"Freiburg, do you wanna get high?"
Megacoole Hölle beim Zeltmusikfestival: die Kultband Cypress Hill aus Los Angeles war einer der Top-Acts für die HipHop-Heads.
JuZ-Mitarbeiter Philipp Gehrke & 19 Jahre
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Am Dienstagabend sollte es beim ZeltMusik-Festival zu einer kleinen Sensation kommen: Cypress Hill, eine der innovativsten und populärsten HipHop-Bands aus Los Angeles, hat es trotz Millionen verkaufter Platten und langerprobtem Kultstatus auf das beschauliche Festival auf dem Mundenhof verschlagen. Uneingeweihte rätselten, warum man 24 Euro für eine Band ausgeben kann, die "extrem tiefergelegt" beschrieben wurde - und die auf Deutsch "Zypressenhügel" heißt. Aber die HipHop-Heads wussten, welch einmalige Chance ihnen geboten wurde und griffen zu.
"Könntet ihr vielleicht nicht so viel rauchen? Wegen der Luft . . ." Alexander Heisler, ZMF-Chef
Britta hilft, dass sie bei Laune bleiben: sie verschenkt ein Paper und gibt ihnen Feuer - da vergessen die Sachsen ihre Heimkehrsorgen und bereiten sich in Cypress-Manier auf das Konzert vor. Und so schnell, wie die Jungs "von drüben" aufgetaucht sind, sind sie auch schon wieder in einer Rauchwolke verschwunden.
Am Eingang werden die (männlichen) Konzertbesucher bis auf Haut und Haare von Securityleuten gefilzt - der Eimer am Eingang läuft bald über von diversen Rauschmitteln, während Messer und Flaschen durchaus Einlass finden. Soll heißen, keine Macht den Drogen, ausgerechnet auf einem Cypress Hill-Konzert - ein merkwürdiger Versuch. Das Zelt füllt sich schnell mit tausenden von Totenkopf-T-Shirts und Baseball-Kappen - und wie immer erscheint vor dem Konzert Alexander Heisler auf der Bühne: "Könntet ihr vielleicht nicht so viel rauchen? Wegen der Luft . . . - okay, ich verbiet's euch nicht." Uff. Und dann: "Habt ihr jetzt Lust auf extrem tiefergelegten Hip?" Vermutlich meint er HipHop, denkt Britta. "Dann begrüßt jetzt mit mir Cypress Hill!"
Und die stehen dann tatsächlich nach einem dreiminütigen majestätisch-mystischen Intro auf der Bühne: DJ Muggs, Sen Dog und Brittas Liebling B Real. Sie bringen anderthalb Stunden absolute Power: HipHop, der so was von nach vorne geht - und eine Band, die ihrem Ruf gerecht wird. Das Zelt lebt, keiner kann seinen ursprünglichen Platz halten, denn die Massen sind in Bewegung, so auch Pogo-Britta, die ihr Glück immer noch nicht fassen kann, denn sie spielen sie alle: "Pigs", "Hand on the Pumps", "Insane in the Brain", "Stoned is the Way of the Walk". Das Publikum lässt die Sau raus. Und prompt findet Britta Jacke samt Geldbeutel und dazu gleich auch noch den glücklichen Besitzer.
Cypress Hill unterbrechen kurz (vielleicht für einen kurzen Smoke-In?), sind aber sofort auf hohem Niveau zurück, um Hit für Hit abzufeiern, was den Bedürfnissen des Publikums hundertprozentig entspricht. Die zwei MCs und der DJ werden von Bobo, dem "Mann mit den sieben Händen" an den Percussions unterstützt. Das verleiht den roughen und treibenden Beats mehr Musikalität, findet Britta. Und es bestätigt Cypress Hills viel gerühmten Innovationsgeist.
"Freiburg, do you wanna get high?" Ja. Und man riecht's auch, trotz der strengen Einlasskontrollen. So steht "Hits of the Bong" nichts mehr im Wege, und bei "Dr. Greenthumb" - "this is for all who smoke marihuana!" - merkt wohl auch der letzte, dass hier so ziemlich jeder einen "grünen Daumen" hat.
"Ey, megacool, aber nur so kurz? War das schon alles? Keine Zugabe?" Britta Buck, Cypress Hill-Fan
Leider sollte nach einem langen Percussion-Solo schon der letzte Track kommen: "Rapsuperstar". Das hat mit dem aktuellen deutschen "Superstar"-Müll nichts zu tun. Es beschreibt auf äußerst tiefsinnige Weise die Schattenseiten eines wahren (Rap-)Superstars auf dem Zenit seines Ruhms. Aber auch unter diesen klugen Text versteht es Cypress Hill einen bombigen Beat zu basteln, der dem Publikum noch einmal alles abverlangt.
"Ey, megacool, aber war das schon alles? Keine Zugabe?" Britta ist bei allem Glück enttäuscht. "Cypress, Cypress!"-Sprechchöre. Aber vergebens: die Techniker sind schon beim Abbauen. Britta motzt: "Scheiße, nur so kurz!" Wegen ihr hätte der Abend noch ewig gehen können. Das Zelt leert sich nur langsam und völlig durchnässte aber glückliche Menschen schieben sich nach draußen an die frischen Luft. Ein einsamer, übrig gebliebener Schuh zeigt, was hier eben los war: die geilste Hölle auf Erden.
Mit Freundinnen, die das Hammerkonzert nur von draußen (Rasenplatz!) genossen haben, trifft sich Britta noch an der Steintreppe über dem Beachvolleyballplatz - hier geht noch was, wie immer bis weit in die Nacht. Jetzt können die Mädels noch ein bisschen chillen - Britta kann endlich wieder durchatmen. Und Cypress Hill bebt nach.
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