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Ein Goldjunge und zwei Freiburger

Bundestrainer Hansi Flick beruft neben Mario Götze auch die SC-Profis Matthias Ginter und Christian Günter in den WM-Kader.  

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Reisen gemeinsam zur WM: Matthias Ginter (links) und Christian Günter Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Gerd Gruendl
. Vielleicht ist von Hansi Flick hinterher ein gewisser Druck abgefallen. Nachdem der Bundestrainer seinen Kader für die WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) verkündet hatte, plauderte der 57-Jährige im DFB-Campus an den Stehtischen noch entspannt über die vielfältigen Herausforderungen bei diesem Sportereignis. Zuvor hatte Flick erklärt, warum sich in seinem 26-köpfigen Kreis in Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko zwei formstarke Bundesliga-Stürmer ohne Länderspieleinsatz befinden. Und warum das Comeback von Mario Götze fast zwangsläufig erfolgen musste. Den Goldjungen von Rio de Janeiro zurückzuholen, ist tatsächlich die größte Überraschung. Sicherlich größer als die Berufung der beiden Freiburger Matthias Ginter und Christian Günter.

Die anhaltende Galaform des edlen Technikers von Eintracht Frankfurt ließ Flick fast keine andere Wahl mehr. "Bei uns steht im Fokus, wie jemand performt. Wir alle wissen, dass Mario ein genialer Fußballer ist, der Gedankenblitze hat." Für den zwischenzeitlich in München und Dortmund abgetauchten Götze sprach auch dessen körperliche Konstitution. "Er kann dreimal in der Woche 90 Minuten spielen. Er ist topfit", sagte Flick. Götze, nun bei Eintracht Frankfurt, hat sein letztes von 63 Länderspielen vor fast genau fünf Jahren gegen Frankreich (2:2) bestritten.

Breiteren Raum nahmen auch die Erläuterungen ein, warum in Werder Bremens Mittelstürmer Füllkrug und Borussia Dortmunds Toptalent Moukoko zwei Debütanten in der Wüste das Vakuum auf der Mittelstürmerposition füllen sollen, für die erst Timo Werner (RB Leipzig), dann Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg) verletzt abgesagt hatten. Der 29 Jahre alte Füllkrug wurde bei der Präsentation im Vereinstrikot gezeigt, weil er nicht mal Auftritte in der U-21-Auswahl vorweisen kann. Für den zehnfachen Bundesligatorschützen spricht das "Momentum" (Flick), zudem gibt er die Symbolfigur der grün-weißen Stehaufmännchen.

Groß war auch die Freude bei Jungspund Moukoko ("Ich bin unfassbar glücklich und überwältigt"), auch wenn der Teenager andere Eigenschaften als Füllkrug einbringt. "Er ist schnell, quirlig und hat einen guten Abschluss", sagte Flick über einen Hoffnungsträger für die Heim-EM 2024, der erst am Tag des WM-Eröffnungsspiels volljährig wird. Keine Berücksichtigung in der Reisegruppe fanden hingegen zwei Klubkollegen: Sowohl Weltmeister Mats Hummels als auch Marco Reus, beide 33, müssen zuhause bleiben. "Mats war natürlich enttäuscht. Er ist ein wertvoller Spieler, aber wir haben uns für jüngere entschieden", erklärte Flick, der auf der Innenverteidigerposition dem 13 Jahre jüngeren Armel Bella-Kotchap (FC Southampton) das Vertrauen schenkte. Auch Reus erhielt einen persönlichen Anruf: "Jeder weiß, wie sehr ich ihn wegen seiner Gabe im letzten Drittel schätze, aber wir mussten uns entscheiden." Und so sprach die lange Leidensgeschichte mit anhaltenden Sprunggelenksproblemen gegen den BVB-Kapitän, für den nicht unbedingt erwartbar Vereinsgefährte Karim Adeyemi einen Platz erhielt. Aufgrund zu geringer Einsatzzeiten rauschte auch Robin Gosens (Inter Mailand) durchs Rüttelsieb, der gegenüber Christian Günter das Nachsehen hatte.

"Natürlich war es ein überwältigendes Gefühl und ein sehr schöner Moment", bekannte Letzterer und sprach zudem über seine Ziele: "Ich bin Sportler und Fußballer durch und durch. Natürlich will ich auf dem Platz stehen. Aber natürlich werde ich auch jede Rolle zu 100 Prozent annehmen, die der Trainer für mich vorsieht – keine Frage. Wir müssen als Mannschaft zusammenwachsen. Nur so kann man bei so einem Turnier erfolgreich sein", so Günter, der in Katar in Matthias Ginter einen SC-Kollegen an seiner Seite habend wird.

Insgesamt bildet der Bayern-Block mit sieben Akteuren – allesamt mit Stammplatzanspruch – die Basis eines ausgewogen zusammengestellten Aufgebots. "Wir haben einen sehr guten Kader. Wir haben es uns im Trainerteam nicht einfach gemacht. Wir haben viele Wenn-dann-Strategien durchgespielt", verriet Flick, der Bayern-Trainer Julian Nagelsmann dankte, seine Leistungsträger wieder in Form gebracht zu haben. Selbst Sorgenkind Thomas Müller könnte im einzigen Testspiel gegen den Oman nächsten Dienstag eingesetzt werden. Am Sonntag trifft sich der Tross in Frankfurt, um am Montag den Charterflieger für ein fünftägiges Kurztrainingslager in den Oman zu nehmen.

Spätestens mit der Weiterreise nach Katar, wo dann am 23. November das erste Gruppenspiel gegen Japan (14 Uhr/ ARD) ansteht, geraten die Protagonisten im schwarz-rot-goldenen Fünf-Sterne-Auftrag auch ins sportpolitische Spannungsfeld. Mit deutlichen Worten grenzte sich der DFB-Angestellte Flick von den Aussagen des WM-Botschafters Khalid Salmander ab, der Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet hatte. Das mache ihn sprachlos und fassungslos, sagte Flick mit ernster Miene.

Torhüter: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt).

Abwehr: Armel Bella Kotchap (FC Southampton), Matthias Ginter (SC Freiburg), Christian Günter (SC Freiburg), Thilo Kehrer (West Ham United), Lukas Klostermann (RB Leipzig), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund), Niklas Süle (Borussia Dortmund).

Mittelfeld/Angriff:
Karim-David Adeyemi (Borussia Dortmund), Julian Brandt (Borussia Dortmund), Niclas Füllkrug (Werder Bremen), Serge Gnabry (FC Bayern München), Leon Goretzka (FC Bayern München), Mario Götze (Eintracht Frankfurt), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (FC Chelsea), Jonas Hofmann (Bor. Mönchengladbach), Joshua Kimmich (FC Bayern München), Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund), Thomas Müller, Jamal Musiala, Leroy Sané (alle FC Bayern München).

Ressort: Fußball-WM

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. November 2022: PDF-Version herunterladen

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