Erste komplett private Mission
Ein Ticket in den Weltraum für 55 Millionen Dollar
Einzelne Gäste hat es auf der Raumstation ISS schon gegeben, nun ist eine ganze private Crew dort. Sie sollen rund eine Woche lang bleiben und verschiedene Experimente machen.
dpa
Mo, 11. Apr 2022, 20:42 Uhr
Panorama
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Rund 400 Kilometer über der Erde haben amerikanische, russische und europäische Raumfahrer die Teilnehmer der ersten komplett privaten Mission zur Internationalen Raumstation ISS begrüßt. Die Crew der ersten komplett privaten Mission war am Samstag nach mehr als 20 Stunden Flug an die ISS angedockt. Kurz darauf schwebten die Raumfahrer durch eine Luke ins Innere der Station und versammelten sich für ein erstes Gruppenfoto in der Schwerelosigkeit, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten.
Die Gruppe – bestehend aus dem spanisch-amerikanischen Astronauten Michael López-Alegría, dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy – war am Freitag mit einer "Crew Dragon"-Kapsel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Organisiert wird ihre Reise zur ISS von dem privaten Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit der Nasa und Elon Musks Firma SpaceX.
Auf der Raumstation überreichte López-Alegría, der im Dienst von Axiom stehende Kommandant der Mission, seinen zahlenden Teamkameraden ein offizielles Astronautenabzeichen. "Wer eine bestimmte Grenze überschreitet, wird Astronaut", sagte López-Alegría. "Ich hoffe, Larry, Eytan und Mark werden die Abzeichen mit Stolz tragen."
Einzelne Weltraumtouristen gab es auf der ISS schon mehrfach, bei der sogenannten "Ax-1"-Mission handelt es sich aber um die erste komplett private Crew. Die vier Axiom-Flieger sollen rund eine Woche lang an Bord der ISS bleiben und wissenschaftliche Experimente durchführen.
Für den Flug sollen die Axiom-Mitflieger Medienberichten zufolge jeweils rund 55 Millionen Dollar (etwa 50 Millionen Euro) bezahlt haben. Das 2016 im texanischen Houston vom früheren Nasa-Manager Michael Suffredini und dem iranisch-amerikanischen Unternehmer Kam Ghaffarian gegründete Unternehmen Axiom Space sieht sich als künftiger bedeutender Mitspieler im Raumfahrtmarkt. Es plant eine eigene kommerzielle Raumstation und wurde von der Nasa bereits mit dem Bau eines kommerziellen ISS-Moduls beauftragt.
Als "Weltraumtouristen" sähen sie sich nicht, hatte der im Dienst von Axiom Space stehende Kommandant López-Alegría im Vorfeld betont. "Ich denke, der Weltraumtourismus hat eine wichtige Rolle, aber darum geht es hier nicht. Das ist definitiv kein Urlaub für meine Crew-Mitglieder."
Einige Wissenschaftler bezweifeln das. "Ich würde sagen, zu mehr als 80 Prozent geht es bei der Mission um das Privatvergnügen der Teilnehmer, zu weniger als 20 Prozent geht es um Wissenschaft", sagte Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität in München. "An die wirklich wichtigen Experimente wird man die Axiom-Teilnehmer nicht ranlassen."
Die von den Axiom-Fliegern geplanten Experimente seien eher als eine Art "Feigenblatt" anzusehen, sagte Ulrich Walter, betonte aber auch: "Ich meine das gar nicht herabwürdigend. Ich bin ein Fan von Weltraumtourismus. Damit kann man zeigen, dass an sich viele Menschen in der Lage wären, ins All zu fliegen." Stören würden die Besucher die ISS-Astronauten wohl auch nicht. "Es ist Platz genug, und auch die Dienstpläne sind nicht zu eng getaktet."
Unter anderem treffen die Axiom-Flieger auf der ISS den deutschen Astronauten Matthias Maurer, der seit November und noch bis Ende April auf der Station ist. Außerdem arbeiten auf der ISS derzeit die US-Astronauten Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron und die drei Kosmonauten Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow.