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Reise nach Israel

Eine Stadt im Krieg

Antonia Graff hat von ihrer Tante eine Reise nach Jerusalem, die Hauptstadt Israels, geschenkt bekommen. Die Eindrücke, die sie dort sammeln konnte, hat sie für Zischup zusammengefasst. Ein Reisebericht.  

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Der Felsendom in Jerusalem   | Foto: dpa
Der Felsendom in Jerusalem Foto: dpa
Ich habe vom Ölberg auf die Altstadt geschaut und in den Teilen Jerusalems Rauch aufsteigen sehen. Es fielen auch Schüsse . Neben uns standen Reporter, die ihre Kameras auf die Altstadt gerichtet hatten, um das Geschehen zu filmen. Es war ein beklemmendes und beängstigendes Gefühl für mich, da oben zu stehen und zu sehen, dass sich nicht weit von mir entfernt, Menschen gewaltsam bekämpfen. Am 29. Oktober 2014, war der Anschlag auf einen orthodoxen jüdischen Aktivisten in Jerusalem, der den Felsendom auf dem Tempelberg abreißen will, um den ursprünglichen Tempel wiederaufzubauen. Der palästinensische Attentäter wurde anschließend bei einem Schusswechsel mit der Polizei erschossen. Angeblich hat die Polizei ihn verbluten lassen. Die kritische Situation vom Sommer flammte so wieder auf. Aber was ist der Grund für diesen Konflikt?

Jerusalem ist für drei Religionen eine heilige Stadt: für das Christentum, den Islam und das Judentum. Christen besuchen dort Stationen aus dem Leben von Jesus. Muslime leben dort und haben auf dem Tempelberg die Al-Aqsa Moschee, das drittwichtigste muslimische Heiligtum, und den Felsendom, der auf den Felsen gebaut ist, von dem Mohammed aus in den Himmel gefahren sein soll. Auch für Juden ist der Tempelberg wichtig, weil – so heißt es – auf dem gleichen Felsen Abraham Isaak schlachten wollte. Außerdem standen dort sowohl der Salomonische als auch der Herodianische Tempel. Von dem Tempel ist heute noch ein kleiner Teil übrig, das ist die heutige Klagemauer, an der Juden beten. So ist deutlich, dass alle drei Religionen in Jerusalem ihre Wurzeln haben.

Zwischen Muslimen und Juden herrschen dort schon länger Auseinandersetzungen, und der aktuelle Anschlag reicht, um den Konflikt eskalieren zu lassen. Wir sind durch ein muslimisches Viertel gegangen und auf einem Dach stand ein Mann, der das Haus bewachte. Dadurch, dass dort die israelische Flagge gehisst war, erkannte ich, dass in diesem Haus Juden leben. Ich fragte mich, warum sie nicht in ein jüdisches Viertel ziehen, das wäre doch einfacher. Aber das wollen sie nicht, da Israel ihr Heimatland ist und sie entscheiden wollen, wo sie wohnen.

Juden wurden in der Vergangenheit immer wieder wegen ihrer Religion verfolgt, besonders schlimm war die Judenverfolgung ab 1933 in Deutschland. In Eisenbahnwagons wurden die Juden in Konzentrationslager gebracht und dort ermordet. Innerhalb weniger Jahre wurden über 6 Millionen Juden in Europa umgebracht. Während und nach dem zweiten Weltkrieg wanderten die meisten Überlebenden nach Palästina aus, da dort die jüdische Religion ihre Wurzeln hat und ihnen Teile des Landes versprochen wurden. Sie gründeten 1948 den Staat Israel. Allerdings leben dort auch Palästinenser, die von den Juden vertrieben wurden, damit diese dort ihre Siedlungen bauen konnten. Viele Palästinenser flüchteten in die umliegenden Nachbarländer, wie Jordanien, Syrien und Libanon. An den Holocaust erinnert die Gedenkstätte Yad Vashem.

1967 verdichteten sich die Anzeichen für einen arabischen Angriff auf Israel. Ägypten besetzte den Sinai und den Zugang zum roten Meer. Israel begann daraufhin einen Präventionskrieg, zerstörte die arabische Luftwaffe und große Teile der Streitkräfte der arabischen Nachbarländer. Nach nur sechs Tagen hatte Israel die Sinai-Halbinsel, den Gaza-Streifen, das Westjordanland und die Golanhöhen erobert. Heute nennt man das Westjordanland und den Gaza-Streifen palästinensische Autonomiegebiete. Dort leben Palästinenser und haben einen eigenen Staat ausgerufen, den die Israelis und die meisten Länder nicht anerkennen. Die Sinai-Halbinsel gehört heute wieder zur Ägypten.

Ich habe Israel als ein Land mit viel Geschichte, einer vielseitigen Landschaft, blühendem Leben, verschiedenen Kulturen und freundlichen Menschen kennengelernt. Umso trauriger macht es mich, dass seit über 60 Jahren dort immer wieder Kriege ausbrechen und alle bisherigen Lösungsversuche gescheitert sind. Hindernisse dabei sind zum Beispiel die umstrittenen Grenzen, die Siedlungspolitik der Israelis, die unklare Zuordnung der heiligen Stadt Jerusalem, die mangelnde Sicherheit und das gegenseitige Misstrauen aufgrund der Vergangenheit.

Durch diese Reise habe ich Israel besser kennengelernt und auch begriffen, dass dort jederzeit wieder Krieg ausbrechen kann, da die Israelis und die Palästinenser so verfeindet sind und keine Kompromisse eingehen wollen. Gleichzeitig leben dort Menschen, die für die Situation überhaupt nichts können, es nicht anders kennen und sich damit abgefunden haben. Auch nach dem Anschlag auf den orthodoxen Aktivisten verhielten sich die Menschen nichts anders. Zwar war mehr Polizei auf den Straßen und in der Altstadt, aber die Bewohner Jerusalems haben sich eben daran gewöhnt und leben damit. Diese Reise war für mich eine sehr interessante Erfahrung, die ich jedem nur weiterempfehlen kann.


Protokoll zur Recherchearbeit:
In den Herbstferien war ich mit meiner Tante in Israel, da sie mir diese Reise zur Konfirmation geschenkt hatte. Deshalb habe ich mich mit der Geschichte und der aktuellen Lage Israels beschäftigt. Vor allem im Sommer habe ich mehr Nachrichten geschaut und Zeitung und Zeitschriften gelesen, weil ich versucht habe, die Lage dort besser verstehen zu können. Auch jetzt verfolge ich immer noch die Nachrichten, um zu erfahren, wie es nun weitergeht.

Antonia Graff, 05.11 2014

Ressort: Schülertexte

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