Account/Login

Wissenschaft

Forscher entdecken lebensrettende Bein-Amputationen bei Ameisen

  • KNA

  • Mi, 03. Juli 2024, 20:00 Uhr
    Panorama

     

Wissenschaftler haben belegt, dass Tiere zur Wundbehandlung vorbeugende Amputationen einsetzen. Dieses Verhalten wiesen sie bei Ameisen nach – und entdeckten erstaunliche Details.

Zwei Ameisen betasten sich.  | Foto: Foto: Ulrich Perrey (dpa)
Zwei Ameisen betasten sich. Foto: Foto: Ulrich Perrey (dpa)

Auch Tiere führen Amputationen zur Lebensrettung durch: "Manche Ameisen beißen verletzte Gliedmaßen von Artgenossinnen ab, um deren Überleben zu sichern", teilte die Julius-Maximilians-Universität Würzburg am Mittwoch mit. "Ob sie diesen radikalen Schritt gehen, hängt davon ab, wie nah sich die Wunde am Körper befindet." Ein Team um den Würzburger Ameisenforscher Erik Frank, an dem auch Wissenschaftler der Universität Lausanne beteiligt sind, hat dieses Verhalten bei Florida-Holzameisen entdeckt, wie es hieß.

Der Eingriff verhindert laut Mitteilung, dass sich lebensgefährliche Wundinfektionen ausbreiten. Die Erfolgsrate sei sehr gut: "Rund 90 Prozent der amputierten Tiere überleben die Behandlung. Trotz des Verlusts eines ihrer sechs Beine können sie danach ihre Aufgaben im Nest wieder in vollem Umfang übernehmen."

Die Ameisen amputierten nur, wenn die Beinverletzungen am Oberschenkel lägen. "Befinden sich die Wunden dagegen am Unterschenkel, wird niemals amputiert. Stattdessen treiben die Ameisen in solchen Fällen einen höheren Aufwand bei der Pflege der Verwundeten: Sie lecken die Wunden intensiv aus." Vermutlich säuberten sie sie damit von Bakterien. "Auch diese Therapie ist mit einer Überlebensrate von rund 75 Prozent relativ erfolgreich."

Unterschiedliche Überlebensraten

Warum die Ameisen nicht immer amputieren, klärten die Forscher durch eigene Amputationen bei Ameisen mit verwundeten und bakteriell infizierten Unterschenkeln: "Die Überlebensrate nach der Amputation lag bei nur 20 Prozent." Computertomografische Untersuchungen hätten gezeigt, dass im Oberschenkel der Ameisen viele Muskeln säßen, deren Aktivität für die Zirkulation des "Blutes" der Ameisen sorge, der sogenannten Hämolymphe. "Ameisen besitzen kein zentral pumpendes Herz wie Menschen, sondern mehrere über den Körper verteilte Herzpumpen und Muskeln, die diese Funktion übernehmen."

Verletzungen am Oberschenkel behinderten die Zirkulation. Weil der Blutfluss gemindert sei, gelangten Bakterien nicht so schnell von der Wunde in den Körper. "In diesem Fall lohnt sich die Amputation: Bei schnellem Handeln ist die Chance groß, dass der Körper noch frei von Bakterien ist."

Im Unterschenkel dagegen lägen keine für die Zirkulation der Hämolymphe relevanten Muskeln. "Ist er verwundet, dringen die Bakterien sehr schnell in den Körper vor. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Amputation ist dann eng, die Chance auf Rettung gering. Genau das scheinen die Ameisen zu "wissen", wenn man es vermenschlichend ausdrücken will", so Erik Frank.

Ressort: Panorama

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel