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"Es ist bequemer, Geld zu spenden"

Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Peace Brigades International setzen sich als Schutzbegleitung in Krisengebieten ein.  

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Ein Jahr lang hat der Freiburger Uli Krause (37) in Indonesien für die kleine Menschenrechtsorganisation Peace Brigades International (pbi) gearbeitet. Pbi hat weltweit nur etwa 2000 Mitglieder und unterhält derzeit Projekte in Indonesien, Süd- und Mittelamerika. Für die JuZ sprach Holger Köpcke mit Uli Krause.

JuZ: Warum ist pbi in Indonesien tätig?
Uli Krause: Nach dem Sturz des Militärdiktators Suharto 1998 sind in dem Vielvölkerstaat Indonesien viele politische Konflikte eskaliert. In Aceh, wo ich gearbeitet habe, geht es um eine angestrebte Unabhängigkeit. Dort herrschen seit über 25 Jahre Zustände, die einem Guerillakrieg entsprechen und etwa 12 000 Opfer gefordert haben. Menschenrechtsverletzungen und Folter sind an der Tagesordnung - sowohl aufseiten der Militärs als auch bei den bewaffneten Separatisten.

JuZ: Wie schaltet sich pbi in so einen Konflikt ein, wie habt ihr vor Ort gearbeitet?
Uli Krause: Ein Prinzip von pbi ist, sich grundsätzlich neutral zu verhalten. Dennoch sind wir parteilich für Menschenrechte: Wir begleiten Mitglieder lokaler Friedensinitiativen oder kleinere Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen. In Aceh haben wir auch eine Organisation betreut, die sich auf Traumaheilung spezialisiert hat, da es in diesem Konflikt sehr viele Folteropfer gibt.

JuZ: Ein wichtiger Teil eurer Arbeit sind so genannte Schutzbegleitungen. Wie hat man sich das vorzustellen: Wart ihr da als Bodyguards aktiv?
Uli Krause: Nein, diese Vorstellung ist falsch. Ganz oben auf unserer Prioritätenliste steht die Gewaltlosigkeit. Wir erzielen Abschreckung ohne Waffen, einfach durch die internationale Präsenz. Eine Anwältin, die ich oft begleitet habe, hat selbst gesagt, dass sie sich ohne pbi nicht mehr aus der Stadt trauen würde. Dank uns konnte sie viele Gefangene besuchen und ihnen einen fairen Prozess ermöglichen.

JuZ: Wie könnt ihr sicher sein, dass euch bei euren Einsätzen in Krisengebieten nichts passiert?
Uli Krause: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie. Aber durch unsere Unparteilichkeit sind wir nicht verdächtig, die eine oder andere Partei zu unterstützen. Und wir haben technische Hilfsmittel, wie Satellitentelefone und ein festgelegtes System von Rückmeldungen im Büro: Wenn ich mich nicht rechtzeitig melde, startet eine Suchaktion. In den 22 Jahren, seit es pbi gibt, ist noch kein Freiwilliger zu Schaden gekommen.

JuZ: Wie setzt ihr eure Vorhaben ohne Waffen, Diplomatenpass und internationales Mandat um?
Uli Krause: Hierfür haben wir unser Alarmnetzwerk. Pbi hat 18 Ländergruppen mit sehr vielen Unterstützern und Kontakten zu Politikern oder Personen des öffentlichen Lebens, die wir bei einem Notfall informieren können. Diese wenden sich dann mit Briefen oder in Telefonaten an die entsprechenden Stellen, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Und wenn wir in Aceh an der Seite von Aktivisten waren, ist denen auch nichts passiert. Aber wir können nicht zur gleichen Zeit überall sein. Deshalb kommt es immer noch zu Ermordungen und Entführungen.

JuZ: Wie kann man aus Deutschland eure Arbeit unterstützen?
Uli Krause: In Freiburg gibt es eine Regionalgruppe, die sich sehr über Verstärkung freut. Man kann in das Alarmnetzwerk eintreten und Protestbriefe abschicken, Infostände organisieren und natürlich auch Geld spenden, um die teuren Einsätze zu finanzieren. Wir freuen uns auch immer über Freiwillige, die in unseren Projekten mitarbeiten.

JuZ: Ihr erhaltet auch finanzielle Unterstützung vom Staat. Doch die Hauptförderung des Entwicklungshilfeministeriums geht an humanitäre Hilfsorganisationen. Vernachlässigen wir den Kampf für mehr Demokratie und Menschenrechte?
Uli Krause: Tatsächlich wäre mehr politische Unterstützung von Nöten. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Leute davor zurückschrecken, Missstände offen anzusprechen. Es ist bequemer, einfach Geld zu spenden, als sich selbst in einen Konflikt zu begeben und dort friedensstiftend zu wirken.


"Mahatmas Enkel" - Ausstellung über Peace Brigades International, bis 6. Januar in Freiburg, Adelhausermuseum, Gerberau 32. Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr.

Mehr Infos: pbi-deutschland.de

Ressort: Zisch

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