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Ein Kopftuch zum 15. Geburtstag

Ein Mädchen erzählt, wie es sich anfühlt als Tochter von marokkanischen Eltern hier in Deutschland groß zu werden.  

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Emoji mit Kopftuch   | Foto: apple
Emoji mit Kopftuch Foto: apple
Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund kennen dieses Gefühl "Wo gehöre ich eigentlich hin? Wo bin ich zu Hause?" Meine Eltern kommen beide aus Marokko in Nordafrika, und ich bin hier in Deutschland geboren und aufgewachsen.
In Deutschland werde ich als Marokkanerin bezeichnet, und in Marokko bin ich die typische Deutsche. Mitunter fühlt sich das seltsam an.

Ich fühle mich eher deutsch, weil ich die deutsche Sprache besser beherrsche und ich das deutsche Bildungssystem gut finde. Am Allerwichtigsten ist mir aber natürlich, dass ich hier in Deutschland meine Familie und meine Freunde habe und ich das nicht alles zurück lassen könnte. Warum auch, Deutschland ist ja meine Heimat. Es ist nicht so, dass Marokko für mich fremd ist. In Deutschland fühle ich mich allerdings wohler, weil ich in Marokko immer nur in den Ferien für kurze Zeit vor Ort bin.

In Marokko werde ich auch mit vielen Vorurteilen beäugt. Deutsche gelten dort zum Beispiel als sehr pünktlich oder die Menschen denken, dass man in Deutschland immer sehr gut verdient und ein gutes Leben führt. Und weil die Marokkaner das glauben, verkaufen sie den Deutschen, aber auch anderen Ausländern, ihre Ware in den Geschäften teurer.

Obwohl ich mich mehr als Deutsche fühle, ist die marokkanische Kultur tief in mir verwurzelt und spiegelt meinen Tagesablauf wieder. Ich trinke zum Beispiel häufig marokkanischen Minztee oder gehe oft mit meinen marokkanischen Freunden in die Stadt. Das Essen, das meine Mutter kocht (zum Beispiel Couscous oder Tajin) schmeckt mir einfach am besten.

Meine Mutter wünscht sich, dass ich mich wie ein typisch marokkanisches Mädchen verhalte. Marokkanische Mädchen gehen nicht lange aus und halten sich natürlich auch an die Regeln des Islams. Ich bin sehr froh darüber, dass mich meine Eltern zu dem Menschen erzogen haben, der ich heute bin, denn so fühle ich mich geborgen und gut.

Mit meinem 15. Geburtstag, der jetzt schon wieder einige Monate zurückliegt, habe ich für mich beschlossen, künftig ein Kopftuch zu tragen. Das war ein sehr großer Schritt für mich, weil ich damit auch auf mich nehme, diskriminiert zu werden. Um ehrlich zu sein, habe ich manchmal Angst, dass Frauen mit Kopftuch schlechtere Chancen haben, einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Weiherhof- Realschule (Freiburg)

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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