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Einer der ersten Schüler der Schule

  • Marie Jordan, Klasse 4, Tarodunumschule (Kirchzarten)

  • Fr, 31. März 2023
    Zisch-Texte

     

Mein Opa Richard Goldschmidt wurde an Ostern 1964 in der damaligen neu gebauten Tarodunumschule in Kirchzarten eingeschult. Damals wurden zwei Klassenräume im Obergeschoss belegt.

Einschulungsfoto: Richard Goldschmidt als kleiner Junge  | Foto: Privat
Einschulungsfoto: Richard Goldschmidt als kleiner Junge Foto: Privat
Es gab insgesamt zwei Lehrer: einen für die Klassen eins bis vier und einen für die Klassen fünf bis acht. Die Schule begann um 8 Uhr und endete um 12.15 Uhr. Damals musste man auch am Samstag in die Schule. Ferien gab es wie heute auch, allerdings waren die Sommerferien schon Anfang Juli und die Herbstferien Ende September oder Anfang Oktober, weil die Schüler bei der Ernte auf den Feldern oder in der Landwirtschaft mithelfen mussten. 1967, als Richard Goldschmidt in der dritten Klasse war, gab es ein Kurzschuljahr, weil in der Zeit nach den Sommerferien das neue Schuljahr begann und nicht wie bisher an Ostern. Die damaligen Schüler waren dann ein halbes Jahr in der dritten Klasse und das andere Halbjahr in der vierten Klasse.

Da immer vier Schulklassen in einem Raum waren, musste der Klassenlehrer sehr streng sein. Man wurde früher sogar körperlich bestraft, wenn etwas vorgefallen war. Es gab dann schon mal einen Klaps auf den Po oder die Hand. Auch musste man nach vorne treten und neben der Tafel mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke stehen bis die Unterrichtsstunde zu Ende war. Hausaufgaben gab es nicht so viele wie heute, da man ja auch noch am Samstag zur Schule gehen musste. Da vier Schulklassen, also vier Jahrgänge, in einem Raum waren und diese nicht gleichzeitig unterrichtet werden konnten, musste der Klassenlehrer an bestimmte Klassen die Aufgaben als Stillarbeit verteilen. Das war dann wie Hausarbeit, und jeder konnte jedem helfen. Dadurch hat man etwas gelernt. Jeden Tag musste man trotzdem Hausaufgaben machen und viel auswendig lernen wie zum Beispiel Gedichte oder das Einmaleins.

Wenn ein Lehrer krank war, musste einer der Lehrer alle Schüler, also Klasse eins bis acht, betreuen. Die Schüler unterstützten sich dabei gegenseitig, wobei die älteren Schüler mit den jüngeren Schülern lernten – auch ohne Lehrer. In den Pausen war man immer draußen auf dem Schulhof oder bei schlechtem Wetter in der Aula im Erdgeschoss. Alle Schüler aus den Ortsteilen Burg-Höfen, Burg am Wald, Himmelreich und Bundesstraße (heutige Höllentalstraße) kamen zu Fuß zur Schule. Im Winter war das zum Teil ziemlich anstrengend, aber auch aufregend, weil es damals noch viel Schnee gab. Die Birkenhofsiedlung gab es damals noch nicht. Man konnte vom heutigen Birkenhof aus über Feldwege bis nach Burg am Wald laufen. Der Bahnübergang war von einem Schrankenwärter besetzt, der immer mit den Kindern sprach und auf sie aufpasste. Wenn besonders viel Schnee lag, fuhren die Schüler vom Pfisterhof aus mit einem Bahnschlitten, welcher von einem Traktor gezogen wurde, bis zur heutigen Höllentalstraße bei der Birkenhofscheune.

Heute lebt mein Opa Richard Goldschmidt immer noch in Burg am Wald und ist dem Dreisamtal sein Leben lang treu geblieben.

Ressort: Zisch-Texte

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