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Eine bewegte Geschichte

Adam Heer hat in den 90 Jahren seines Lebens schon weite Wege zurückgelegt.  

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Zisch-Reporterin Emilia Martel mit ihrem Uropa Adam Heer   | Foto: Eugen Marte
Zisch-Reporterin Emilia Martel mit ihrem Uropa Adam Heer Foto: Eugen Marte

Zisch-Reporterin Emilia Martel aus der Grundschule Salzert in Lörrach hat ihren 90 Jahre alten Uropa Adam Heer in der Nähe von Lörrach interviewt. Adam Heer ist Russlanddeutscher und hat den Zweiten Weltkrieg miterlebt.

Emilia erklärte ihrem Opa erst einmal, dass sie ein Interview mit ihm führen wollte. "Opa, die erste Frage lautet: Warst du in deiner Kindheit damals, ein Schlingel?" "Nein, ganz und gar nicht! Mein Vater starb, als ich ein Jahr alt war. Als ich älter wurde, durfte ich nicht mit frechen Kindern spielen, ich wollte das auch nicht. Das Beten meiner Mutter gab mir Kraft. Ich und meine zwei Geschwister waren sehr oft alleine und halfen im Haushalt", antwortete Adam Heer.

"Danke für die Antwort Opa. Wie war es in deiner Schulzeit?" Adam begann zu erzählen: "Ich wollte schon immer der Beste sein, war ich auch einige Jahre lang. Alles war auf Deutsch, aber nach der fünften Klasse gab es eine Gesetzesänderung – es sollte keine Deutschlehrer mehr geben, und alles sollte durch Russisch ersetzt werden. Es gibt viele Buchstaben, die es im Deutschen nicht gibt, deshalb bin ich in der sechsten Klasse auch sitzen geblieben." Es war eine harte Schulzeit.

"Opa, die nächste Frage kommt: Was war dein liebstes Fach und warum?" Emilia hoffte, die Frage heitere ihn wenigstens ein bisschen auf. "Geographie! Mein Traum war es, Lehrer zu werden. Ich wollte auch schon immer viel reisen, um mir Gottes Schöpfung anzusehen." Adam Heer ist ein gläubiger Mann. Er las und liest viel in der Bibel.

"Warst du ein Flüchtling, oder wie genau bist du nach Deutschland gekommen?", fragte Emilia. "Nein, da liegst du falsch, ich war kein Flüchtling. Im 17. Jahrhundert wurde von der Zarin Ekatherina auf ukrainischem Gebiet Land für Deutsche zur Verfügung gestellt. Seitdem lebten dort viele Deutsche, so wie wir. Während des Krieges ist Adolf Hitler mit der deutschen Armee fast bis nach Moskau marschiert. Als die Rote Armee, die Russen, das Gebiet zurückeroberte, mussten wir nach Deutschland, genauer nach Berlin, flüchten, weil wir in Russland als Verräter unseres Vaterlandes galten. Nach der Einnahme Berlins durch die Rote Armee wurden wir nach Sibirien deportiert, um unsere Schuld zu begleichen. Da habe ich meine wunderbare Frau Valentina kennengelernt, und wir gründeten eine Familie. Nach fast 20 langen Jahren durften wir Sibirien verlassen. Von dort aus sind wir nach Usbekistan gereist. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands durften wir als Deutsche zurückkehren."

Eine lange Geschichte. Aber die nächste Frage wartet auf Adam Heer. "Deine Frau ist gestorben, was würdest du ihr wünschen oder noch sagen?" Das über die Lippen zu bringen war für Emilia sehr schwer, denn sie war sieben Jahre alt, als ihre Uroma starb. "Ich würde ihr die Auferstehung wünschen." "Wow. Ein schöner Wunsch, Opa! Kannst du dir vorstellen, dass sie über uns wacht?" "Ja, sehr wohl." Adam hatte keinen Zweifel daran.
"Opa, du bist 90, was ist dein Lebensmotto?" Emilia war gespannt auf die Antwort. "Ich will Gottes Treue nie überschreiten."

Ressort: Zisch-Texte

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