"Es könnte durchaus schlimmer sein"
JUGEND MACHT ZEITUNG: Im Gespräch mit Harry Zepf, Leiter des Polizeireviers Waldkirch, und dem Jugendsachbearbeiter Florian Ücker über Jugendkriminalität.
Pascal Schiedel
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WALDKIRCH. Wie überall in Deutschland existiert auch im Elztal ein Hang mancher Jugendlicher zur Kriminalität, wie neulich zum Beispiel zu lesen in einem Bericht über Jugendliche, die nach einer Geburtstagsfeier in Gutach ihr Unwesen trieben. Auf solche Dinge müssen die Mitarbeiter des Polizeireviers in Waldkirch natürlich eingehen und dann auch Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende einleiten.
Jugendkriminalität ist im Elztal kein besonders schwerwiegendes Problem, aber auch kein ganz zu vernachlässigendes Thema. Nicht umsonst stellt die Waldkircher Polizei mit Florian Ücker einen eigens für Jugendkriminalität geschulten Mitarbeiter. Der Anteil der jungen Straftäter unter 21 Jahren an der Gesamtzahl aller ermittelten Tatverdächtigen beträgt in den letzten Jahren rund 30 Prozent. Dies entspricht in etwa dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg.
In der Stadt Waldkirch zum Beispiel wurden im Jahr 2005 etwa 1000 Straftaten registriert, wovon die Polizei rund 560 aufklären und 400 Tatverdächtigen zuordnen konnte. Etwas mehr als 120 dieser Straftäter waren unter 21 Jahre alt.
Begeht ein Jugendlicher eine Straftat, werden andere Maßstäbe angewandt als etwa beim Erwachsenenstrafrecht. "Je nach Verhalten des Täters und der begangenen Straftat können unterschiedliche Schritte eingeleitet werden", weiß Florian Ücker zu erzählen. Ermittelt wird der Fall in Waldkirch – auch wenn es sich zum Beispiel um einen Ladendiebstahl in Freiburg oder eine Sachbeschädigung irgendwo sonst in Baden-Württemberg handelt. Entscheidend ist, dass der Tatverdächtige im Zuständigkeitsgebiet des Polizeireviers Waldkirch lebt. Die Staatsanwaltschaft Freiburg entscheidet schließlich, was getan werden muss, erläutert der Jugendsachbearbeiter. Oft stehe die Polizei dabei mit der Staatsanwaltschaft in Freiburg in engem Kontakt, um dem zuständigen Staatsanwalt über den Zustand des sozialen Umfelds und das Verhalten während der Vernehmung des Tatverdächtigen zu informieren.
"In ganz wenigen Fällen kam es bisher zu einer Verwahrung im Jugendgefängnis in Müllheim oder gar in der Justizvollzugsanstalt in Adelheim", stellt Ücker fest. In manchen Fällen kann ein so genannter "Täter-Opfer-Ausgleich" als Mittel zur Versöhnung zweier Streithähne herangezogen werden. Hierbei wird das Opfer einer Straftat gefragt, ob es bereit wäre, ein Gespräch mit dem Täter zu führen. "Dies heißt aber nicht, dass gegen den mutmaßlichen Täter kein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden muss", betont Revierleiter Harry Zepf. In vielen Fällen – zum Beispiel bei Ersttätern oder eher einfachen Straftaten ohne größere Folgen – werde das Verfahren mit Auflagen für den Tatverdächtigen eingestellt. Das bedeutet, dass der mutmaßliche Täter zum Beispiel eine gemeinnützige Arbeit absolvieren muss. Der Straftäter kann jedoch auch vom Gericht zu solcher Arbeit verurteilt werden. Dabei ist die Anzahl der zu leistenden Stunden im Normalfall um einiges höher.
Damit es gar nicht erst zu Straftaten kommt, arbeitet das Polizeirevier Waldkirch auch präventiv an Schulen in seinem Zuständigkeitsgebiet. Florian Ücker besucht beispielsweise Grundschulen und klärt die Schüler über auffälliges Verhalten fremder Personen auf dem Schulweg auf. "Ich rede mit den Schülern dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger und verwende auch keine polizeilichen Fachbegriffe", erklärt Ücker. In höheren Klassenstufen werden manchmal auch extra geschulte Kripo-Beamte an die weiterführenden Schulen geschickt, die zum Beispiel über das Thema Drogen informieren können.
Im Großen und Ganzen ist das Elztal kein besonders gefährliches Gebiet, was Jugendkriminalität angeht. Im Vergleich zu anderswo gibt es im Elztal viele Fahrraddiebstähle – aber das liegt auch einfach daran, dass hier sehr viel Fahrrad gefahren wird. Manchmal sei die Straftatenstatistik auch abhängig davon, wie viel Zeit die Polizei investiert, um Kontrollen durchzuführen. Oder anders ausgedrückt: Weniger Kontrollen – weniger bekannte Fälle von Alkohol am Steuer (es sei denn, jemand wird durch einen Unfall auffällig). Es muss daher auch eine ausgeglichene Ermittlung in alle Richtungen stattfinden.
Dass beide Polizisten jedoch recht zufrieden mit der Entwicklung in ihrem Zuständigkeitsbereich sind, lässt sich aus ihrem Schlusswort heraushören. "Wir sind zwar was Jugendkriminalität angeht kein weißer Fleck, es könnte jedoch durchaus schlimmer sein", rundet Harry Zepf die Arbeit des Waldkircher Polizeireviers ab.
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