Eine Dosis Lyrik gegen Kost und Logis
Die radelnde Künstlerin Anna Magdalena Bössen tourt mit ihrem Programm durch Deutschland – und tritt auch schon mal in einer WG-Küche auf.
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Die radelnde Künstlerin Anna Magdalena Bössen tourt mit Koffer und einem lyrischen Kabarettprogramm durch Deutschland. Vergangene Woche trat sie zweimal in Freiburg auf und suchte für eine weitere Nacht eine Unterkunft. BZ-Mitarbeiter Christian Engel beherbergte sie. Im Gegenzug für eine Matratze, zwei Kilo Tortellini, südbadischen Wein und Schokomüsli bekamen er und seine Wohngemeinschaft einen unvergesslichen Auftritt in der Küche.
Als Anna Magdalena Bössen am vergangenen Samstagabend in der Wiehre-WG ankommt, ist sie bereits seit über einem Jahr auf dem Sattel. Start war an ihrem Wohnort Hamburg, sie bereiste den Osten, durchkurvte nach einer Winterpause den Westen und freute sich auf den Süden. Bei allen Stopps trat sie auf kleinen Bühnen auf. Kost und Logis bekam sie von Privatpersonen und Veranstaltern.
"Deutschland – ein Wandermärchen" heißt das Projekt in Anlehnung an Heinrich Heines Gedicht "Deutschland – ein Wintermärchen". Die 35-Jährige reist, um herauszufinden, was ihre Heimat ausmacht, wie Menschen darüber denken und wie sie in die Zukunft des Landes schauen. "Seid ihr Deutschland?", fragt Anna Magdalena zu Beginn ihres Auftrittes das Publikum. Er sei zumindest ein Teil davon, antwortet Basti. Der Rest schweigt und denkt. Zur Auflockerung rezitiert die Künstlerin Goethe: "Willkommen und Abschied."
Ein guter Zeitpunkt, um über die Leidenschaft der Deutschen zu reden. Erneut betretenes Schweigen. "Wir Deutschen sind schon leidenschaftlich", findet Svenja. "Vor allem romantisch", sagt einer, der selber gern Gedichte schreibt. "Vielleicht manchmal bisschen unterkühlt", meint ein anderer.
Nachdem Axel Maria Marquart, Heinrich Heine und Volker Braun in der für diesen Anlass endlich geputzten Küche zu hören waren, ist es Zeit für ein Sprechtraining. Anna Magdalena hat schließlich ein Diplom als Sprecherin und Sprecherzieherin. Wachsmaske, Messwechsel. Wir sprechen nach. Messwechsel, Wachsmaske. Der Spätburgunder lähmt die Zungen. Die Kabarettistin beruhigt mit dem "schönsten Gedicht" von Mascha Kaléko.
Bis Oktober ist die Künstlerin noch unterwegs. Knapp 6500 Kilometer stecken schon in den Waden, weitere 3000 werden dazukommen. Sie habe auf der Tour viel über die Deutschen, aber ebenso viel über sich selbst gelernt, sagt Anna Magdalena. "Ich weiß nun, wie es ist, an die eigene Grenze zu kommen und sie zu überwinden. Viel entscheidet sich im Kopf."
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