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Kino

Erstmals eröffnet ein Trickfilm die Berlinale

Wes Anderson ist ein alter Berlinale-Hase. Vor vier Jahren eröffnete sein Film "Grand Budapest Hotel" das Festival, in diesem Jahr zeigt er den humorvollen, liebevoll gemachten Zeichentrick "Isle of Dogs".  

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Szene aus „Isle of Dogs“ Foto: 20th Century Fox
Ob die Berlinale auf den Hund gekommen ist: Das wurde in den letzten Wochen und Monaten in der Diskussion um die Nachfolge von Festival-Chef Dieter Kosslick ausführlich diskutiert. Nach "Isle of Dogs", dem Eröffnungsfilm des Festivals, kann und muss diese Frage mit einem klaren "Ja" beantwortet werden. Denn auch wenn mit Bryan Cranston, Bill Murray, Jeff Goldblum, Tilda Swinton, Greta Gerwig und Liev Schreiber sich am Donnerstagabend auf dem roten Teppich am Potsdamer Platz ein beträchtliches Star-Aufgebot versammelte, ging es drinnen auf der Leinwand im Berlinale-Palast allein um des Menschen besten Freund: den Hund. Mit "Isle of Dogs" eröffnet zum ersten Mal ein Animationsfilm die Berlinale und all die tollen Schauspieler sind in diesem allein als Sprecher für die Trickvierbeiner präsent.

Regisseur Wes Anderson ist ein alter Berlinale-Hase und zugleich einer der originellsten Köpfe des amerikanischen Independent-Kinos. Bereits 2001 – in Kosslicks erstem Amtsjahr – brachte er "The Royal Tenenbaums" nach Berlin, hielt mit "Tiefseetaucher" (2004) sowie "Moonrise Kingdom" (2012) dem Festival die Treue und lieferte zuletzt vor vier Jahren mit "Grand Budapest Hotel" den Eröffnungsfilm. "Isle of Dogs" ist also in vielerlei Hinsicht ein Heimspiel – und wenn Eröffnungsfilme dazu dienen, Lust auf Kino zu machen und die Liebe der Filmemacher zu ihrem Medium zu demonstrieren, hätte man keine bessere Wahl treffen können.

"Isle of Dogs" wurde in klassischer Trickfilm-Tradition mit dem mühsamen Stop-Motion-Verfahren hergestellt. Während die Pixel-Trickser am nahtlosen, perfekten Übergang zwischen Real- und Animationsfilm arbeiten, besteht der Charme von Andersons Film gerade im Bekenntnis zum sichtbaren Handwerk. "Isle of Dogs" kommt als veritable dystopische Science-Fiction daher – aus der Hundeperspektive. Im Japan der Zukunft regiert der korrupte Bürgermeister und bekennende Hundehasser Kobayashi die Stadt Megasaki. Eine grassierende Hundegrippe nimmt er zum Anlass, alle Hunde einfangen und auf eine verseuchte Müllkippeninsel verfrachten zu lassen. Nach sechs Jahren sind aus den einstmals geliebten Haustieren verwahrloste, ausgehungerte Kreaturen geworden, die sich um jede Mülltüte blutige Kämpfe liefern.

Das Blatt wendet sich, als der zwölfjährige Atari – Adoptivsohn des Bürgermeisters – mit einem geklauten Flugzeug auf der Insel landet, um sich auf der Suche nach seinem treuen Bodyguard-Hund zu begeben. Für die Vier- und den Zweibeiner beginnt eine epische Reise, die sich mit leiser Ironie an großformatige Werke wie "Hobbits" anlehnt. Zwischen den Abenteuern philosophieren die Hunde auf dialektische Weise über die eigene Haustier- und Streunerexistenz, das Verhältnis zu ihren früheren Herrchen und ihr unfreiwilliges Outlaw-Dasein.

Neben den gewitzten Dialogen überzeugt "Island of Dogs" vor allem durch seinen unaufdringlichen Humor und die liebevolle, detailversessene Ausstattung. Mit einem unübersehbaren Faible für japanische Lebensart werden hier die Sets gestaltet und bei der Animation keine Mühen gescheut. Allein die Herstellung von vergifteten Sushis, mit denen der Bösewicht seinen politischen Gegner entsorgt, ist ein tricktechnisches Meisterwerk.

Mit "Isle of Dogs" hat Dieter Kosslick einen köstlichen Appetitanreger serviert, der die cineastischen Synapsen öffnet und erst einmal gute Laune verbreitet.

Ressort: Kino

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