Feuerzauber und Tropenfieber
So spannend kann Wissenschaft und Forschung sein: 20 000 Schülerinnen und Schüler kamen zu den dritten Science Days im Europa-Park.
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Wieso brennen Steine nicht? Weshalb ist der Regenwald in Brasilien wichtig für uns? Warum sehen die Knochen eines Mannes anders aus als die einer Frau? Antworten auf diese und andere Fragen gab's bei den dritten Science Days im Europa-Park. 20 000 Jugendliche erlebten dort, wie spannend Wissenschaft und Forschung sein können. Für die JuZ berichten Yvonne Eckstein, Mathias Birmele, Benjamin Bohn und Markus Thoma von der Breisacher Hugo-Höfer-Realschule.
Experimentiertisch
Ein Mord ist geschehen, aber der Gärtner ist bestimmt nicht immer der Mörder! Ganz schön gruselig geht es bei dem Kriminalbiologen Mark Benecke zu. Auf seinem Experimentiertisch liegen Totenschädel und zertrümmerte Schädeldecken. Kann man eigentlich an Knochen das Geschlecht unterscheiden? An echten Schädeln kann das Publikum sehen, dass der Kopf eines Mannes mit viel gröberen Knochenvorsprüngen ausgestattet ist als der einer Frau.
Sherlock Holmes und Miss Marple wären auf Beneckes moderne Ermittlungsmethoden neidisch gewesen. Wer ist für den Unfall verantwortlich - Fußgänger oder Autofahrer? An der Bruchrichtung einer Knochenfraktur wird sichtbar, unter welchen Umständen der Fußgänger angefahren wurde.
Doch auch grausame Morde gehören zu Beneckes Alltag. Durch Äxte und lange scharfe Messer zertrümmerte Schädelknochen lassen den Besuchern die Haare zu Berge stehen. Man kann nur hoffen, dass man nie Teil eines solchen Krimis wird und auf einem der sterilen Tische eines Kriminalbiologen landet.
Maracujafalter und
der Duft der Papaya
Feucht und heiß ist es hier. In dem nachgebauten Tropenhaus, das etwa 10 mal 20 Meter groß ist, kann man mit einfachen Spielen den Regenwald kennen lernen. Große Flächen von Südamerika, Asien und Afrika sind von den tropischen Regenwäldern bewachsen, die auch als "Grüne Lunge" bezeichnet werden. Zwischen Palmen und Lianen kann man im Tropenhaus bei den Science Days Orchideen beschnuppern. Bewundern kann man auch farbenfrohe Schmetterlinge, insgesamt zehn Arten vom Maracujafalter bis zur Baumnymphe. Der Lebensraum von verschiedenen wilden Tieren wird den Besuchern nahe gebracht. Aber keine Angst, eine lebendige Schlange gibt es nicht! Eine Freude für den Gaumen sind die tropischen Früchte, die man probieren kann, zum Beispiel Papaya. Aber diese Vielfalt der Flora und Fauna ist vergänglich. Jeden Tag wird pro Minute eine 30 Fußballfelder große Fläche dieser ,,Grünen Lunge" abgeholzt.
,,Ich habe selbst einige Jahre in Brasilien gelebt und wollte mir einfach mal wieder den Regenwald ins Wohnzimmer holen. Da in der siebten Klasse tropischer Regenwald sowieso auf dem Lehrplan steht, war es mir auch wichtig, dass Schüler und Schülerinnen ihn mal mit allen Sinnen erfahren", sagt Initiator Ulf Klumpp, der das Projekt mit Studenten des Reallehrerseminars Erdkunde und Schülern und Schülerinnen seiner neunten Klasse betreut.
Kugelblitze im
Glaszylinder Kerzenständer, Pülverchen, Klebstoff, Nescafé - sind das die Werkzeuge eines Chemikers? Und ob! Mit diesen Utensilien spürt Magic Andy alias Andreas Korn-Müller der Frage nach, ob Eisen brennt und warum Steine nicht brennen. Auch wie ein Flammenwerfer funktioniert, führt er dem staunenden Publikum vor. Mit einer kleinen Kerze, einem Trichter, zwei Esslöffeln Mehl und der Zugabe von Atemluft bringt er "Müllers Mühle" zur Explosion. Magic Andy bezieht sein Publikum ständig mit ein. Besonders die Kleinen sind eifrig dabei und verfolgen mit großen Augen, wie es vorne zischt und kracht. Einer der Höhepunkte ist die Vorführung von Kugelblitzen im Glaszylinder. Räucherkerzchen, wie sie jeder aus der Vorweihnachtszeit kennt, werden unter der Zugabe von reinem Sauerstoff in den Händen von Magic Andy zum magischen Feuerzauber. Stimmungsvoll auch der Abschluss: Phosphor-Stäbchen werden vom Publikum unter dem gleißenden Licht der Saalscheinwerfer aufgeladen und leuchten anschließend im verdunkelten Raum wie eine Armee von Glühwürmchen.
Ohne Kondome und
Pille läuft nichts
Hier dreht sich alles um Liebe und Safer Sex. Entsprechend groß ist das Gedränge an den Ständen von Pro Familia und der Aids-Hilfe. Unter dem Motto "Mach's mit - aber richtig" werden Jugendliche über den richtigen Gebrauch von Kondomen und mögliche Gefahren bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr informiert. "Ohne Pille und Kondom geht bei mir gar nichts. In der Schule hat uns ein Lehrer gezeigt, wie man ein Kondom über ein Modell streift", erzählt die 15-jährige Tatjana.
So viel Vorsicht scheint nicht die Regel zu sein. Nach Auskunft der Fachleute von Pro Familia gebe es immer noch zu viele ungewollte Schwangerschaften bei Jugendlichen. Über die Risiken bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr seien sich viele Jugendliche nicht im Klaren. "Aids, Hepatitis C und Co sind heute noch ernstzunehmende Gefahren", sagt Susan Schubert von Pro Familia. Mit Rätseln, Puzzles und Tastspielen können Jugendliche bei den Science Days ihr Wissen über Sex erproben und vertiefen. Für richtige Antworten gibt es Kondome gratis.
Besser einschlafen
mit Musik
Wer kennt das nicht: Man liegt im Bett und kann nicht einschlafen. Für Tinnitus-Patienten ist das die Regel. Sie leiden unter einem ständigen Ton im Ohr. So auch Marcel Krause, der zusammen mit Daniel Wagner und Marco Sillmann eine pulsgesteuerte Einschlafhilfe entwickelt hat. Alle drei sind Mitarbeiter der Firma Sick Waldkirch. Für ihre Arbeit wurden sie in diesem Jahr mit dem ersten Preis im Landeswettbewerb von "Jugend forscht" ausgezeichnet. Aber was verbirgt sich nun hinter dieser pulsgesteuerten Einschlafhilfe? Ein handelsüblicher Pulsmesser ist gekoppelt an die Schaltung einer Musik-, Video- oder DVD-Anlage. Die Pulsfrequenz steuert nun per Funk die Lautstärke der Musik. Fällt der Puls unter eine bestimmte Grenze, so schaltet die Musik automatisch ab. Auf diese Weise können übrigens auch Pulsschlag und Herzfrequenz überwacht werden. Für viele Tinnituspatienten, sagen die jungen Erfinder, werde sich durch diese Einschlafhilfe die Lebensqualität deutlich verbessern.
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