Zischup-Interview
"Es gibt jeden Tag eine bestimmte Aufteilung für die Lebensmittel"
Mechthild Wita-Klippstein arbeitet seit zwölf Jahren ehrenamtlich bei der Freiburger Tafel. Außerdem ist sie seit zehn Jahren im Vorstand für die Ehrenamtlichen zuständig. Hier berichtet sie über ihre Arbeit. .
Olivia Villavecchia, Klasse 8, Angell Akademie (Freiburg)
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Zischup: Wie genau wird die Ware eingeteilt?
Wita-Klippstein: Es gibt verschiedene Punkte. Den roten Punkt bekommen Haushalte mit ein bis zwei Personen, der blaue Punkt ist für solche mit drei bis vier Personen und der grüne Punkt ist für die mit fünf Personen. Es gibt dann jeden Tag eine Aufteilung für die Lebensmittel. Grüne Punkte dürfen dann zum Beispiel zehn Äpfel nehmen, blaue sechs und rote drei, aber nur, wenn es genug Ware gibt. Wenn zu wenig Ware da ist, kriegt jeder eine bestimmte Anzahl, die er oder sie nehmen darf.
Zischup: Wie erfahren die Betroffenen, dass sie die Möglichkeit haben, in der Tafel einzukaufen?
Wita-Klippstein: Es spricht sich rum. Direkt nach Kriegsbeginn durften Ukrainer hier für drei Monate einkaufen, egal ob reich oder arm, da zu diesem Zeitpunkt die Prüfung ihres Einkommens nicht möglich war. Dies sprach sich schnell herum und teilweise hatten wir jeden Tag 50 Personen mehr, was uns an unsere Grenzen brachte.
Zischup: Liefert jeder Supermarkt an die Tafel?
Wita-Klippstein: Ja. Jeder große Supermarkt wie Netto, Edeka, Rewe, Lidl und auch Drogerien wie DM und Bäckereien liefern Ware hierher. Für Waren, die nicht zu Lebensmitteln gehören wie Babynahrung, Zahnpasta und Seife, haben wir eine Rubrik, die wir Divers 2 nennen.
Zischup: Wie viel spart man im Gegensatz zu einem Einkauf im Supermarkt?
Wita-Klippstein: Wir verkaufen die meiste Ware für zehn Prozent des Einkaufswertes. Bei einem Großeinkauf ohne Luxussachen wie zum Beispiel Lindt-Schokolade zahlt man an normalen Tagen maximal vier bis sieben Euro.
Zischup: Warum ist die Ware hier billiger?
Wita-Klippstein: Die Ware, die wir bekommen, würde eigentlich weggeworfen werden, weil das Verfallsdatum naht. In Deutschland werden jedes Jahr zirka 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Die Idee der Tafel ist, diese noch essbaren Lebensmittel zu verwerten und auch ärmeren Bürgern frische Ware billig anzubieten.
Zischup: Gibt es hier in Freiburg noch weitere Tafeln?
Wita-Klippstein: Nein, es gib bundesweit etwa 1000 Tafeln in fast allen größeren Städten. Viele werden über Caritas und andere Wohlfahrtsverbände organisiert. Hier sind wir aber ein eingetragener, selbstständiger Verein, und wir sind die einzige Tafel in Freiburg.
Zischup: Wie lange gibt es die Tafel hier schon?
Wita-Klippstein: Diesen Laden gibt es seit 24 Jahren. Die Bundestafel seit zirka 30 Jahren.
Zischup: Steigt die Anzahl der Einkäufer?
Wita-Klippstein: Im Jahr 2022 wurden über 1000 neue Karten ausgegeben. Im Jahr davor waren es nur ca 300.
Zischup: Arbeitet man hier ehrenamtlich?
Wita-Klippstein: Hier arbeiten 150 Ehrenamtliche, davon sind 50 Fahrer. Es gibt drei große Fahrzeuge, die unsere Waren einholen und wir arbeiten in drei Schichten. Drei Leute arbeiten zu 100 beziehungsweise 80 Prozent, sechs Leute 20 Stunden die Woche und einige als Ein-Euro-Jobber, der Rest arbeitet ehrenamtlich.
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