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Einfach abgetaucht

Im Untergeschoss des Jüdischen Museums am Emmendinger Schlossplatz gibt es ein historisches Tauchbecken – die Mikwe.  

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Die Emmendinger Mikwe  | Foto: Gerhard Walser
Die Emmendinger Mikwe Foto: Gerhard Walser
Am Dienstag, den 27. November 2018 hatte die Klasse 9b des Emmendinger Goethe-Gymnasiums im Rahmen eines Zischup-Aktionstages die Chance, das Jüdische Museum und die Synagoge in Emmendingen besichtigen zu können. Die Klasse wurde von Monika Rachel Raija Miklis und Carola Grasse durch die Räumlichkeiten geführt. Zischup-Reporterin Katharina Rupprich hat ganz besonders die Mikwe im Untergeschoss des Jüdischen Museums fasziniert. Was sie an der Mikwe so spannend fand, erläutert die Autorin in ihrem Text.

Was genau ist eine Mikwe?
Das Wort Mikwe leitet sich ursprünglich von dem hebräischen Wort "Mikwa" ab und bezeichnet eine "Wasseransammlung". Sie ist keinesfalls als sanitäre Einrichtung zur körperlichen Reinigung vorgesehen, sondern dient ausschließlich der rituellen Reinigung und stellt die Grundvoraussetzung eines religiösen Lebens innerhalb einer jüdischen Gemeinschaft dar. Für streng gläubige Juden ist eine Mikwe sehr viel wichtiger als ein öffentlicher Gebetsraum, also die Synagoge. Die Mikwe in Emmendingen ist mit Quellwasser des anliegenden Mühlbaches gefüllt. Ihr Boden ist tiefer gelegen als sein Bachboden, darum kann das Wasser von draußen nach drinnen fließen. Religiöse Regelungen geben für eine Mikwe 700 bis 1000 Liter an Mindestwasservolumen vor.

Wer benutzt die Mikwe?
Das Untertauchen in der Mikwe ist ein Ritual. Es geht auf den Gottesdienst zurück, wie er früher im Tempel in Jerusalem stattgefunden hat. Für diesen Dienst mussten die Priester rein sein. Sobald also ein Mensch nach dem jüdischen Gesetz "unrein" geworden ist, besteht die Pflicht, mehrmals in einer Mikwe unterzutauchen. Frauen zum Beispiel sollten nach ihrer Menstruation eine Mikwe besuchen. Allerdings nicht sofort. Sie sollen – so die Regel – sieben reine Tage, also die Tage, in denen sie nicht mehr bluten, abwarten. Erst dann und nach einem Bad in der Mikwe gelten sie wieder als rein. Und erst dann dürfen ihr Ehemann und sie wieder miteinander schlafen. Auch Frauen, die ein Baby zur Welt gebracht haben, sollten nach der Geburt eine Mikwe aufsuchen.

Anders als Frauen sind Männer vor dem ehelichen Verkehr weder zum Untertauchen noch zum Segensspruch verpflichtet. Sie haben ja keine Periode. Aber natürlich müssen auch Männer die Mikwe aufsuchen, wenn sie rituell unrein geworden sind, zum Beispiel nach unbeabsichtigten Samenergüssen. Auch die Schreiber der hebräischen religiösen Schrift sollten vor ihrer Arbeit in die Mikwe gehen, um rein zu sein. Außerdem gehen viele gläubige Männer vor hohen Feiertagen in die Mikwe.

Sowohl Frauen als auch Männer gehen vor der Hochzeit getrennt in die Mikwe, damit sie für die nahende Zeremonie rituell rein werden. Währenddessen müssen sie einen Segensspruch aufsagen.

Was passiert in der Mikwe?
Zur Vorbereitung des Reinigungsrituals zählt die gründliche, hygienische Reinigung des nackten Körpers. Alles, was fremd ist – wie zum Beispiel Nagellack oder Schmuck – muss vor dem Untertauchen entfernt werden. Der ganze Leib, einschließlich dem Haar, muss sich beim Eintauchen unter Wasser befinden. Der tauchende Mensch befindet sich nach dem Abstoßen vom Beckenboden in einem Schwebezustand und ist liebevoll von Wasser umhüllt. Das Ritual erinnert an einen von Fruchtwasser umgebenen Fötus im Mutterleib. Symbolisch wird der Mensch während dieses Vorgangs neu geboren und rituell rein. Und im Anschluss an das Bad stellt er sich wieder in den Dienst Gottes.

Doch nicht nur religiöse Menschen nutzen die Mikwe. Auch neue Küchengegenstände werden vor dem ersten Gebrauch in einer Mikwe untergetaucht, denn auch sie sollen möglichst rein sein. In der Regel passiert das allerdings in einem gesonderten Becken.

Wird die Mikwe
noch genutzt?

Die Verschmutzung des Bachwassers durch angrenzendes Gewerbe, untersagt nach dem jüdischen Religionsgesetz das weitere Untertauchen von Personen. Lediglich Küchengeräte können weiterhin untergetaucht werden.
Glücklicherweise konnte das Gebäude der Mikwe, dank der Stadt
Emmendingen, der Denkmalpflege und vor allem der ehrenamtlichen Helfer, renoviert und das Museum eingerichtet werden Heute ist die Mikwe ein wichtiges Kulturdenkmal, das auch besichtigt werden kann.

Zum Schluss möchte ich herzlich Frau Monika Rachel Raija Miklis und Carola Grasse danken, die uns beide die jüdische Geschichte und Kultur mithilfe einer Führung näherbringen konnten. Es war ein spannender Ausflug.

Das Jüdische Museum in Emmendingen ist mittwochs und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. Für Erwachsenen kostet der Eintritt zwei Euro, für Kinder ist er frei.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 20. Dezember 2018: PDF-Version herunterladen

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