Gesundheit
England verbietet Rauchen im Auto mit Kindern
In England ist ab sofort das Rauchen im Auto verboten, wenn Minderjährige mitfahren. Das neue Gesetz hat die Debatte um ein Rauchverbot in Autos auch in Deutschland angestoßen.
Tanja Tricarico
Mi, 21. Okt 2015, 0:00 Uhr
Panorama
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LONDON. In Griechenland galt es bereits, nun hat England nachgezogen: Seit Oktober ist dort Rauchen im Auto verboten, wenn Kinder mitfahren. Das neue Gesetz hat die Debatte um ein Rauchverbot in Autos auch in Deutschland angestoßen. Ärzte und Politiker begrüßen den Vorstoß. Die Tabaklobby hält nichts von Verboten.
Zu Szenen ähnlich dieser kommt es wohl seit Anfang Oktober in England und Wales. Hintergrund ist ein neues Gesetz: Seit 1. Oktober ist dort Rauchen im Auto, wenn minderjährige Kinder und Jugendliche mitfahren, verboten. 50 Pfund können die Verkehrspolizisten vom Fahrer verlangen. Selbst rauchende Mitfahrer werden bestraft. Auch in Deutschland hat das britische Gesetz eine Debatte um ein Rauchverbot im Auto ausgelöst. Vor allem Ärzte fordern strenge Regelungen.
gegenüber Schadstoffen
Die Briten sind keineswegs Vorreiter. Ein Rauchverbot im Auto gibt es bereits in Griechenland. Das Verbot gilt dort nur, wenn Kinder bis zwölf Jahre mitfahren. In Griechenland kann die Strafe zudem empfindlich hoch ausfallen. Bis zu 1500 Euro muss der Fahrer zahlen, wenn er erwischt wird. Laut Verkehrsexperten werden Kontrollen allerdings nicht wirklich ernst genommen.
Auch in Frankreich hat sich die Regierung bereits auf ein Rauchverbot im Auto verständigt. Noch ist das Gesetz nicht in Kraft. Knackpunkt ist für die Franzosen die Altersgrenze. Die Abgeordneten streiten noch darüber, ob sie lieber der britischen oder der griechischen Variante folgen wollen.
Auch in Deutschland liebäugelt die Politik mit einem solchen Verbot. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler (CSU) will einen besseren Schutz für Kinder vor dem Tabakrauch im Auto vorantreiben. "Kinder sind dem gesundheitsschädigenden Qualm schutzlos ausgeliefert", sagt Mortler. Ihre Forderungen stützt die CSU-Politikerin auf eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Insa. Demnach geben vier Prozent der Befragten zu, im Auto zu rauchen, wenn Kinder mitfahren. Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto geringer ist die Hemmschwelle. Elf Prozent der Befragten lassen zudem durchblicken, dass ihnen die gesundheitlichen Risiken nicht bekannt sind. Mortler geht davon aus, dass die Dunkelziffer der rauchenden Autofahrer deutlich höher ist.
Gegenwind für ein Gesetz kommt wenig überraschend von der Tabaklobby. Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie, hält die Forderung für überzogen. "Der Staat kann Eltern nicht bis in ihre persönliche Lebensweise hinein regulieren", sagt er. "Wer im Auto vor seinen Kindern raucht, der raucht vermutlich auch am Küchentisch." Ein Verbot, das sich praktisch von der Polizei nicht durchsetzen lasse, laufe ins Leere, verfehle den gewollten Erziehungseffekt und produziere nur gesetzliche Folgekosten. Von Foerster appelliert an das Verantwortungsgefühl der Eltern und an das "Vertrauen des Staates in seine Bürger". Es sei unbestritten, dass man Kinder und Jugendliche schützen müsse, sagt von Foerster. Ein Rauchverbot im Auto sei allerdings der falsche Weg.
Auch Verkehrsexperten sehen keine Notwendigkeit, für ein Rauchverbot im Auto Druck zu machen. Es gebe keine Sicherheitsbedenken zum Rauchen während der Fahrt. Das Anzünden einer Zigarette sorge kaum für Ablenkung beim Autofahren, heißt es etwa beim ADAC. In der aktuellsten Ablenkungsstudie gehören Telefonieren, Tippen auf dem Smartphone und die Beschäftigung mit dem Navi viel eher zu den Unfallursachen.
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