Strafvollzug

Empörung in USA: Gefängniswärter prügeln Häftling zu Tode

Ein brutaler Gewaltexzess in einer New Yorker Haftanstalt kostet einen Sträfling das Leben - und 13 Strafvollzugsbeamte den Job. Videoaufnahmen der verstörenden Szenen lösen Entsetzen aus.  

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Generalstaatsanwältin Letitia James ließ die verstörenden Videoaufnahmen ins Netz stellen. (Archivbild) Foto: Bebeto Matthews/AP/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

New York (dpa) - Die brutale Misshandlung eines schwarzen Häftlings durch weiße Gefängniswärter im US-Bundesstaat New York befeuert die Debatte über Gewaltexzesse und Rassismus im amerikanischen Strafvollzugssystem. Robert Brooks war vor knapp drei Wochen von Strafvollzugsbeamten mit roher Gewalt traktiert und tags darauf für tot erklärt worden. Videoaufnahmen des Vorfalls wurden erst jetzt von New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James veröffentlicht und lösten breite Empörung aus. 

Gouverneurin Kathy Hochul teilte in einer Stellungnahme mit, sie sei "entsetzt und schockiert" von der "sinnlosen Tötung" des Häftlings - und habe die Entlassung von 13 JVA-Beamten und einer medizinischen Pflegekraft angeordnet.

Tweet: https://x.com/GovKathyHochul/status/1872710651975712815

Die verstörenden Gewaltszenen wurden am 9. Dezember von Körperkameras der beteiligten Strafvollzugsbeamten festgehalten. An diesem Abend wurde Brooks - laut Medienberichten 2017 wegen eines tätlichen Angriffs auf seine Ex-Partnerin zu zwölf Jahren Haft verurteilt - von einem anderen Gefängnis in die nahegelegene Justizvollzugsanstalt Marcy im Oneida County verlegt. Die Bodycams waren zum Zeitpunkt des Vorfalls laut den Ermittlungsbehörden im Standby-Modus und zeichneten das Geschehen deshalb ohne Ton auf.

Faustschläge, Würgegriff und ein lachender Beamter

Die Videoaufnahmen mit einer Gesamtdauer von etwa zwei Stunden zeigen, wie Brooks in einen Untersuchungsraum der Haftanstalt getragen wird, wo ihn mehrere Beamte auf eine Liege drücken. Zu diesem Zeitpunkt trägt er Handschellen, die Hände hinter dem Rücken fixiert, ist seinen Peinigern faktisch ausgeliefert. 

Zu sehen ist unter anderem, wie der 43-Jährige von einem Uniformierten mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen wird und benommen liegen bleibt; ein anderer zerrt ihn im Würgegriff wieder in die Höhe, ein Dritter drischt ebenfalls mit der Faust und einem Schuh auf ihn ein. An einer Stelle stemmt einer der massigen Wärter seinen Stiefel erst in den Unterleib, dann gegen den Oberkörper des Mannes, obendrein hagelt es weitere Schläge.

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Weitere Szenen zeigen noch mehr solcher Gewaltauswüchse, wobei die Uniformierten, die auf Brooks einprügeln, alle weiß zu sein scheinen. Kein Umstehender schreitet ein, mindestens ein lachender Beamter scheint mit einem Kollegen zu feixen. Was gesagt wird, ist nicht zu hören, aber Brooks leistet offenkundig zumindest keinen Widerstand, auch Provokationen sind nicht zu erkennen. 

Stellenweise ist der Blick auf den misshandelten Häftling verdeckt, dann sieht man sein blutverschmiertes Gesicht, später liegt er regungslos und nur noch in Unterhose auf dem Rücken, während ihn eine Pflegekraft zu behandeln scheint.

Brooks wurde am nächsten Morgen in einem Krankenhaus für tot erklärt. Das offizielle Obduktionsergebnis steht den Ermittlungsbehörden zufolge noch aus. Erste Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass Brooks vermutlich infolge von Hals- und Nackenverletzungen sowie "Gewalteinwirkung von außen" gestorben sei, hieß es. Mutmaßliche Todesursache: Er sei wohl erstickt.

Bürgerrechtler prangern "Kultur der Gewalt" an

Eine Anwältin der Hinterbliebenen prangerte an, Brooks sei "gewaltsam zu Tode geprügelt worden von Beamten, deren Job es war, seine Sicherheit zu gewährleisten". Für seine Angehörigen seien die Aufnahmen schwer zu ertragen, aber nun könne sich die Öffentlichkeit wenigstens ein eigenes Bild machen.

Die Gewerkschaft der Strafvollzugsbediensteten zeigte sich "fassungslos" ob der dokumentierten Gewalt, die zuständige Aufsichtsbehörde kündigte "institutionelle Reformen" an. Bürgerrechtsgruppen wie die American Civil Liberties Union (ACLU) forderten energische Schritte gegen die "Kultur der Gewalt" und Verantwortungslosigkeit in New Yorker Gefängnissen - in der Haftanstalt Marcy seien die Missstände seit Jahren bekannt.

Tweet: https://x.com/NYCLU/status/1872723283239682384

Tatsächlich hielt ein unabhängiger Untersuchungsbericht der Correctional Association of New York (CANY) im Oktober 2022 fest, dass Misshandlungen durch Gefängniswärter und rassistische Diskriminierung in Marcy laut Schilderungen von Insassen an der Tagesordnung seien. Der "New York Times" zufolge sind die meisten Häftlinge Schwarze und Latinos, mehr als 90 Prozent der Bediensteten aber weiß.

CANY-Direktorin Jennifer Scaife sagte nach Ansicht der Videoaufnahmen, es sei "einfach nur abstoßend", dass einige Beteiligte auch noch amüsiert wirkten, während Brooks vor ihren Augen zu Tode geprügelt werde.

© dpa‍-infocom, dpa:241228‍-930‍-329217/2

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