Französisch klingt schön
Warum sich Nähmaschine auf Glocken reimt und andere interessante Sachen aus dem Sprachunterricht.
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"Die Buchstaben des Alphabets sind in beiden Sprachen gleich", sagt Madame Boulery vom France Mobil. Sie ist zu Besuch im Kindergarten und der Grundschule Maria Montessori in Freiburg. Dort spielen und lachen, turnen, rechnen und schreiben behinderte Kinder zusammen mit ganz normalen Buben und Mädchen. Die Kinder der dritten und vierten Klasse erarbeiten mit Madame Boulery in einer besonderen Französischstunde, welche Buchstaben in beiden Sprachen gleich und welche unterschiedlich ausgesprochen werden. Zum Schluss wird gezählt. Elf Buchstaben unterscheiden sich in der Aussprache (siehe Bild). Dann werden die Selbstlaute oder Vokale ver glichen. In der deutschen Sprache gibt es davon fünf: a, e, i, o und u. Die französische Sprache kennt einen mehr. Man glaubt es kaum, es ist das Ypsilon, das "i grek" ausgesprochen wird, weil es ein i ist, das aus Griechenland kommt.
"Bonschur", ruft Madame Boulery und winkt den Kindern zu, während sie das Zimmer betritt. Die Schulanfänger verstehen auf Anhieb, dass sie begrüßt werden, winken zurück und erwidern den Gruß: "Bonjour!" Französisch klingt hell und schön und durch die Nase gesprochen. Madame Boulery macht es vor, wie die Kinder es schaffen können, dass das französische Wort für Fisch, "p-oi-ss-on" wie in Frankreich tönt. Beim p die Lippen zusammenpressen und ein kurzes aber kräftiges Ph aussprechen. Beim oi so tun als würde man jemanden erschrecken: uwah! Dann folgt ein gezischtes ss. Ganz einfach an eine Schlange denken, dann spricht sich der Laut wie von selber scharf. Zu guter Letzt Nase zuhalten und dabei o sprechen, fertig ist der Fisch: poisson.
Das ist wichtig. Spricht man das Wort nämlich schlampig mit weichem s aus, klingt es wie Gift: poison. Und wer will schon ein Päckchen Gift bekommen, wenn er am Marktstand nach Fisch gefragt hat? Kein Mensch! Ein "Schömapellepipaposewerin" füllt den Raum und verwirrt ein bisschen. Madame Boulery zeigt immer wieder auf sich und wiederholt: "Je m'appelle Séverine." Da wird jedem der Kinder klar, dass sie sagt, wie sie heißt. Nun stellen sich alle Kinder rundum auf Französisch vor. Manchem will der Satz noch nicht so recht über die Lippen gehen. Dann sagen die anderen Kinder vor. Das hilft. Ein Junge, der sonst nicht viel spricht, freut sich riesig als er an der Reihe ist. Aber die Sprache kann er in diesem aufregenden Moment nicht finden. Als das übernächste Kind eine Sprechpause einlegt, füllt er die Lücke und sagt, wie er heißt. "Er hat seinen Namen gesagt", ruft ein Mädchen sofort begeistert und alle klatschen. "Brawo, süper!" sagt Madame Boulery, denn so klingt Freude auf Französisch. Am Ende der Schulstunde singen die Kinder der dritten und vierten Klasse das Lied vom Bruder Jakob vierstimmig im Kanon. Es hört sich zart und schön an, überhaupt nicht nach Näh- oder Waschmaschine und richtig französisch: "Frère Jacques, frère Jacques, dormez-vous, dormez-vous? Sonnez les matines, sonnez les matines, ding ding dong, ding ding dong!
Helga Lorenz
Das France Mobil, eine Sprachschule auf Rädern, wird von der Robert-Bosch-Stiftung und dem französischen Staat finanziert. Auch im Schuljahr 2003/2004 wird es wieder zwischen Lörrach und Baden-Baden von Schule zu Schule fahren, um den Schülern die französische Sprache und Kultur näher zu bringen. Anfragen unter:
[email protected]
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