?
MCH: Ich fühlte mich stark verantwortlich bei der Kuration dieser Kategorien, weil mir sehr bewusst ist, dass es sich um das allererste Screendance-Festival hier in Freiburg und in der Region handelt. Auch wenn das Tanzpublikum am Theater Freiburg Screendance bereits durch die Veranstaltungsreihe Tanzkino entdecken konnte, war es für mich besonders wichtig, einen Einblick in die Vielfalt und Fülle von Ansätzen im Screendance zu ermöglichen.
Was ich an Screendance auch besonders gerne mag, ist seine Internationalität – also die Möglichkeit, Arbeiten aus der ganzen Welt zu sehen. Schließlich kann ein Film viel schneller um die Welt reisen, als eine Live-Performance. Daher war es für mich sehr wichtig, und ich glaube für uns alle, eine vielfältige Auswahl in Bezug auf den Tanzstil, den Filmstil und die Herangehensweise an Musik und Sound zu treffen. Und gleichzeitig zu versuchen, die internationale Bandbreite derer zu repräsentieren, die heutzutage Screendance machen, indem Filme aus verschiedenen Ländern gezeigt werden.
FB: Ich denke, dass die Aufgabe eines Kurators nicht nur darin liegt, die Filme zu fördern, die ihm am besten gefallen, sondern vor allem auch darin, zwischen Künstler*innen und Publikum zu vermitteln. Es geht also darum, Verständnis und Wertschätzung für die unterschiedlichen Tendenzen innerhalb einer Kunstform zu generieren und die Zuschauer*innen Schritt für Schritt an etwas Neues oder Anderes heranzuführen, das anfangs vielleicht schwer zugänglich ist. Man will ja niemanden abschrecken, wenn man beispielsweise sehr experimentelle Filme gleich an den Anfang eines Abends setzt. Dann würden die meisten den Raum nach fünf Minuten verlassen. Es geht wirklich darum, das richtige Mittelmaß eines qualitativ hochwertigen Programms zu finden, das zur gleichen Zeit auch das Interesse des Publikums weckt. Das versuchen wir immer zu berücksichtigen: Welcher Dialog mit dem Publikum eignet sich, der zugleich das Publikum wie auch die Künstler*innen respektiert?
BF: Nun sind alle Filme ausgewählt und das Programm steht fest. Was erwartet uns in den verschiedenen Kategorien?
MCH: Die Vielfalt, die in jeder Kategorie zu finden ist, begeistert mich immer wieder. Keine zwei Filme ähneln einander. Selbst wenn ein Film vielleicht nicht so sehr gefällt, gehen wir sofort zum nächsten über, und der ist vielleicht besonders ansprechend oder herausfordernd. Vor allem in der internationalen und der deutschen Kategorie gibt es eine große Vielfalt an Arbeiten.
BF: Ergänzend zu den Screenings, bietet das Festival auch Workshops, Vorträge und Diskussionen. Ihr beiden werdet die Workshops leiten und Vorträge halten. Was habt ihr in den Workshops vor?
MCH: Wir unterrichten einen Workshop für jüngere Teilnehmer*innen, auf den ich schon sehr gespannt bin. Das, was für die meisten jungen Leute alltägliches technologisches Material geworden ist, werden wir dafür verwenden – also Smartphones, Webcams, Laptops, etc. Wir werden uns ganz einfaches Equipment anschauen.
Manche Menschen hören das Wort "Filmproduktion" und werden ängstlich und denken, dass sie ein enormes Budget und eine sehr hochwertige Kamera benötigen, um etwas Gutes zu machen. Dabei glauben wir eigentlich vor allem an starke Ideen und was wir mit wenig Geld aber einer sehr guten Idee alles machen können. Im zweiten Workshop für erwachsene Künstler*innen, die sich im Screendance ausprobieren möchten, folgen wir einem ähnlichen Ansatz. In beiden Workshops geht es darum, sich auszutauschen und zu verstehen, wie das Material am besten genutzt werden kann, um Ideen in Gang zu setzen und jede einzelne Stimme einzubringen. Es geht nicht darum, die Technologie über die Kunst zu stellen, sondern darum, Technologie zu nutzen, um gemeinsam Ideen in die Welt zu setzen.
FB: Die Teilnehmer*innen brauchen auch keinen bestimmten Hintergrund, um sich für diese Workshops zu interessieren. Wir verlangen keine spezifischen Vorkenntnisse. In unseren Ländern hat fast jeder schon einmal ein Handy benutzt, um etwas zu filmen. Solange ihr wisst, wie das geht, könnt ihr einen Screendance machen. Solange ihr euch vorstellen könnt, euch ein wenig hinter und vor der Kamera zu bewegen, hoffen wir, dass euch unsere Workshops gefallen werden.
Was: International Screendance Festival Freiburg
Wann: 5. bis 9. Juni 2019
Wo: Theater Freiburg & Kommunales Kino Freiburg
Webseite: theater.freiburg.de/de_DE/screendance-festival
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