"Ein Beitrag gegen den Klimawandel"
Vor kurzem fand auf beiden Seiten des Schuttertales der symbolische erste Spatenstich für insgesamt elf neue Windkraftanlagen statt. Auf Schuttertaler Gemarkung werden vier neue Windräder gebaut werden. Die restlichen sieben Anlagen verteilen sich auf die Gemeinden Seelbach, Ettenheim, Ringsheim, Biberach und Steinach. Zischup-Reporterin Theresa Schwörer befragte dazu Casten Gabbert, den Bürgermeister von Schuttertal.
Theresa Schwörer, Klasse 9b, Max-Planck-Gymnasium & Lahr
Mi, 23. Dez 2015, 14:48 Uhr
Schülertexte
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Vor kurzem fand auf beiden Seiten des Schuttertales der symbolische erste Spatenstich für insgesamt elf neue Windkraftanlagen statt. Auf Schuttertaler Gemarkung werden vier neue Windräder gebaut werden. Die restlichen sieben Anlagen verteilen sich auf die Gemeinden Seelbach, Ettenheim, Ringsheim, Biberach und Steinach. Zischup-Reporterin Theresa Schwörer befragte dazu Casten Gabbert, den Bürgermeister von Schuttertal.
Gabbert: Ich bin mir sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger im Schuttertal nicht in zwei Lager geteilt worden sind. In den Diskussionen wurde stark aneinander vorbeigesprochen. Das ganze Thema wurde ja nicht von uns erfunden, sondern es findet unter der Überschrift Energiewende statt. Nach Fukushima hat Deutschland eine Wende vollzogen, man setzt jetzt stärker auf erneuerbare Energien. Schuttertal hat gute Rahmenbedingungen, um Windkraftanlagen zu bauen. Die Frage für mich als Bürgermeister war, wie kann Schuttertal da mitwirken, wenn auch in Ettenheim, Seelbach, Ringsheim, Steinach und Biberach Windkraftanlagen gebaut werden. Es hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, in der nach meinen Kenntnissen rund 30 Personen sind. Es ist also keine Massenbewegung. Es ist klar, dass durch viele Berichte in der Zeitung ein Gefühl der großen Kontroverse entsteht. Diskussionen über Windkraft gibt es überall.
Zischup: Die Windkraftgegner haben ihre Bedenken. Drohen Gesundheitsschäden durch hörbare und nicht hörbare Lärmemission? Und wie sieht es mit dem Schattenwurf der Anlagen aus?
Gabbert: Es ist sehr wichtig, sich diese Fragen zu stellen. Im Gemeinderat nehmen wir dieses Thema sehr ernst. Es gibt eine Untersuchung der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, die belegt, dass Infraschall nicht bedenklich ist. Infraschall ist überall. Wenn das Windrad sich dreht, muss Wind gehen und dann hat man auch im Wald Infraschall, der nach rund hundert Metern Entfernung zum Windrad stärker ist als der Infraschall des Windrades. Lärm ist ein wichtiges Thema. Lärm macht krank, jedoch erzeugen die Windkraftanlagen nach 450 Metern nur noch Lärm, der auch zulässig ist. Die Häuser sind jedoch viel weiter weg. Sie stehen rund 1000 bis 2000 Meter entfernt. Windräder werden nicht zum Dauerlärm werden. Im Jahr darf eine Anlage an einem Haus maximal 30 Stunden Schatten werfen. Das Jahr hat rund 8000 Stunden.
Zischup: Sie sind Mitglied der Partei Die Grünen. Durch die Windkraftanlagen wird es beträchtlichen Schaden in der Natur geben. Bäume werden gefällt, Straßen gebaut. Und wilde Tiere fühlen sich in ihrem Lebensraum gestört. Können Sie das mit Ihrem grünen Gewissen vereinbaren?
Gabbert: Das ist wirklich schwierig, da wir zwei Ziele haben, welche sich entgegenlaufen. Jede Energiegewinnungsart hat Vor- und Nachteile, bei allem gibt es Risiken. Wir betreiben einen hohen Aufwand, dass zum Beispiel den Vögeln und den Fledermäusen nichts passiert. Sie werden umgesiedelt. Vor den Bauarbeiten wurden die Bäume mit den Höhlen zugeklebt, damit sie im Winter nicht reingehen, und auf der anderen Seite wurden Nistkästen für die Tiere hergerichtet. Außerdem wurde der Baugrund für die Eidechsen mit einer Folie abgedeckt, dass diese nicht da hingehen. Die beiden Standorte der Windkraftanlagen sind Waldstandorte, sodass es sehr unwahrscheinlich ist, dass einheimische Vögel wie der Rotmilan über den Windrädern fliegen. Bei den Fledermäusen werden sogar die Windräder abgestellt, wenn sie fliegen, dass ihnen nichts passieren kann. Es wird sehr viel dafür getan.
Zischup: Es besteht eine Waldbrandgefahr, wenn eine Windkraftanlage mitten im Wald brennt. Gerade in extrem trockenen Sommern. Gibt es besondere Maßnahmen? Notfallpläne, Löschwasserhydranten im Wald oder ähnliches, um das Risiko eines Brandes gering zu halten?
Gabbert: Das Brandrisiko besteht, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Natürlich gibt es Maßnahmen, worüber man im Moment noch diskutiert. Einen Hydrant kann es nicht geben, da keine Wasserleitung in der Nähe ist. Die Feuerwehr weiß auch durch Übungen, wie sie sich in so einem Fall zu verhalten hat. Ich glaube, die Waldbrandgefahr ist beherrschbar.
Zischup: Der Tourismus im schönen Schuttertal ist eine wichtige Einnahmequelle für die Bürger. Aber die Windkraftanlagen werden das Landschaftsbild auf beiden Seiten des Schuttertals für die nächsten Jahrzehnte prägen. Geht’s mit dem Tourismus jetzt bergab?
Gabbert: Wir haben uns mit diesem Thema beschäftigt. Es gibt keine Untersuchung, die das konkret bestätigt. Ich glaube auch nicht, dass das Landschaftsbild durch die Anlagen geprägt wird. Oft sieht man die Windkraftanlagen gar nicht. Am Beispiel Freiamt erkennt man, dass der Tourismus stieg, während sie ein Windrad nach dem anderen gebaut haben. Ausschließen kann man einen Rückgang des Tourismus natürlich nicht. Aber genauso wird es sicherlich Urlauber geben, die in eine Region wollen, wo sie wissen, dass etwas getan wird.
Zischup: Gibt es für die Schuttertäler Bürger auch einen klaren Nutzen?
Gabbert: Ich denke, dass die Leute aus Schuttertal sagen, sie schauen lieber ein Windrad an als ein Atomkraftwerk. Außerdem leisten wir einen ordentlichen Beitrag gegen den Klimawandel. Die Leute können sich finanziell an den Windparks beteiligen und Geld daran verdienen. Wir versuchen, dass die Leute in ein paar Jahren genau den Strom bekommen, der mit den Windkraftanlagen im Schuttertal gewonnen wird.
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