"Es kribbelt immer noch"
ZISCH-INTERVIEW mit Jochen Frank Schmidt, dem Leiter des Gloria-Theaters in Bad Säckingen.
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Das Gloria-Theater in Bad Säckingen feiert seinen 50. Geburtstag. Die Klasse 4 b der Weihermattenschule hat das Gloria besucht – und dort Jochen Frank Schmidt getroffen. Im Interview erzählte der Leiter des Gloria-Theaters und Musicalkomponist vom Bühnenleben.
Schmidt: Ja, das ist richtig. Ich habe damals zu Weihnachten ein Kasperletheater von meinen Eltern bekommen. Da habe ich gemerkt, für mich alleine zu spielen ist ja doof. Ich habe das Kasperletheater in unserer Garage aufgebaut, Stühle reingeschleppt, Werbeplakate gemalt und aufgehängt und die Kinder meiner Schule eingeladen. Es kamen dann auch sehr viele Zuschauer und es hat ihnen gut gefallen.
Zisch: Welchen Beruf haben Sie gelernt? Man kann ja nicht Musical-Schreiber lernen, oder?
Schmidt: Ich habe nicht Musik studiert, sondern Betriebswirtschaft. Aber ich war schon immer an Musik interessiert und habe sehr viel Musik gemacht. Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Klavier zu spielen, mit zehn Trompete, später kam noch Gitarre dazu.
Zisch: Woher nehmen Sie die Ideen für die Musik und die Texte?
Schmidt: Texte kommen mir hauptsächlich, wenn ich Menschen beobachte, zum Beispiel an der Bushaltestelle. Das nenne ich "Menschengucken". Jeder Mensch ist anders, hat so seine Macken, und man kann sich Geschichten zu ihm ausdenken: Wo kommt er her? Wo geht er hin? Was macht er? So kommen einem viele Ideen für die Texte. Die Musik, die Melodien für die Songs, sind einfach in meinem Kopf drin. Ich weiß nicht, woher die kommen, die sind plötzlich da.
Zisch: Wie lange dauert es denn, bis ein Musical fertig ist?
Schmidt: Die normale Produktionszeit beträgt etwa zweieinhalb Jahre, wenn man durchgehend daran arbeitet.
Zisch: Sie haben drei Musicals geschrieben. Wie heißen die und welches war Ihr liebstes?
Schmidt: Das erste Musical hieß "Lust am Leben", das zweite "Herzklopfen" und das dritte "Lichterloh". Meine Musicals sind bei mir ein bisschen wie eigene Kinder, die hat man alle gleich lieb.
Zisch: Wann startet das neue Musical "Bikini Skandal"?
Schmidt: Am 6. November 2010 ist die Premiere für "Bikini Skandal" und da freuen wir uns natürlich alle drauf.
Zisch: Woher nehmen Sie die Darsteller? Fallen die vom Himmel?
Schmidt: Schön wäre es. Aber es funktioniert so ähnlich: Wir veröffentlichen hauptsächlich im Internet, dass das Musical-Theater Darsteller für ein neues Musical sucht. Dann kommen die Leute zu uns, manchmal von sehr weit her und stellen sich vor. Beim letzten Casting hatten wir über 300 interessierte Bewerber.
Zisch: Verdienen Ihre Schauspieler viel?
Schmidt: Als Musicaldarsteller wird man nicht sonderlich reich. Die Darsteller können aber sicherlich von ihrer Gage leben, hungern muss keiner. Schauspieler ist man aber nicht, weil man viel Geld verdienen will – man ist Schauspieler, weil man unbedingt auf die Bühne will.
Zisch: Kribbelt es immer noch im Bauch, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Schmidt: Ja! Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Auf der Bühne zu stehen ist ein ganz tolles Gefühl, man wird ganz schnell süchtig davon. Wenn das Kribbeln einmal nicht mehr da wäre, sollte man aufhören. Aber bei mir – toi, toi, toi – kribbelt es immer noch.
Zisch: Träumen Sie manchmal vom Gloria und wenn ja was?
Jochen Frank Schmidt: Oh ja, ich träume oft vom Gloria. Manchmal habe ich Alpträume, weil ich Angst habe, ob das, was ich geschrieben habe, bei den Leuten ankommt oder ob die Technik funktioniert. Aber es gibt auch viele schöne Träume. Wir haben ja schon viel Tolles im Gloria erlebt, haben viel Applaus bekommen.
Zisch: Sie haben einen Gloria-Wunsch frei, und die Weihermatten-Schulfee erfüllt ihn Ihnen. Welchen?
Schmidt: Ich würde mir wünschen, dass unser Musical "Bikini Skandal" ausverkauft sein wird (lacht), sagen wir es mal so, dass wir ganz viele Karten für das neue Musical verkaufen werden. Das wäre toll.
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