Ein tierischer Retro-Brunch

Beim Jubiläum der Ludwigskirche im Stil der 50er-Jahre gab’s: Käse-Igel, kalter Hund, gespickter Rehrücken und falscher Hase.  

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Ungiftige Fliegenpilze und gefüllte Eier: Die Konfis der Ludwigskirche greifen da gerne zu. Foto: Thomas Kunz

Eigentlich sieht das alles viel zu schön aus, um reinzubeißen. Die kleinen Fliegenpilze. Oder der runde Käse-Igel. Und erst der falsche Hase mit den knuffigen Olivenaugen. Doch die vie

len Gäste sind hungrig. Und so gibt’s nach dem Festgottesdienst zum 60. Geburtstag der evangelischen Ludwigskirche eine heiße Schlacht am kalten Buffet – und zwar mit 50er-Jahre-Leckereien.

Die Konfirmanden fangen einfach hinten an – mit dem Dessert. Ob sie auch wissen, was sie sich da im Gemeindehaus in Herden auf die Teller geladen haben? "Kalter Hund", ruft die Meute. Und löffelt wie im Akkord die Schoko-Butterkeks-Süßspeise weg. "Schmeckt voll gut", sagt Peer Guderian (14). Vor allem, wenn man wie er noch Vanillesoße drüber kippt.

Die hat Helga Brenneisen selbst gemacht – und in original Steinkrüge aus den 50er-Jahren gefüllt. Dazu gibt’s ihren Schokopudding. "Das war damals der Inbegriff der Glückseligkeit", erzählt die 82-Jährige. Damals, in den 50ern als es nach dem Krieg wieder aufwärts ging. Mit strahlenden Augen steht sie am bunten Buffet. "Die Fliegenpilze – herrlich!", sagt sie und zeigt auf die Tomaten-Ei-Türme mit den Mayonaisetupfen obendrauf. "Die vielen gefüllten Eier. Und hier, der Käse-Igel!" Eigentlich sei der ja erst etwas später gekommen, "aber das nehmen wir nicht so genau."

1954 wurde die evangelische Ludwigskirche in der Starkenstraße eingeweiht, zehn Jahre später das benachbarte Gemeindehaus. Zur Feier des Doppelgeburtstags kam in der Gemeinde die Idee auf, nach dem Gottesdienst einen besonderen Brunch zu machen – im Stil der 50er und 60er Jahre.

Wie viel und was die Gemeindemitglieder beisteuern würden, war für die Verantwortlichen eine Überraschung. "Es sind so viele schöne Schmackofatzkes mitgebracht worden", freut sich Pfarrerin Friederike Folkers über die Leckereien. Manche haben in Kleinstarbeit Pumpernickel mit Creme bestrichen, andere Tomaten mit Fleischsalat gefüllt.

Auch Andreas Hansen staunt: "Da steht ganz viel Oma auf dem Buffet." Er ist ein 50er-Jahre-Fan und extra deswegen in die Pfarrgemeinde Nord gekommen. Vor allem der Gespickte Rehrücken hat’s ihm angetan – den Schokokuchen mit Mandelstiften gab’s früher von Oma. Ihr Rezeptbuch aus den 50er Jahren hat er noch, und manchmal kocht er danach.

Renate Zitt werkelt nebenan in der Küche. Ihr Beitrag zum 50er-Jahre-Brunch ist noch im Backofen. "Ein Toast Hawaii muss warm sein", sagt sie und zieht ein Blech heraus. Lecker sieht’s aus: Der Toast kross und der Scheiblettenkäse über der Ananas zerlaufen. "Eigentlich gehört ja noch so eine rote Kirsche dazu", erklärt Renate Zitt, "aber die sind so fürchterlich."

Fürchterlich sauer schmeckt auch manche Ahoi-Brause. Sie liegt als Deko auf den Tischen. Der kleine Moritz schüttet ein Brausetütchen ins Glas: giftgrün, Waldmeister. Dann traut er sich und trinkt: "Schmeckt gut", sagt er.

Pfarrerin Adela Strobel freut sich, dass das 50er-Jahre-Fieber so eingeschlagen hat. Sie hat sich für die Feier extra ein schwarz-rotes Kleid im Rockabilly-Stil gekauft: "Wenn ich schon mal keinen Talar tragen muss", sagt sie und lacht.

REZEPTIDEE: KALTER HUND

Er heißt so, weil seine Backform aussah wie ein Grubenhunt (offener Förderwagen aus dem Bergbau). Der Kuchen, der gar nicht gebacken wird, gilt als Zeichen des Wirtschaftswunders.

Die Zutaten: 250g Kokosfett, 200g Puderzucker, 2 Eier, 40g Kakaopulver, eine Prise Salz, 25 Butterkekse. Kokosfett schmelzen und abkühlen lassen. Puderzucker mit Eier, Kakao und Salz vermengen. Abgekühltes Fett unterrühren. Kastenform mit Backpapier auslegen, Schokomasse und Kekse abwechselnd schichten. Kalt stellen.

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