Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2020
Eine besondere Heldin
Perla ist 1,40 Meter groß und arbeitet als Therapiepferd. Gülender Gündogdu aus der Klasse 8a der Werner-Kirchhofer-Realschule in Bad Säckingen hat über ihren Arbeitsalltag geschrieben.
Gülender Gündogdu, Klasse 8a, Werner-Kirchhofer-Realschule (Bad Säckingen)
Mi, 6. Mai 2020, 19:48 Uhr
Schreibwettbewerb Zischup
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Perla ist eine sechseinhalb Jahre alte Aegidienberger-Stute. Das ist eine interessante Rasse, die aus Isländer und aus Paso Fino gezüchtet wurde. Damit vereint sie die Merkmale beider Rassen, nämlich die Robustheit und Ausgeglichenheit eines Ponys mit dem Temperament des spanischen Warmbluts. Ihr Charakter passt perfekt zu ihrer Berufung, sie ist sehr neugierig, dem Menschen zugewandt und hat sehr viel Energie. Perla übt einen interessanten Beruf aus, sie ist ein Therapiepferd mit einem sehr gesunden Selbstbewusstsein.
Ihre Arbeitgeberin ist Frau K. Sie ist Reittherapeutin. Man braucht dafür eine Grundausbildung aus dem therapeutischen Bereich, danach eine Zusatzausbildung, die ungefähr eineinhalb bis zwei Jahre dauert. Frau K. schaffte es in nur einem Jahr. Es gibt auch ähnliche Berufe wie etwa Reitpädagogen oder Hippotherapeuten. Reitpädagogen befassen sich überwiegend mit Kindern, Hippotherapeuten arbeiten als Physiotherapeuten mit dem Pferd. Die Klienten von Perla sind hauptsächlich psychisch Erkrankte. Eine Stunde kostet mindestens 65 Euro. Das klingt teuer, aber davon muss auch Unterbringung, Futter, Tierarzt, Zubehör und so weiter bezahlt werden.
Frau K. arbeitet in der Regel elf Stunden am Tag, sonntags ist der einzige freie Tag für Mensch und Tier. Regelmäßige Fortbildungen sind selbstverständlich.
Wenn man mit einem Pferd von Null beginnt, dann muss das Pferd etwa drei Jahre auf diese Arbeit spezialisiert werden. Wenn man ein Pferd mit Grundausbildung hat, kann man nach einem Jahr die ersten Klienten annehmen. Es werden am Tag maximal drei Klienten angenommen, die für jeweils 50 bis 90 Minuten Zeit haben. Außerdem braucht das Tier täglich Training und Bewegung, aber auch den Ausgleich und den Sozialkontakt mit anderen Pferden auf der Weide.
Was macht das Pferd in der Reittherapie? Das Pferd ist ein sehr sensibles Wesen, das schnell die Emotionen des Menschen erreicht und ihn zurück ins Hier und Jetzt bringt. In der Therapie erfahren Menschen Wärme und Geborgenheit, denn es wird ohne Sattel geritten, sodass der direkte Körperkontakt möglich wird. Man braucht aber auch Mut und Entschlossenheit, um dem Tier die Richtung vorzugeben und es zu lenken. Dies geschieht überwiegend durch die Körpersprache, zum Beispiel kann man das Pferd durch Ausatmen zum Anhalten bringen. Menschen gewinnen so wieder ihr Selbstvertrauen und bekommen Lebensenergie.
Und vor allem: Das Pferd achtet nicht auf Status, Aussehen, Leistung, Geld, sondern es nimmt jeden an, wie er ist. Klienten bekommen den Respekt, den sie in ihrem normalen Alltag nicht erhalten, müssen aber dem Pferd ebenfalls Achtung entgegenbringen und seine "Sprache" lesen lernen. So wird Beziehungsfähigkeit aufgebaut. Für psychisch kranke Menschen, die oft unter Depressionen oder Angststörungen leiden und die in ihrem Leben viel Ablehnung und Schmerz erfahren haben, ist diese unvoreingenommene Zuwendung Balsam für ihre Seele. Für sie ist Perla die Heldin, die ihnen wieder Mut macht.
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