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Enttäuschendes Ergebnis: Weltnatur-Gipfel endet ohne Einigung bei Finanzierung

Die Weltnaturkonferenz endet für Umweltschützer ernüchternd. Bei der zentralen Frage der Finanzierung hat es keine Einigung gegeben. Dennoch sehen Experten Hoffnungsschimmer.  

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Angehörige der indigenen Tikuna-Gemein...nten Nationen zum Thema Biodiversität.  | Foto: Ivan Valencia (dpa)
Angehörige der indigenen Tikuna-Gemeinschaft gehen in Loma Linda, einem Außenbezirk von Leticia, Kolumbien, in der Nähe des Amazonasflusses, um Hilfe von einer NRO zu erhalten. Zeitgleich tagt die Weltnaturkonferenz COP16, eine Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema Biodiversität. Foto: Ivan Valencia (dpa)

Ohne Einigung über eine weitere Finanzierung des Artenschutzes ist am Samstag die Weltnaturkonferenz in Kolumbien zu Ende gegangen. Die Naturschutzorganisation WWF berichtete, das Treffen in der Stadt Cali sei abrupt unterbrochen worden, weil nicht mehr genügend Delegierte vor Ort waren.

Bei der Konferenz ging es vor allem um die technische Umsetzung des vor zwei Jahren in Montreal beschlossenen Weltnaturvertrages sowie um Finanzierungsfragen. 2022 hatten sich in Montreal rund 200 Staaten unter anderem verpflichtet, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen.

Streit zwischen Indurstrieländern und Entwicklungsländern

Mehr als 20.000 Delegierte nahmen in den vergangenen zwei Wochen an den Verhandlungen in Cali teil. Zentrale Themen waren die Finanzierung von Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt sowie geeignete Kontrollmechanismen. Daneben spielten auch genetische Datenbanken eine wichtige Rolle, in denen Informationen über Pflanzen, Tiere und Mikroben gespeichert werden.

Der finanzielle Bedarf, damit artenreiche Gebiete geschützt werden können, wurde in Montreal auf 700 Milliarden Dollar geschätzt. Dabei sollen die Industrieländer, die schon viel von ihrer Natur zerstört haben, die ärmeren Länder unterstützen, ihre intakten Ökosysteme zu erhalten. 500 Milliarden Dollar sollten aus dem Abbau von umweltschädlichen Subventionen kommen. 200 Milliarden Dollar sollten von Industriestaaten und Unternehmen stammen. 20 Milliarden Dollar jährlich sollen die Industrieländer eigentlich ab 2025 an den globalen Süden zahlen.

Pharma- und Kosmetikindustrie sollen Beiträge leisten

Keine Einigung gab es in Cali darüber, wie das Geld ausgezahlt und die Verwendung kontrolliert wird. Die Industrieländer hatten einen 1991 errichteten Fonds bevorzugt, die sogenannte Globale Umweltfaszilität (GEF). Doch die Entwicklungsländer forderten einen neuen Fonds.

Laut Kolumbiens Umweltministerin und Gastgeberin Susana Muhamad verständigten sich die Delegierten aber darauf, dass die Pharma- und Kosmetikindustrie, die genetische Daten etwa bei der Herstellung von Medikamenten oder Kosmetika nutzen, künftig 0,1 Prozent ihres Umsatzes oder ein Prozent ihres Gewinns in einen neuen Fonds einzahlen sollen. Allerdings ist die Zahlung freiwillig. Ebenfalls beschlossen wurde die Gründung eines Gremiums, das die Interessen der indigenen Völker vertritt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke äußert sich positiv

Von einem Schritt nach vorn sprach Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). So sei die Stimme der indigenen Völker gestärkt worden, erklärte sie. Außerdem würden Klima- und Naturschutz künftig besser miteinander verzahnt. Ebenso sei der Weg für eine engere Kooperation von Weltbiodiversitäts- und Weltklimarat und mehr Abstimmung zwischen Natur- und Klimaschutzplänen bereitet worden.

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Entwicklungsministerium, verwies darauf, dass die Bundesregierung die Biodiversität im Globalen Süden mit weiteren 50 Millionen Euro Entwicklungshilfegeldern gestärkt habe. Gemeinsam mit 40 Millionen Euro aus dem Bundesumweltministerium steige die Unterstützung damit auf 90 Millionen Euro.

WWF Deutschland sieht einige Gründe zur Hoffnung

Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland sprach von einem durchwachsenen Ergebnis. Einerseits hätten sich 196 Länder erfolgreich darauf einigen können, wie Unternehmensprofite aus der Nutzung genetischer Ressourcen aus der Natur in den globalen Süden fließen sollten. Andererseits seien die Staaten daran gescheitert, die Zukunft des globalen Biodiversitätsfonds zu beschließen.

Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland, lobte, dass Wirtschaftszweige wie die Pharmaindustrie, die Kosmetikindustrie und der Agrar- und Ernährungssektor, die seit Jahrzehnten Milliarden mit der Natur verdienten, durch einen neuen Fonds zu globaler Gerechtigkeit beitragen sollten. Ein Lichtblick in Cali ist nach Einschätzung des WWF außerdem ein Durchbruch für den Schutz biodiversitätsreicher Meeresgebiete.

Die Deutsche Umwelthilfe erklärte, Deutschland wäre in Cali glaubwürdiger aufgetreten, wenn die Bundesregierung eine Nationale Biodiversitätsstrategie vorgelegt hätte, anstatt eines noch nicht vom Kabinett gebilligten Entwurfes der Bundesumweltministerin.

# KNA-Notizblock

## Internet - [X-Account der COP16] (https://x.com/UNBiodiversity/status/1852707465600643526) Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt

Ressort: Panorama

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Kommentare (3)

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Anton Behringer

10395 seit 14. Apr 2018

Auf der Weltbühne gibt es keine Mehrheiten für glaubwürdigen Arten-, Natur- und Klimaschutz. Desgleichen auf EU-, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.

Gerade hat das VG der ach so grünen Stadt FR die Rodung von wertvollem Wald und Arten-Habitat für eine fossile Gasleitung erlaubt. Wer die betonaffine Crew im FR-Rathaus kennt, hat keine Zweifel, dass sie bald mit schwerem Gerät anrücken.

Auf der Zunge zergehen lassen muss man sich den Umstand, dass OB Horn, mit der Umweltdezernentin und Bau BM Haag inkl. Delegation in den USA und Südamerika waren. Natürlich klimaschädlich mit dem Flieger, aber in Sachen Klimapartnerschaft. Das kann man sich nicht ausdenken.

Der Gemeinderat verabschiedet Klimaschutzziele, Artenschutzmanifeste aber gibt regelmäßig grünes Licht für Naturzerstörung. Die Grünen, größte Fraktion im GR, heben immer fleißig die Hände, wenn es um Betonieren, Roden und Versiegeln in großem Stil geht. Komisch, dass die gerade bundesweit einen Sturzflug hinlegen.

Nietenbach, also dort wo FR im XXL-Format Natur zerstört, ist Überschwemmungsgebiet. Das stört die Baufans in Verwaltung und GR aber nicht. Auch die Katastrophe in Valencia wird ihnen nicht die Augen öffnen, denn als es bereits Tote und Mrd.-Schäden an Ahr und Erft gab, oder Starkregen letzten August hier, hat das auch nicht zu einem Umdenken geführt. Warum sollte man in FR auch Vorsicht walten lassen, schließlich ist das Starkregenrisiko lt. GDV nur eines der höchsten in D. Wenn es nicht so traurig wäre…

Christina Link

309 seit 3. Jul 2012

Wenn die Natur eine Firma wäre oder es um Öl ginge wäre sie schon längst gerettet. Wir Menschen begreifen es einfach nicht dass es das Wichtigste ist. Deshalb geht die Vernichtung auch weiter. Tag für Tag. Wer glaubt den noch ernsthaft es geht um Artenschutz oder Naturschutz, wenn ständig gebaut wird oder immer mehr Fläche kaputt geht. Wie soll etwas gerettet werden was immer weniger wird? Ist das kollektive Dummheit oder wie nennt man so was. Die Zahlen sind eindeutig erschreckend. Aber ich merke auch dass Viele das gar nicht ernst nehmen. Wie kann man bei diesem Notstand so weiter machen und zusehen wie es schlimmer wird. Ich glaube erst wenn eine Katastrophe auf die andere folgt und es überall brennt und am Untergehen ist, wird man handeln wollen aber dann ist es zu spät.


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