Zisch-Schreibwettbewerb II Frühjahr 2013

Ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde

Von Rebecca Michelotti, Klasse 4b, Weihermattenschule Bad Säckingen  

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"Hast du deine Hausaufgaben gemacht?", fragte mich meine Mutter am Strand, als ich gerade aus dem Wasser kam. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, war das das eintausendste Mal, dass sie diese Frage stellte. "Jaaaah", brummte ich und legte mich neben sie in einen Liegestuhl. In den Ferien durfte man nicht an die Schule denken! Hatte meine Mutter das denn noch nicht begriffen?! Anscheinend nicht. Sie selbst arbeitete an meiner zukünftigen Schule und ich hoffte, ich würde sie nicht als Lehrerin bekommen. Das wäre wirklich zu schrecklich! Ihr war die Schule ziemlich wichtig, das war manchmal sehr nervig, aber etwas dagegen tun konnte ich nicht. Dann würde sie mir eine ihrer Predigten halten, und die waren nicht nur langweilig, sondern dauerten auch sehr lange. Oh nein! Jetzt hatte ich an die Schule gedacht! "Ich gehe dann mal zurück in die Pension", erklärte ich.

Jetzt möchte ich endlich erklären, wer ich bin. Sonst fallt ihr noch, ohne meine Geschichte gelesen zu haben, wie ich bei den Predigten meiner Mutter, vor Langeweile vom Stuhl. Also, ich heiße Lena, bin elf Jahre alt und mache gerade in England Urlaub. Unsere Pension liegt direkt am Meer, und dort finde ich es sehr schön. Ich bin nicht sehr außergewöhnlich. Manchmal ist das langweilig, finde ich. Trotzdem habe ich etwas Außergewöhnliches erlebt, was alles andere als langweilig war, und ich euch jetzt erzählen möchte: Eines Abends, als ich in der Pension nicht einschlafen konnte, wollte ich noch einmal am Meer spazieren gehen. Ich schnappte mir meine neue Kamera, denn ich wollte noch ein paar Fotos von dem Sonnenuntergang und dem Meer machen. Also schlich ich mich nach draußen.

Plötzlich hörte ich ein Jaulen. Aber das war kein Jaulen einer Sirene. Es klang … geheimnisvoll und irgendwie … magisch. Eigentlich war es eher ein Gesang. Er war nicht hoch, aber auch nicht wirklich tief und hörte sich wunderschön an. Eine leise Ahnung in meinem Kopf sagte mir: Das ist der Gesang eines Wales, und wie auf Kommando sprang ein großes Lebewesen aus dem Meer, tauchte aber gleich wieder ein. Ich erschrak und dachte an ein Buch über Wale, das ich einmal gelesen hatte. Lebensgefährlich für Wale ist es, wenn sie sich an einem Ufer verirren. Dort gibt es zu wenig Wasser für sie und sie können im Sand stecken bleiben. Das stand dort. Schnell rannte ich in die Pension zurück und klopfte bei "Privat". Ich hatte Glück. Der Ehemann der Frau, der die Pension leitete, öffnete mir die Türe. Er arbeitete als Segellehrer und war außerdem in einem Tierschutzverein. Sicher würde er mir helfen, und außerdem sprach er auch Deutsch.

In der kürzesten Kurzfassung, die in meinem Kopf zu finden war, erzählte ich, was passiert war. Er stellte keine dummen Fragen, sondern rief seine Tierschutzverein-Kollegen an, ging nach draußen und machte schon mal die Boote bereit. In der Zwischenzeit kamen die Kollegen angerannt und setzten sich in die Boote. Gemeinsam trieben sie den Wal in Richtung Horizont. Aus der Ferne hatte ich alles beobachtet und ein Foto nach dem anderen geschossen. Als ich die Erwachsenen mit dem Wal nicht mehr sehen konnte, legte ich mich in den Sand und schlief ein.

Am nächsten Morgen erwachte ich von einem Schmetterling, der meine Blumenhaarspange wahrscheinlich für eine echte Blume gehalten und sich dort niedergelassen hatte. Außerdem war mir kalt. So lief ich in die Pension zurück. Dort erwarteten mich schon meine Eltern, meine große Schwester und der Tierschützer. Meine Mutter wollte gerade Luft holen, um wahrscheinlich etwas von "viel zu gefährlich bei dem starken Wind" zu faseln. Bei dieser Vermutung musste ich innerlich lachen. So leicht wie eine Feder war ich ja nun auch wieder nicht, dass der Wind mich einfach wegfliegen lassen konnte! Aber mit meiner Vermutung lag ich nicht richtig, denn sie sagte nichts, sondern verstummte gleich wieder.

Stattdessen sagte der Tierschützer: "Ich finde es wirklich toll von dir, Lena, dass du dem Wal das Leben gerettet hast. Im Sand, nahe am Ufer, hätte er steckenbleiben und somit auch sterben können." Mit jedem Wort, das er sagte, hatte ich das Gefühl, ein Stück zu wachsen. Oder war das doch der Stolz? Tja, seitdem gehöre ich nicht mehr zu Langweilern, die ihre Erlebnisse nur vor der Glotze angeschaut und nie selbst welche erlebt haben! Na ja, manchmal verändern sich Dinge eben schneller, als man denkt. Das war also meine Geschichte, und das Beste ist, ich bin jetzt wirklich mit den Hausaufgaben fertig!

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