Endstation Zug
Das Steuerparadies in der Schweiz lockt reiche Neubürger / Von Stephan Reuter.
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Bomio ist überzeugt: "Wenn Sie in Deutschland Steuerwettbewerb hätten, würde einiges besser laufen." Sein zweiter Rat: mehr Partnerschaft, weniger Behördengängelei. Die deutsche Klientel sei stets überrascht, wenn sich die Zuger Finanzverwaltung vor Neugründungen mit an den Verhandlungstisch setze. Und zwar um Tipps zu geben, wie man Steuern spart. Dabei schwört Bomio: "Wir haben noch nie Prämien für Arbeitsplätze bezahlt." In anderen Landstrichen der Schweiz ist das durchaus Usus.
Wenn es um die Steuern aus privatem Reichtum geht, ist Zug dagegen nicht zimperlich. Was Milchbaron Theo Müller in seiner neuen Heimat Erlenbach am Zürichsee Recht ist, ist altem Geldadel wie den Dornier-Erben, der Swarovski-Dynastie und C&A-Clan Brenninkmeijer nicht minder billig. Rund 30 Familien sollen in Zug Nutznießer fiskalischer Sonderrabatte sein. Zu den Happy Few dürfte auch Otto Beisheim zählen, der milliardenschwere Gründer des Handelsriesen Metro, sowie seine Getreuen Erwin Conradi und Hans-Dieter Cleven. Letzterer brachte Neubürger Becker dazu, Wohnsitz und Firma an den Zuger See zu verlegen.
Wie hoch das Steueraufkommen durch deutsche Betriebsansiedlungen ist, fällt unters Amtsgeheimnis. Fest steht: Im Jahr 2001 nahm der kleine Kanton 1,4 Milliarden Steuern ein. Der Kapitalfluss deutscher Steuerprofiteure in die Schweiz dürfte ein Vielfaches betragen. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz zitiert die Schweizer Nationalbank: Demnach waren es Ende 2002 rund 16,4 Milliarden Franken. Verlässliche Zahlen fehlen. Denn deutsche Vermögen werden von der Schweiz schnell eingemeindet.
Weder Becker noch Beisheim wird man je in der Zuger Innenstadt flanieren sehen. Auch wird der Metro-Milliardär seinen 80. Geburtstag am 3. Januar wohl eher im Tessin feiern als am Nebel-anfälligen Zuger See. Dennoch: Die Deutschen könnten mit mehr als 2800 Personen ein eigenes Dorf im Kanton gründen. Insgesamt leben dort über 120 Nationen - ein Hauch von Olympiadorf. Doch es gibt auch Nachteile: Die Superreichen verderben die Preise. Der Quadratmeter am Zuger Berg kostet 1500 Euro, ein Abendessen ist unter 50 Franken pro Kopf kaum zu haben. Dafür ist das Seebad gratis, die Bibliothek auch. So lange die Reichen bleiben, hat Zug keine Sorgen. Gianni Bomio kann den Neid aufs Steuerparadies gut verstehen.
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